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Bohnen und Erbsen
In allen Agrarkulturen werden Schmetterlingsblütler als wichtige Quelle pflanzlichen Eiweiss intensiv genutzt. Gartenbohne, Feuerbohne, Erbse und die Ackerbohne sind in den Hausgärten der Alpen die wichtigsten Vertreter.
Die Stangenbohne ist die Mutter der Buschbohne Die ältere Form der Gartenbohne ist die Stangenbohne. Sie windet sich an den Stangen in die Höhe und ist über mehrere Wochen beerntbar. Für die Samengewinnung müssen die ersten Hülsen an der Pflanze belassen werden. Buschbohnen sind aus den Stangenbohnen entstanden: Man selektierte Pflanzen mit kurzen Ranken und schliesslich rankenlose Formen aus. Eine Zwischenform von Busch- und Stangenbohnen sind Reiserbohnen. Sie können in Mischkultur mit Mais angebaut werden, weil sie den Mais nicht überwuchern.
Die Feuerbohne fühlt sich im Berggebiet besonders wohl Die Feuerbohne hat geringere Temperaturansprüche und liebt kühl-feuchtes Klima. Sie gedeiht daher in Höhenlagen besser als ihre Verwandte, die Gartenbohne. Sie kann bereits ausgesät werden, wenn der Boden 8 -10˚ C hat. An heissen Standorten gedeiht sie nicht gut. Feuerbohnen sind starkwüchsige Pflanzen, die ein hohes Rankgerüst benötigen. Im Vinschgau (Burgeis) heisst sie ‘Wetsch‘. Man isst die grünen Fisolen oder verwendet die getrocknete Bohne als Zutat in der Kastanien- oder Gerstsuppe.
Die Ackerbohne ‘Ultner Boa‘ Die Ackerbohne war bis ins 16. und 17. Jahrhundert eine der wichtigsten Kulturpflanzen und ‘die Bohne‘ schlechthin. Erst mit der Ankunft der Gartenbohne wurde die Ackerbohne zur Pferde- oder Saubohne degradiert. In einigen Tälern hat sich die Ackerbohne bis heute in den Gärten gehalten, so zum Beispiel im Ultental, wo sie ‘Ultner Boa‘ genannt wird. Dort wird sie grünreif geerntet und mit Erdäpfeln gegessen.
Bohnen wird nachgesagt, dass sie schwer verdaulich sind. Vielleicht ist das ein Grund, warum sie nicht zu den beliebtesten Gemüse-Kulturen zählen. Zu unrecht, denn die eiweissreiche Bohnenkost bedarf nur der richtigen Zubereitung, damit sich das Sprichwort ‘jedes Böhnchen ein Tönchen‘ nicht bewahrheitet: Bohnen nie mit Salz oder Säure (z.B. Essig, Paradeisern) kochen, denn dies verhindert das Garwerden und macht die Bohnen unverdaulich. Bohnen stets einweichen (Wasser dann wegschütten) und danach in ungesalzenem Wasser, eventuell mit Kräutern, gar kochen. Auch die Zugabe des aromatischen Bohnenkrauts macht Bohnengerichte leichter verdaulich.
Die ‘Gersterbse‘ In Altrei in Südtirol wurden Palerbsen bis vor wenigen Jahrzehnten in Mischkultur mit Gerste angebaut (‘Gersterbsen‘): Die Gerste dient der Erbse als Stützfrucht, die Erbse versorgt die Gerste mit Stickstoff. Beide reifen gleichzeitig ab. Neuere Züchtungen hingegen benötigen länger zum Abreifen und eignen sich daher nicht für diese Mischkultur. Erbsen und Linsen zählen zu den ältesten Kulturpflanzen in Mitteleuropa. Gemeinsam mit Emmer, Einkorn und gebietsweise Gerste oder Hirse bildeten sie den Grundstock des Ackerbaus. Die älteste Form der Erbse sind die Palerbsen. Sie werden auch Rollerbsen genannt und sind besonders stärkereich. Markerbsen und Zuckererbsen gelangten erst mit dem Saatguthandel in die Gärten.