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Gerste, das Aschenputtel

Die Gerste ist schnell, impulsiv, sie blüht ‚zu‘ früh, wurzelt schwach und kommt nach der Befruchtung dank ihrer Grannen mit wenig Wasser aus.

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Die Gerste und ihr wichtigstes Organ, die Granne
Die Granne ist im Pflanzenreich ein einzigartiges Organ. Sie entspricht einer Blattscheibe, die sich in eine nadelförmige Gestalt verwandelt hat. Mit Hilfe ihrer Grannen kann die Gerste auch in trockenen Gegenden recht viel Substanz bilden, die anschliessend in den Körnern gespeichert wird. Sogar in der Nähe von Wüsten bringt die Gerste der landwirtschaftlichen Bevölkerung noch bescheidene Erträge. Vereinfacht gesagt isst man bei der Gerste die Granne, beim Roggen den Halm und beim Weizen das Blatt.


Die Gerste hat die kleinsten Staubbeutel. Die Befruchtung findet statt bevor die Ähre sichtbar wird und die Blüten sich geöffnet haben.
Die Sommergerste stösst bis an die Grenzen des Bergackerbaus heran. Sie hat ihre Vegetationszeit verkürzt, weil sie schon blüht, lange bevor die anderen Getreidearten an Blühen denken. Sie blüht, bevor die Ähre erscheint. Sofort nach der Befruchtung fängt die Kornbildung an und so gewinnt sie 2 bis 3 Wochen Vorsprung, indessen Weizen und besonders Roggen ihre Ähren weit aus dem Blattbereich heraus schieben, bevor sie blühen.

 
Pfauengerste aus Vrin
Diese Sorte ist zweizeilig. Die länglichen, grünen Formen sind taube, unvollkommen ausgebildete Blüten. Bei sechszeiligen Sorten sind diese Blüten fruchtbar. Die Braugersten gehören alle zur Gruppe der zweizeiligen Sorten. Die Korngrösse ist bei dieser Gruppe sehr gleichmässig. Die seitlich angeordneten Körner der sechszeiligen Sorten sind in der Regel kleiner.

Gerste ist das Aschenputtel der Getreidearten. Als Futtergetreide verunglimpft, fristet sie in der Küche ein Schattendasein und wartet auf ihren Prinzen. Die modernen Gerstensorten produzieren zuwenig Stroh, was für die Landwirte ein ernsthaftes Problem ist. Viele moderne Gerstensorten bleiben mit ihren Ähren in den Blattscheiden stecken, wenn die Wachstumsbedingungen nicht optimal sind. Die Landsorten kennen dieses Problem nicht, sie bringen genügend Wüchsigkeit von sich aus mit. Das Ziel einer Züchtung für die biologische Landwirtschaft wäre, Sorten zu entwickeln, die genügend wüchsig sind und trotzdem standfest bleiben.