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Arbeitsmarktbericht der Corona-Zeit: Viel Schatten, etwas Licht

Der Südtiroler Arbeitsmarkt ist "im Würgegriff der Corona-Pandemie": Das zeigen die offiziellen Daten für das Sommerhalbjahr 2020, die heute (10. Dezember) vorgestellt wurden.

Den Südtiroler Arbeitsmarkt genauestens im Blick: LR Philipp Achammer (l.) und Abteilungsdirektor Stefan Luther bei der heutigen Pressekonferenz zur Entwicklung der Arbeitsmarktdaten. (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Einblick in die Entwicklungen am Südtiroler Arbeitsmarkt in der Zeit von Mai bis Oktober 2020 gaben heute (10. Dezember) im Rahmen einer Pressekonferenz Landesrat Philipp Achammer und der Direktor der Landesabteilung Arbeit Stefan Luther. Sie legten die neuesten Daten aus dem von der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt des Landes erarbeiteten Arbeitsmarktbericht vor. Die Datenquelle für den Bericht beruht auf den An- und Abmeldungen von Arbeitsverträgen.

Realer Verlust von 6 Prozentpunkten der Arbeitsverträge

"Wir verzeichnen einen beispiellosen Rückgang von 4 Prozent bei den Arbeitsverträgen", bringt Landesrat Achammer die schwierige Lage auf den Punkt. Ohne die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen wäre ein Plus von 2 Prozent bei den Arbeitsverhältnissen realistisch gewesen. "Das bedeutet", so der Landesrat, "dass im Zeitraum Mai bis Oktober 2020 6 Prozent der Arbeitsverträge real verloren gegangen sind, sei es durch den Verfall befristeter Verträge, sei es durch die Nicht-Aufnahme von neuen Beschäftigungsverhältnissen." Hinter diesem Minus stünden an die 10.000 betroffene Personen. Hinzu komme, dass diese Zahlen durch abfedernde Maßnahmen wie Kündigungsschutz und Lohnausgleich geschönt seien. "Erst nach dem Auslaufen dieser Instrumente werden wir die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt kennen", sagte Achammer. Drei Viertel des Verlustes seien auf einen einzigen Sektor, den Tourismus, zurückzuführen. Trotz der guten, wenn auch kurzen Sommersaison sei im Gast- und Beherbergungsgewerbe jeder vierte bis fünfte Arbeitsplatz verloren gegangen.

Mehr heimische Arbeitskräfte in Landwirtschaft

Laut dem Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, sind "an Lohnausgleich bisher circa 100 Millionen Euro ausgezahlt worden, circa 30 bis 40 Millionen Euro dürften noch dazu kommen." Rund 100.000 Personen seien bisher mehr oder minder stark vom Lohnausgleich betroffen. Was die Arbeitslosigkeit anbelangt, ist das Burggrafenamt und die ladinischen Täler besonders stark betroffen.

Bei allen Schattenseiten gebe es aber auch positive Daten zu vermelden, so Abteilungsdirektor Luther. So habe der Sommer gezeigt, dass sich der Arbeitsmarkt auch nach kräftigen Einschnitten wieder überraschend schnell erholen kann. In der Landwirtschaft sei es gelungen, den Mangel an ausländischen Erntehelfern durch den Einsatz heimischer Arbeitskräfte, darunter viele Frauen, wettzumachen. Weil es kaum zu Neuaufnahmen gekommen ist, seien bestimmte Sektoren durch die Corona-Krise allerdings noch "älter" geworden.

Aktive Arbeitsmarktpolitik für Stabilisierung

Die Schlüsse, die aus den vorgestellten Zahlen zu ziehen sind, sind für Landesrat Achammer klar: "Wir benötigen in dieser Phase nun mehr denn je eine aktive Arbeitsmarktpolitik, nicht nur passive Stützungsmaßnahmen. Dazu haben wir ein Strategiedokument auf den Weg gebracht, das bereits von der Landesarbeitskommission genehmigt worden ist." Klar sei auch, dass Anstrengungen unternommen werden müssen, um die stärker betroffenen Frauen und Jugendlichen in Arbeitsverhältnisse zu bringen: "Dazu gilt es, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch weiter zu verbessern und Praktika und Arbeitserfahrungen für junge Beschäftigte wieder möglich zu machen", unterstreicht Landesrat Achammer. Nur so könne eine Generation Lockdown verhindert werden. Positiv zu bewerten sei hingegen die Tatsache, dass die Lehre von der Corona-Krise weitgehend verschont geblieben ist und sich duale Arbeitsverträge als beständig erweisen.   

Nun gehe es darum, eine Stabilisierung der Arbeitsmarktsituation herbeizuführen. Allen von der Corona-Krise gezeichneten Branchen, allen voran dem Tourismus und seinen Arbeitskräften, müsse eine Perspektive geboten werden. "Gezielte Maßnahmen setzen, um eine zumindest teilweise Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarkts möglich zu machen, ist nun unsere Aufgabe", betont Achammer. Das Jahr 2021 werde zeigen, ob diese Erholung erfolgt und somit für den Arbeitsmarkt entscheidend sein.

Arbeitsmarktbericht online abrufbar

Der neueste Arbeitsmarktbericht kann online auf den Webseiten des Landes zum Thema Arbeit eingesehen werden.

Seit 2013 erscheint die Arbeitsmarktbericht zweimal im Jahr (jeweils im Juni und im Dezember) und liefert einen Bericht zur aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt in Südtirol mit Schwerpunkt auf die Veränderungen zum Vorjahr. Texte, Zahlen und Diagramme veranschaulichen die kurzfristige Entwicklung in einzelnen Wirtschaftssektoren, bei bestimmten Arbeitnehmergruppen wie Frauen, Ausländern und Jugendlichen sowie Beschäftigungsformen (befristete Arbeitsverhältnisse, Lehrverträge, Leiharbeit usw.). Erstellt wird der Arbeitsmarktbericht von der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt des Landes Südtirol.

LPA/mpi

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