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Wandelbare Gärten
Die üppigen Hausgärten sind erst in jüngster Zeit entstanden. Ursprünglich war der Hausgarten im Berggebiet ein kleiner Kräutergarten. Gemüse wurde in der Feldflur angebaut.
Garten und Acker unterscheiden sich durch den Zaun, der ersteren umgibt und durch die Art ihrer Bewirtschaftung. Gärten sind fix angelegt, Gemüseäcker wandern durch die Feldflur: Alle zwei bis drei Jahre wird ein neues Stück Wiese umgebrochen. Gärten werden in Handarbeit und mit der Hacke gepflegt, auf dem Feld kommen der Pflug und andere Geräte zum Einsatz.
Gärten und Äcker sind Anbauflächen für verschiedene Kulturpflanzen. Gärten und Äcker werden unterschiedlich bewirtschaftet, wie diese Ausstellung zeigt. Und doch gibt und gab es Gemeinsamkeiten: Viele Getreidefelder des Bergebiets wurden ähnlich der Gärten gepflegt: Vor allem in Gebieten, wo der Getreideanbau ausschliesslich der Selbstversorgung diente, wurden die Äcker sehr sorgfältig und ‘gartenmässig‘ gepflegt. Das Unkraut wurde von Hand gejätet, was wie die Gartenarbeit die Arbeit der Frauen war. Im Bündner Oberland (Schweiz) waren die Äcker bedingt durch das steile Gelände oft klein und in Mischkultur verschiedener Getreidearten bestellt. Die Auswahl des Saatguts und die Auswahl der Ackerfläche trafen hier die Frauen. Im Ötztal (Nordtirol) ist aus dem 19. Jahrhundert belegt, dass jedes einzelne Gerstenkorn in die Erde gesteckt wurde. Dies erbrachte höhere Erträge als die breitwürfige Saat.
Hausgarten in St. Nikolaus (Ultental, Südtirol) Der Garten ist eingezäunt und liegt in der Nähe des Hauses. Das Frischgemüse hat darin einen fixen Platz, ebenso Kamille, Brotklee, Schnittlauch, Majoran und viele andere Gewürz- und Heilkräuter und Zierpflanzen. Gärten waren stets auch Experimentierflächen. Unbekannte Kulturpflanzen wurden zunächst im Garten angebaut, bevor sie feldmässig kultiviert wurden. Ein Beispiel dafür ist der aus den Anden stammende Erdapfel.
Gemüseacker in Altrei (Südtirol) In den Gemüseäckern wird jenes Gemüse gepflanzt, das viel Platz benötigt wie Kohlgewächse. Ebenso Wurzelgemüse, welches zudem auf mässig gedüngten Böden besser gedeiht als in den regelmässig mit Mist versorgten Hausgärten.
Der Garten unterscheidet sich vom Acker durch seinen Zaun.
Neuankömmlinge in den Gärten Speisekürbisse haben in den letzten Jahren die Gemüsevielfalt bereichert. Im Bild die Sorte ‘Hokkaido Orange‘ der Kürbisart Cucurbita maxima. Der Schweinekürbis (Cucurbita pepo, ‘Fakenkürbis‘) ist eine Kürbisart, die bereits seit langem angebaut wird.
Viele Kulturpflanzen gelangten erst mit Verzögerung in die Gärten des Berggebiets: Tomate und Karfiol werden erst seit einigen Jahrzehnten gepflanzt.