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Alpenkaffee
Beim Wort ‘Kaffee‘ denken wir sofort an den aus den Tropen stammenden Bohnenkaffee. Doch das Kaffee-Rösten von Samen und Früchten einheimischer Pflanzen hat auch im Berggebiet Tradition.
Der Altreier Kaffee Der Altreier Kaffee ist eine Lupinenart, für deren Anbau der kleine, auf 1200 Metern abgeschieden gelegene Ort Altrei bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts bekannt war. Aus den umliegenden Ortschaften kamen die Menschen nach Altrei, um sich diesen Kaffee zu holen. Der Dorfbäcker röstete ihn im Backofen mit der Restwärme des Brotbackens. Der Altreier Kaffee wurde gemischt mit Gerste, Roggen oder Weizen zubereitet. Der Altreier Kaffee blüht blau neben einem blühenden Buchweizenfeld. In anderen Gebieten Südtirols (Grödental, Pustertal) wurde die weisse Lupine als Kaffee genutzt.
Kaffeemischung aus Tschirland (Vinschgau)
Sie besteht aus gerösteten Sojabohnen, Gersten- und Weizenkörnern und den Kernen der Marillensteine. Diese Mischung stammt aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Sojabohne ist sehr wärmebedürftig. Sie gelangte vermutlich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Südtirol und dürfte regional die Lupine als Kaffee-Pflanze abgelöst haben.
Das Rösten
Das Rösten ist eine der ältesten Kulturtechniken der Nahrungsmittelzubereitung. Bereits in der Steinzeit rösteten die Menschen Getreide, da sich geröstetes Getreide leichter mahlen liess. Das geröstete und gemahlene Getreide wurde zu einem Brei gekocht. Heisse Getränke wie Kaffee oder Tee gab es zu dieser Zeit noch nicht, sie entstanden erst im Mittelalter. Der Bohnenkaffee wurde in Europa im Laufe des 18. Jahrhunderts zum ‘Volksgetränk‘. Durch das Rösten entsteht der typische, bittere Kaffee-Geschmack. Das Rösten ist gleichzeitig eine Form der Konservierung. Getreide kann vor dem Rösten gemälzt werden (‘Malzkaffee‘). Dabei werden die Körner gewässert und beginnen zu Keimen: Stärke wandelt sich in Malzzucker um und Eiweisse werden in Aminosäuren zerlegt. Es entsteht eine leicht süssliche Geschmacksnote. Für die Zubereitung zu Kaffee werden die gerösteten Samen oder Früchte gemahlen und mit kochendem Wasser überbrüht. Keine der Kaffee-Ersatzpflanzen enthält das Aufputschmittel Koffein.
Feigen und Erdmandeln: Die Kaffee-Zutaten der wärmeren Lagen
In wärmeren Tallagen Südtirols, in denen der Feigenbaum wächst, wurde aus getrockneten Feigen gemeinsam mit Getreide ein Kaffee gebrüht. Dieser ‘Feigenkaffee‘ ist süsser als reiner Getreidekaffee. Aus dem Vinschgau ist das Rösten von Birnen und der Erdmandel als Kaffee-Zutaten überliefert. Die Erdmandel ist ein wärmeliebendes Sauergrasgewächs, das unterirdische Ausläuferknollen – die Erdmandeln – bildet.