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Morgen (16. Oktober) ist Welternährungstag
Nach einem erst kürzlich veröffentlichten Bericht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft sind heute 805 Millionen Menschen chronisch unterernährt. Das entspricht rund einem Neuntel der Weltbevölkerung. Laut Angaben des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF sterben an Unterernährung rund 3,1 Millionen Kinder jährlich. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind gefährdet.
Bereits seit 1979 begeht die Ernährungs- und Landwirtschafsorganisation der UNO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations - FAO) alljährlich am 16. Oktober den Welternährungstag.
Weltweit bestehen bis heute große Unterschiede bei der Nahrungsversorgung: Die überwältigende Mehrheit der Hungernden lebt in weniger entwickelten Ländern (rund 98 Prozent), die meisten davon in Asien (526 Millionen). Der Anteil von Unterernährten an der Gesamtbevölkerung ist in Afrika südlich der Sahara am größten, dort hungert jeder vierte Mensch. Aber auch in den Ländern mit einem höheren Industrialisierungsstand sind rund 16 Millionen Menschen betroffen.
Aber auch kleine Fortschritte lassen sich an den Daten ablesen: Die Zahl der chronisch unterernährten Menschen ist laut FAO-Bericht in den letzten zehn Jahren um 100 Millionen zurückgegangen. Damit fügt sich das Jahr 2014 in einen positiven Trend: Seit den frühen Neunzigerjahren ist die Zahl der Hungernden laut FAO um 17 Prozent gesunken. Verbessert hat sich die Lage vor allem in Ost- und Südostasien und in Lateinamerika.
Mit dem Rückgang des Anteils der Hunger leidenden Menschen an der gesamten Weltbevölkerung rückt das Millenniumsziel der UN in greifbare Nähe. Die UN hatte 2001 in ihren Entwicklungszielen unter anderem formuliert, den Anteil der Hungerleidenden ausgehend von 1990 bis 2015 auf 11,6 Prozent zu halbieren. Bis heute haben 63 Länder dieses Entwicklungsziel erreicht, weitere sechs Länder sind auf dem Weg, das Ziel bis 2015 zu erreichen.
Renommierte Referenten, die im Oktober 2013 an der Tagung "Nahrung für die Welt" auf Schloss Maretsch, organisiert vom Amt für Kabinettsangelegenheiten teilgenommen hatten, wiesen auf bestehende Probleme bei der effizienten Bekämpfung des Welthungers hin: Schlüsselprobleme seien die Bedrohung der regionalen und lokalen Landwirtschaft durch die Verdrängung von Kleinbauern und die fortschreitende Privatisierung von Ackerland in den Entwicklungsländern. Zudem wurde hervorhoben, dass Frauen in vielen Ländern kaum Rechte haben, obwohl sie maßgeblich an der weltweiten Produktion von Nahrungsmitteln beteiligt sind. Es wurde auch darauf aufmerksam gemacht, dass für die Bekämpfung des Hungers die Schaffung eines positiven Umfelds und ein integrierter Ansatz notwendig sind. Einerseits soll durch öffentliche und private Investitionen die Produktivität gesteigert werden sowie der Zugang zu Ackerland, zu Dienstleistungen, zu Technologien und zum Markt verbessert werden. Andererseits versucht man, durch Maßnahmen für eine ländliche Entwicklung und den Schutz der Ärmsten ihre Resilienz gegenüber Konflikten und Naturkatastrophen zu stärken.
Wie wichtig es ist, Kleinbauern und eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen, kann am Beispiel von Indien gut veranschaulicht werden. Vandana Shiva, die mehrmals in Südtirol gastierte, hat immer wieder auf die aktuellen Missstände in ihrem Land hingewiesen. Indien produziert soviel Getreide, dass es zum Exporteur geworden ist, obwohl eine viertel Milliarde Menschen im Land an Unterernährung leiden. Trotzdem steckt die indische Landwirtschaft in einer schweren Krise. Vor allem die ökologischen Folgen der intensiven Landwirtschaft im Zeichen der Grünen Revolution sind zu einem gewaltigen Problem für die Nachhaltigkeit geworden. Mehr noch: Das landwirtschaftliche Gleichgewicht ist aus dem Lot geraten. Die Fruchtbarkeit der Böden ist zerstört, die Grundwasserspiegel fallen als Ergebnis des schonungslosen Wasserverbrauchs, hinzu kommt die Umweltverschmutzung aufgrund des exzessiven Einsatzes chemischer Pestizide. Millionen Kleinbauern leiden, denn sie können von ihrer Arbeit kaum noch leben. Gleichzeitig werden auf Druck von Regierung und Unternehmen riesige landwirtschaftliche Flächen stillgelegt und für Industrie- und Infrastrukturprojekte genutzt.
Das Land Südtirol ist seit dem Jahre 1991 im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Neben der Unterstützung der Projekte der Organisationen, die in Südtirol in diesem Bereich aktiv sind, werden direkte Programme durchgeführt, welche das Ziel haben, mehrjährige Partnerschaften mit den lokalen Organisationen und Institutionen aufzubauen. Ein wichtiges Ziel dieser Programme ist die Armutsreduzierung, die in den Programmen des Landes vor allem über die Nahrungsmittelsicherheit der Kleinbauern angestrebt wird.
Das Land Südtirol unterstützt zurzeit in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern mehrjährige Programme in einigen Schwerpunktregionen in Uganda, Tansania und Burkina Faso, die auf die Verbesserung der Landwirtschaft ausgerichtet sind. Vorrangige Ziele dieser Programme sind die Diversifizierung und Steigerung der Produktion sowie der Schutz von traditionellen Samensorten. Denn nur biodiverse Systeme können der Klimaveränderung und den Schwankungen des Marktes standhalten. Dieser Ansatz wird aber auch mit moderneren Technologien verbunden, indem man z.B. verbesserte Sorten einsetzt, welche sich besser den Klimaschwankungen anpassen, moderne Lagerräume einrichtet, um Ernteverlusten vorzubeugen, aber auch mittels gezielten Marketingstrategien und der Gründung von Genossenschaften, um einen besseren Zugang zum Markt zu schaffen.
Erfolgreich abgeschlossen wurde kürzlich ein Projekt in Ecuador in Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Fepp (Fondo Ecuatoriano Populorum Progressio), das die Gründung von sogenannten SIPAS (Integrale Systeme für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion) beinhaltete, um die Diversifizierung und die Produktivität in der Land- und Viehwirtschaft der lokalen Bauern zu steigern. Im Rahmen von Veranstaltungen und Fortbildungen wurden ernährungs- und handelsrelevante Inhalte auf der Grundlage von Vorschlägen der mit einbezogenen Familien definiert und vermittelt und eine Stärkung des lokalen alternativen gerechteren Handelssystems erzielt.
Wie wichtig die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft ist, ist aus einem im Jahr 2014 finanzierten Projekt ersichtlich, das in Zusammenarbeit mit dem Svay-Leu-Bezirk in Kambodscha und der NRO Oxfam Italien zurzeit durchgeführt wird. Das Projekt zielt auf die Gründung einer Reisbank ab, die die Pflanzenvielfalt weiterhin garantieren soll. Zielgruppe sind die 320 Produzenten im Gebiet (davon 65 % Frauen), die als Familienoberhaupt für den Unterhalt der Familie sorgen.
Seit über 20 Jahren engagiert sich auch CTM Altromercato mit Unterstützung des Landes Südtirol auf der Insel Panay in den Philippinen für gerechtere Handelsbedingungen für die Kleinbauern. Mit einem Projekt, das 2013 vom Land Südtirol unterstützt wurde, sollte die Verbesserung der Qualitätsstandards in der Produktionskette des Mascobado-Zuckers erreicht werden, den die Mitglieder von PFTC (Panay Fair Trade Center) auf der Insel Panay herstellen. Es wurden verschiedene Geräte angekauft, um die alte Infrastruktur zu ersetzen und höhere Qualitätsstandards in der Zuckerproduktion zu erzielen. Die Kleinbauern arbeiten oft unter schwierigen Bedingungen und kämpfen für ihr Recht auf gerechtere Preise. Erst kürzlich wurden Bauern Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Das Land Südtirol wird auch weiterhin den fairen Handel unterstützen, um bessere Lebensbedingungen für die Bauern zu schaffen.
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