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Mai 2011: Skizzen des Architekten Alois Gstrein zur Restaurierung von Schloss Tirol

Skizzen des Architekten Alois Gstrein zur Restaurierung von Schloss Tirol

Nachweislich seit dem 12. Jahrhundert war Schloss Tirol Stammsitz der Grafen von Tirol, die im Laufe des 13. Jahrhunderts, vor allem unter dem Görz-Tiroler Meinhard II., ihre Vormachtstellung auf Kosten der Bischöfe von Trient und Brixen ausbauen und ein eigenes Territorium, die Grafschaft Tirol, schaffen konnten.

Ein halbes Jahrhundert, nachdem Tirol an die Habsburger übergegangen war (1363), entschied sich Herzog Friedrich IV. 1420, seine Residenz nach Innsbruck zu verlegen. Schloss Tirol blieb der Sitz des Burggrafen, büßte aber nach weitgehendem Funktionsverlust schrittweise an Bedeutung ein. Im 16. Jahrhundert stürzte ein Teil des nordöstlichen Gebäudetraktes in den Köstengraben und auch andere Teile der Burg verfielen zusehends.

Als Tirol 1805/06 an das Königreich Bayern fiel, sollte Schloss Tirol als Wahrzeichen des Landes getilgt werden und wurde 1808 an einen Privatier verkauft. Nach dem Ende der bayerischen Herrschaft erwarb die Stadt Meran die Burg 1816 und schenkte sie Kaiser Franz I. Zwischen 1882 und 1892 wurde die Burg unter der Leitung von David von Schönherr umfassend restauriert. Dabei kam es allerdings auch zu erheblichen Eingriffen in die Bausubstanz, die vom k. k. Denkmalamt in Wien stark kritisiert wurden.

Von 1898 bis 1915 unterstanden die weiteren Arbeiten einer Kommission unter dem Vorsitz von Franz von Wieser, dem Präsidenten des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Ab 1902 wurde nach Plänen des Burgenforschers Otto Piper den Bergfried rekonstruiert, spätestens ab 1904 arbeitete der Architekt Alois Gstrein als ausführender Bauleiter am Projekt mit.

Gstrein wurde 1869 in Hainburg an der Donau (NÖ) geboren, lebte und arbeitete seit 1900 in Brixen, projektierte hier zahlreiche Villenneubauten und verstarb ebenda Ende 1945. Seine berühmtesten Projekte sind wohl der Umbau von Schloss Vaduz in Liechtenstein und von Schloss Hohenwerfen in Salzburg.

Zwischen 1904 und 1915 arbeitet Gstrein am Umbau von Schloss Tirol mit, wobei unter seiner Leitung das Mushaus östlich des Bergfrieds und der Wehrgang im Osten des Burgareals rekonstruiert wurden. In seinem Nachlass finden sich zahlreiche Skizzen und Bildunterlagen zu den Bauarbeiten auf Schloss Tirol sowie zu zahlreichen anderen Bauprojekten. Die hier abgebildete Planskizze von 1912 zeigt einen Entwurf zur Wiederherstellung des Torbereichs von Schloss Tirol sowie des Mushauses (Maßstab 1:200).

Evi Pechlaner

GS