Renaissance (Kuala Lumpur)
Foto Nr. 2 aus der mehrteiligen Serie „Archi_Fictions of Ecstasy“. Farbfotografie, digital bearbeitet, Direktdruck auf Alu-Dibond Butlerfinish (Metalloptik), Artbox. Ed. 3/5 + 1 AP. Auf der Rückseite eigenhändig bezeichnet, datiert und signiert: „RENAISSANCE [KUALA LUMPUR], 3/6 2020, Karin Ferrari“.
- Objektbezeichnung:
- Fotografie
- Inventarnummer:
- 264083
- Hersteller:
- Ferrari, Karin
- Sammlung:
- Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
- Datierung:
- 2020
- Material:
- Aluminium
- Technik:
- fotografiert, gedruckt (Digitaldruck)
- Institution:
- Landesvermögensamt
- Maße:
- Höhe 80 cm, Breite 60 cm, gerahmt Höhe 81 cm, Breite 61 cm, Tiefe 3 cm
- Historische-kritische Angaben:
-
[…] Karin Ferrari imitiert die Prinzipien, die Verschwörungstheorien in Anschlag bringen: den Generalverdacht, der sich am kleinen Detail nährt, um das Vertrauen in die eigene Urteilskraft zu unterhöhlen. Was ihre Projekte so wertvoll macht: Dies geschieht in künstlerischer Aufarbeitung und nach geduldiger Recherche. Ferrari nennt ihre Kunst eine “abgedrehte Ikonologie”. Die Welt der malignen Gedanken kehrt darin wieder, allerdings nicht als Fortsetzung der Verschwörung, sondern in einer Schubumkehr, als Mimikry und gewiefte Kunst.
(Thomas Trummer, Direktor des Kunsthauses Bregenz, in "Mysterious New York", anlässlich der Verleihung des Kunstpreises der Stadt Innsbruck 2020 an Karin Ferrari, Bregenz, 16. Dezember 2020)
Die Werke entstanden im Zuge meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit pseudo-sakraler Architektur. Dieses Architekturphänomen fiel mir zum ersten Mal 2018 bei einer Recherchereise in Bali auf. Wie vielen anderen westlichen Touristinnen und Touristen schien es mir bisweilen unmöglich, im traditionellen balinesischen Wohnbau zwischen sakralen und profanen Gebäuden zu unterscheiden. […]
Überall auf der Welt gibt es Imitationen sakraler Architektur und mythologischer Themen in der Gestaltung von Gebäuden wie Casinos, Freizeitanlagen, Banken und Hotels. Während dies schnell als Kitsch oder postmoderne Perversionen abgetan werden kann, führt eine genauere Betrachtung dieses allgegenwärtigen Phänomens auch zu einer Reihe von Fragen zu unserer gebauten Umwelt. Welche überirdischen Sehnsüchte und utopischen Fantasien manifestieren sich hier und warum?
Nach dem Erlebnis in Bali reiste ich mit dem Moped durch Südostasien und dokumentierte Hotelanlagen, die sakrale Bauelemente zitieren. Das Werk „RENAISSANCE (Kuala Lumpur)“ basiert auf einem Foto, das ich vom Hoteleingang des Hotels Renaissance in Kuala Lumpur geschossen habe. Das Motiv in „ARCHIFICTION OF EKSTASIS (Las Vegas)“ ist eine abfotografierte und digital überarbeitete Abbildung aus dem Buch „Learning from Las Vegas“. Man kann noch die Wölbung der Seite im Bund erkennen. „Learning from Las Vegas“ (1972) ist ein Klassiker von Robert Venturi, der die Postmoderne aufbereitet und das Verständnis des Symbolischen in der Architektur erneuert hat.
Es überrascht nicht, dass pseudo-sakrale und fantastische Architektur – ein globales Phänomen – besonders stark in den USA ausgeprägt ist. So weitete ich im folgenden Jahr meine künstlerische Forschung auf die USA aus. Im März 2020 in New York zu sein, um Architektur zu studieren, war eine ganz besondere Zeit. Als sich die Metropole während des Lockdowns zu Beginn des Covid-19 Ausbruchs entleerte, konnte ich die Stadt zum ersten Mal wirklich sehen. In Manhattan fiel mir auf den Dächern der Hochhäuser ein besonderes architektonisches Phänomen auf: Nützliche Anbauten für die Infrastruktur wie Aufzugsschächte und Wassertanks oder mehrstöckige Penthouse-Einheiten, die tatsächlich wie Kultstätten aussehen, ragen aus vielen New Yorker Wolkenkratzern empor. Ich dokumentierte diese Strukturen und es entstand das Buch „Rooftop Temples of New York City“, das 2021 im Verlag für moderne Kunst erschienen ist. […]
(Karin Ferrari, 2021)
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