Kulturgüter in Südtirol

Henkeltopf

Henkeltopf mit Ausguss, hohe bauchige Form; Hafen.
Irdenware.
Vmtl. Ostschweiz/Vorarlberg/Südbaden.
Ende 19. Jh.–1. H. 20. Jh.

Form:
Flacher Boden; mit einer Rille abgesetzter, ansteigender Fuß; hoher ellipsoider Bauch; nach außen verkröpfter, steil ausladender Rand mit rundem Randabschluss; gedrückter und gezogener Ausguss.
Gegenüberliegend schulterständiger, vertikaler Wulsthenkel (Ø D-förmig), unterhalb des Maximaldurchmessers aufgelegt, mit flacher Fingerdruckmulde.
Flacher Spiegel; kantig abgesetzter, steil ausladender unterer Wandungsbereich.
Dekor:
Oberhalb des oberen Henkelansatzes umlaufender flacher Grat.
Cremeweiße Engobe auf allen Flächen außer am Boden (Reinweiß mit Gelbstich RAL 9010, Farbeindruck außen Gelbgrau RAL 7035); brauner Dekor (Kastanienbraun RAL 8015); farblose Glasur.
Auf den Außenflächen feine Farbpunkte, zu kurzen vertikalen Linien und teils mit der Engobe verlaufen.
Hell-rotbrauner Scherben.

Drehrillen im Spiegel.
Glasurspuren am Boden.
Dunkler Belag am Fuß und auf dem unteren Wandungsbereich.
Der Boden ist abgenutzt.

Bemerkungen:
Die Form mit dem schulterständigen Henkel ähnelt den Gefäßen Inv.-Nr. BNM 71/64, BNM 71/151 und BNM 71/258 (publiziert mit den Herstellungsangaben „St. Lorenzen oder Bruneck, vor 1880?“).
Die braunen, feinen Farbsprenkel entstehen durch feine Partikel manganhaltiger Eisenverbindungen in der Grundengobe oder in der Glasur. Dieser Dekor („Farbkörper in der Grundengobe“) ist seit Anfang des 19. Jh. in der Deutschschweiz und Vorarlberg verbreitet (Auskunft Andreas Heege, 04.07.2017).
Ankauf um 1975 aus dem Nachlass Maria Ragginer, Hof Kleinkaneid in Lüsen.

Lit.:
Bauer Ingolf (Bearb.), Hafnergeschirr aus Altbayern (= Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums München, Bd. XV,1). München, Berlin 1980 (2), S. 373 f., Kat.-Nr. 378; S. 375, Abb. 469.
Heege Andreas, Keramik um 1800. Das historisch datierte Küchen- und Tischgeschirr von Bern, Brunngasshalde. Bern 2010, S. 78 f.
Heege Andreas, Die Geschirrkeramik vom 12. bis 20. Jahrhundert (= Die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel von Bendern Gemeinde Gamprin, Fürstentum Liechtenstein, Bd. 2 und 3). Vaduz 2016, Bd. 2, S. 90.

Farbangaben (Näherungswerte): RAL-Tabelle RAL K7 classic, Ausgabe 2010.