Archivale des Monats

„auf der Talffer stunden sie mit 2 Canonen“

Ein zeitgenössischer Bericht über die Besetzung der Stadt Bozen durch französische Truppen im Frühjahr 1797

Familienarchiv Menz (Fragment), Nr. 33

Im Zuge der Koalitionskriege wurde Bozen insgesamt dreimal von französischen Truppen besetzt, 1797, 1800 und noch einmal 1805, wobei die letzte zugleich die für die Stadt belastendste war. Eine lebendige Schilderung der Ereignisse der ersten, knapp zweiwöchigen Besetzung im Frühjahr 1797 gibt ein zeitgenössischer Bericht aus dem Umfeld der Familie Menz.
Im März 1797 rückten französische Truppen von Süden her gegen Bozen vor und nahmen die Stadt am 23. März kampflos ein. Eine aus Stadträten zusammengesetzte Delegation versuchte mit dem kommandierenden General Barthélemy Catherine Joubert um die Sicherheit des Eigentums und freie Kultusausübung zu verhandeln. Der General zeigte sich den Boznern gegenüber milde. Er achtete darauf, dass seine Soldaten auf ihrem Marsch nach Brixen ohne Zwischenfälle die Stadt passierten und ließ nur eine kleine Besatzung in Bozen zurück. Die folgenden Tage verliefen – abgesehen von einem kleinen Scharmützel am Oberbozner Berg und dem Durchmarsch von Kriegsgefangenen – recht ereignislos. Doch bereits am 29. März setzten erste Gefechte zwischen den Besatzern, die auf der Talfer zwei Kanonen positioniert, und den Landesverteidigern ein, die sich am Glaninger Berg verschanzt hatten. Am 2. April begann schließlich die Rückeroberung der Stadt durch kaiserliche Truppen und Schützenkompanien unter dem Oberbefehl von Generalmajor Alexander Fhr. von Laudon, der von Terlan her vorrückte und am folgenden Tag Gries erreichte. Zwei Tage dauerten die Kämpfe, die am Jenesier und Oberbozner Berg besonders heftig ausfielen. In der Nacht zum 4. April zogen sich die französischen Truppen schließlich aus der Stadt zurück, und schon am frühen Morgen ritt Laudon an der Spitze seiner Truppen, begleitet von einigen Schützenkompanien, unter dem Jubel der Bozner Bevölkerung durch die Fleischgasse (heute Museumsstraße) in die Stadt ein. Da Soldaten und Schützen allenthalben Wein bekamen, kam es zu einiger Unruhe, doch Laudon hieß seine Truppen bereits am Nachmittag nach Brixen abmarschieren. Zwei Tage später kehrte der General zurück und setzte sich Richtung Trient in Bewegung. Damit endet die Chronik der kriegerischen Ereignisse aus dem Familienarchiv Menz. Laudon sollte in der Folge auch Trient von den Franzosen befreien und erhielt für seine Verdienste den Maria-Theresien-Orden. Die Bozner feierten ihn als „Beschützer Tyrols“ und veranstalteten ihm zu Ehren am 16. August 1797 in Maria Himmelfahrt in Oberbozen ein Festschießen. Trotz der Erfolge in Tirol endete der Erste Koalitionskrieg mit einem Sieg der napoleonischen Truppen, Österreich musste am 17. Oktober 1797 den Friedensvertrag von Campoformido unterzeichnen. Der eigentliche Aufstieg Napoleons zum mächtigsten Mann Europas hatte damit gerade erst begonnen.

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