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Über 300 Teilnehmende bei "Begabung verpflichtet"
LPA - Das Thema Begabung stand heute (10. Februar) an der Eurac in Bozen im Mittelpunkt. Auf einer Tagung des Deutschen Schulamtes waren über 300 Personen mit der Frage befasst, wie Lehren und Lernen zu gestalten ist, um begabte Menschen bestmöglich zu fördern und in ihrer Entwicklung zu unterstützen.
"Begabte Menschen zu fördern und ihre Begabungen zu erkennen" bezeichnete der Direktor des deutschen Bildungsressorts und Schulamtsleiter Peter Höllrigl zum Tagungsauftakt als zentrale Aufgabe von Gesellschaft und Bildungsinstitutionen. Es sei ein Irrtum zu glauben, dass sich Begabungen von alleine entwickelten, so der Schulamtsleiter. Er verwies darauf, dass im Schulamt seit sieben Jahren dem Bereich ein besonders Augenmerk zukomme. Unter der Koordination von Siglinde Doblander sei viel an Informations- und Aufklärungsarbeit, aber auch an Förderungsinitiativen geschehen.
Schulamtsleiter Höllrigl kam auch auf Erwin Wagenhofers Film "Alphabet" und dessen Kritik am kompetitiven Schulsystem zu sprechen und auf die These, nach der 98 Prozent aller Kinder hochbegabt zur Welt kämen und es am Ende der Schulzeit nur noch zwei Prozent seien. In diesem Zusammenhang sprach er sich für eine "inklusive" Schule aus, welche "die Schätze der Begabungen allen Kindern und Jugendlichen zugänglich" mache.
Anschließend beleuchtete Willi Stadelmann, ehemaliger Rektor der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, die Begabungs- und Begabtenförderung aus Sicht der Lernforschung. Gelingen könne diese Förderung nur, wenn sie auf einer soliden Schulentwicklung fuße. Diese wiederum hänge von autonomen Freiräumen der Schule, ihren organisatorischen Abläufen, der pädagogischen Entwicklung und Qualitätsmessinstrumenten wie der Evaluation ab.
Albert Ziegler von der Universität Erlangen-Nürnberg ging darauf ein, wie sich die individuellen Lernressourcen begabter Schüler wahrnehmen und fördern lassen. Lernen gehe mit der Veränderung von Systemen einher. Es gehe darum, in Auseinandersetzung mit der Umwelt die eigenen Kapazitäten zu erhöhen. "Umwelt und Lernende müssen zusammenpassen. Es kann keine Begabtenförderung funktionieren, wenn eine Begabung da ist, aber das Umfeld nicht dazupasst", so Ziegler.
Am Nachmittag stellte Heidrun Stöger von der Universität Regensburg Trainings zu selbstreguliertem Lernen vor. Lernstrategien seien das Um und Auf für einen Lernzuwachs, der sich deutlich vom "reinen" Unterrichten ohne diese Ansätze abhebe. Die richtigen Strategien führten zu überdurchschnittlichem Lernen, wie Untersuchungen zeigten. Das Verblüffende dabei sei, dass Lernende aller Leistungsgruppen in ähnlichem Maße Fortschritte zeigten: das erklärte Ziel jedes Lehrers. Ein Trainingsprogramm zu selbstreguliertem Lernen von sechs bis sieben Wochen könne dazu führen, dass Schüler motivierter und systematischer lernten, auch und vor allem zu Hause. Dies komme Lernenden aus bildungsferneren wie bildungsnahen Familien gleichermaßen zugute. Beendet wurde die Tagung mit einer Fragrunde an die Referenten.
Musikalisch mitgestaltet haben die Veranstaltung Schülerinnen und Schüler der Musikschulen Bozen und Meran und des Schulsprengels Toblach. Am Nachmittag wurden zudem ein theaterpädagogisches Projekt der Mittelschule "Maria Hueber" im Herz-Jesu-Institut Mühlbach und ein literarischer Beitrag eines Schülers dargeboten.
Im Foyer des Auditoriums der Eurac zeigte parallel zur Tagung eine Ausstellung Beiträgen von Schulen und Institutionen, zur Förderung begabter Schülerinnen und Schüler.
jw