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Südtiroler Gletscher: Massenbilanzen rutschen gerade ins Minus
Messungen des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen: Südtirols Gletscher haben Glacier Loss Day für dieses Jahr erreicht - Verluste zwischen eineinhalb und zwei Metern Eis auf den Gletscherzungen
BOZEN (LPA). Die Techniker des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz waren in den vergangenen Tagen auf Südtirols Gletschern unterwegs: Vom 6. bis zum 12. August haben sie die ersten Begehungen dieses Sommers auf den Massenbilanz-Gletschern in Südtirol durchgeführt. Die Massenbilanz eines Gletschers ist die Differenz zwischen Massengewinn (Akkumulation) und Massenverlust (Ablation).
"Gletscher sind ein Spiegel des Klimasystems", unterstreicht Landeshauptmann Arno Kompatscher, der in der Landesregierung für den Bevölkerungsschutz zuständig ist: "Bis zum Jahr 2050 wird die Hälfte der Masse der Alpengletscher verschwunden sein. Damit geht ein wichtiges Element im Wasserkreislauf verloren, denn die Eismassen im Hochgebirge sind als Wasserspeicher von grundlegender Bedeutung."
Gletscherschwund-Tag für dieses Jahr erreicht
"Bei unseren Begehungen beobachten und dokumentieren wir die geomorphologischen Veränderungen im Hochgebirge, wir halten die Eispegel instand und warten und eichen die Pegelmessstellen an den Gletscherbächen", berichtet Amtsdirektor Roberto Dinale.
"Wir haben festgestellt, dass die Situation der Gletscher in allen Landesteilen ähnlich ist", fasst er zusammen: "Sowohl am Übeltalferner in Ridnaun als auch am Langenferner in Martell und am Westlichen Rieserferner in Rein in Taufers sind etwa 50 Prozent der Gletscherfläche schneefrei, und auch in den höheren Lagen gibt es nur mehr geringe Winterschnee-Rücklagen. Das bedeutet: Südtirols Gletscher haben gerade den Gletscherschwund-Tag, den Glacier Loss Day für dieses Jahr erreicht." Das ist jener Tag im Jahr, an dem die im Winter akkumulierte Masse aufgebraucht ist und die Jahresbilanz ins Minus rutscht. Der Glacier Loss Day ist Indikator für den Zustand eines Gletschers.
"Auf den Gletscherzungen sind bereits Verluste zwischen eineinhalb und zwei Metern Eis zu verzeichnen, über 3000 Metern Meereshöhe gibt es noch ein wenig saisonalen Schnee", legt Dinale dar: "Bei einer Null-Grad-Grenze über 4000 Metern und nächtlichen Plusgraden schmelzen jedoch etwa 10 Zentimeter Schnee und 5 Zentimeter Eis am Tag, sodass sich die Situation gerade sehr schnell verschlechtert. Dies ist vor allem dort der Fall, wo die Gletscheroberfläche von Schutt, Fein- oder Saharastaubschichten bedeckt ist: An diesen Stellen nimmt der Gletscher am meisten Energie auf und schmilzt noch schneller."
Ergebnis ist auch Zeichen des Klimawandels
Je früher der Gletscherschwund-Tag eintritt, desto mehr Zeit verbleibt bis zum Ende des Sommers, in der der Gletscher an Volumen und damit an Masse verliert. Vor zwei Jahren ist dieser Tag noch früher als heuer eingetreten, und zwar eineinhalb Monate: "Das", betont Dinale, "ist jedoch kein Trost, da wir auch dieses Jahr bis Ende September trotzdem in Richtung einer deutlich negativen Massenbilanz steuern."
"Ein solches Ergebnis nach einem schneereichen Winter ist auch ein Zeichen des Klimawandels", hebt der stellvertretende Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Willigis Gallmetzer hervor und verweist auf die Gletscherbäche, die jeden Tag am späten Nachmittag besonders stark anschwellen und eindrucksvolle Naturschauspiele bieten, wie etwa die Reinbach-Wasserfälle, die Burkhard-Klamm, die Plima-Schlucht und andere.
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LPA/mac