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Sprachenlernen mit CLIL: Pilotversuch startet an sieben Schulen
LPA - Die deutsche Schule in Südtirol will das Sprachenlernen verbessern. Dazu sollen neue Wege beschritten werden. Einer davon ist das Integrierte Fremdsprachen- und Sachfachlernen CLIL. Während CLIL-Projekte schon an allen Schulstufen möglich sind und laufen, startet im laufenden Schuljahr an verschiedenen Oberschulen ein CLIL-Pilotversuch.
Die Sprachengymnasien in Bozen und Meran, das Kunstgymnasium Meran, das Sozialwissenschaftliche Gymnasium Meran, die WFO sowie die Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie Meran und das Oberschulzentrum Mals sind es, an denen in mehreren vierten und fünften Klassen noch im laufenden Schuljahr mit dem Pilotprojekt des bilingualen Sachfachunterricht begonnen wird. Dabei wird beispielsweise an der Fachoberschule "Marie Curie" Rechtskunde ein Semester lang in Italienisch unterrichtet. An den Sprachengymnasien sind es gar zwei Fächer, die über ein Semester in Italienisch beziehungsweise in Englisch oder einer anderen Fremdsprache gelehrt werden. Im Unterschied zu den einzelnen abgegrenzten CLIL-Sprachprojekten, welche die einzelnen Schulen im Rahmen der Schulautonomie durchführen, erfolgt bei diesem CLIL-Pilotversuch die Bewertung nicht in der Muttersprache sondern in der Unterrichtssprache.
"Dieser Versuch soll dazu dienen, das Sprachenlernen an unseren Schulen zu verbessern", betont Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur, "zumal wir wissen, dass fachliche Fremdsprachkompetenz immer wichtiger wird, von Eltern und Schülern gefragt ist und auch die muttersprachliche Kompetenz verbessern kann." Sie war es, die im vergangenen Sommer in der Landesregierung einen Beschluss zum CLIL-Sprachenlernen eingebracht hatte, der nun die rechtliche Grundlage für diesen Versuch bildet. Bei der heutigen (12. Dezember) Vorstellung des CLIL-Sprachenlernens am Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasium "Walther von der Vogelweide" in Bozen, verwies die Landesrätin darauf, dass in jedem Fall der Artikel 19 des Autonomiestatuts gewahrt werde, deshalb habe "die Pflege und Weiterentwicklung der Muttersprache absolute Priorität". "Alle Begriffe, die ein Jugendlicher in einer Fremdsprache lernt, muss er auch auf Deutsch beherrschen", so Landesrätin Sabina Kasslatter Mur.
Die Landesregierung hat für den CLIL-Pilotversuch ganz klare Vorgaben gemacht. So dürfen maximal zwei Nichtsprachenfächer in einer Fremdsprache unterrichtet werden, das Stundenkontingent darf die Hälfte des jeweiligen Jahresstundenkontingentes nicht überschreiten. Die Bewertung der Schülerleistungen erfolgt in Abstimmung mit dem muttersprachlichen Unterricht. Der Beschluss der Landesregierung sieht zudem vor, dass die zu verwendende Fremdsprache in der vierten Klasse Italienisch sein muss, in der fünften Klasse kann ein weiteres Nichtsprachfach in englischer Sprache unterrichtet werden.
Eine Sonderregelung gilt für die Sprachengymnasien: Dort kann der CLIL-Unterricht in italienischer ebenso wie jener in englischer Sprache bereits in der 4. Klasse beginnen, außerdem kann alternativ zu Englisch auch eine andere Fremdsprache ausgewählt werden.
"Begleitet wird der Pilotversuch von einem wissenschaftlichen Beirat, der bereits ernannt ist", so Schulamtsleiter Peter Höllrigl. Er verwies darauf, dass sowohl die sprachlichen, als auch die fachlichen Lernerfolge evaluiert würden und dass die Versuche an den jeweiligen Schulen in ein eigenes Sprachenkonzept eingebettet seien.
"Wesentlich für den Erfolg des Versuchs sind vorbereitete Lehrpersonen", sagte heute Schulinspektor Ferdinand Patscheider. Er berichtete über den vom Deutschen Schulamt vorbereiteten CLIL-Fortbildungslehrgang. Der 125 Stunden umfassende Lehrgang, zu dem sich zahlreiche Lehrpersonen gemeldet haben, wir Ende Jänner starten und soll im Juni abgeschlossen werden.
Einblick in gesetzlichen Vorgaben der EU, vor allem aber des Staates, in welche die CLIL-Maßnahmen an den deutschen Schulen einzuordnen sind, gab Schulinspektor Marco Mariani. So wurde auf Staatsebene 2010 mit der Reform der Oberstufe der Unterricht eines
Nichtsprachenfaches in einer Fremdsprache in der Abschlussklasse eingeführt.
Von den Erfahrungen mit CLIL berichtete abschließend die Direktorin am Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasium Bozen, Margit Adami. Die Anwendung von Sprachen in verschiedenen Zusammenhängen verbessere nicht nur die Sprachkompetenz sondern steigere auch die Motivation zum Sprachenlernen, allerdings ersetze CLIL nicht den klassischen Sprachunterricht. Als Nebeneffekt verbessere CLIL die Kooperation in der Lehrerschaft.
jw