ZeitenWende
Unser Blick auf die Jahre 1900–1920 wird von der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ vereinnahmt, wie der US-amerikanische Historiker George F. Kennan den Ersten Weltkrieg einst bezeichnete. Dessen Vorzeichen, sein Verlauf und seine Auswirkungen bestimmen die Wahrnehmung der Epoche in der breiten Öffentlichkeit. Anderweitige Aspekte, die diesen Zeitraum charakterisieren, geraten weitestgehend in den Hintergrund oder werden zur Gänze ausgeblendet.
Dabei gibt es viel zu entdecken abseits des Krieges. Die Ausstellung ZeitenWende öffnet die Augen dafür. Südtirol wird am Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Moderne konfrontiert. Im Land geht das Licht an. Mobilität und Kommunikation erreichen neue Dimensionen. Die Modernisierung verändert die Haushalte. Eine Konsumgesellschaft bildet sich heraus. Alltagsgegenstände werden zu Kunstobjekten. Menschen betreiben Sport. Fremde bereisen das Land und bringen Fremdes ins Land. Bildung wird erstrebenswert. Frauen kämpfen um ein neues Selbstverständnis. Die Gesellschaft ist im Wandel.
Viele dieser Neuerungen werden vom städtischen Bürgertum getragen. Dass dieser Zeitgeist trotz der generellen Abneigung des bäuerlichen Milieus gegen alles Neue und Unbekannte trotzdem auch im ländlichen Bereich seinen Niederschlag findet, zeigen 20 ausgewählte Objekte aus dem Museum für Alltagskultur in Neumarkt.
Kurator: Christian A. Terzer