Sem(en): Hyosciam(i): - Bilsenkraut-Samen, Bilsensamen.
Schublade aus Nadelholz mit rotem Knauf und profilierter Vorderseite, unregelmäßigem Grundriss, individuell an den Schrank angepasst. Gezinkte Verbindungen (Schwalbenschwanzverbindung). Boden angeleimt. Vorderfront grün, mit schwarzer Signatur händisch beschriftet. Enthält Bilsenkraut-Samen.
- Objektbezeichnung:
- Schublade
- Inventarnummer:
- 06015/14 (III.4)
- Sammlung:
- Originalbestand der Stadtapotheke Peer in Brixen
- Datierung:
- 1600 - 1699
- Material:
- Holz
- Technik:
- gezinkt
- Institution:
- Pharmaziemuseum Brixen
- Maße:
- Vorderfront Höhe 70 mm, Vorderfront Breite 106 mm, Tiefe 200 mm, Schublade Gewicht 142 g, Inhalt Gewicht 40 g
- Schlagwort:
- Materia medica
- Historische-kritische Angaben:
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Semen Hyosciami - richtig Semen Hyoscyami - Bilsenkraut-Samen; historisch betrachtet kamen für die Verwendung von Bilsensamen drei Hyoscyamus-Arten in Frage: Hyoscyamus albus, Hyoscyamus muticus und Hyoscyamus niger aus der Familie der Solanaceae. Alle drei Arten sind giftig und enthalten die hochwirksamen Tropan-Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin.
Im Altertum bevorzugte man das für milder gehaltene, weiß blühende Bilsenkraut (Hyoscyamus albus) als Zauber- sowie als Heilpflanze und verwendete dessen Samen bei Husten, Katarrh, bei Blutverlusten, gegen Gicht und zu Schmerz stillenden Umschlägen. Diese Anwendungen erhielten sich bis weit ins 17. Jahrhundert, später gab man die Samen der weißen Art speziell bei "Blutspeien", zu Räucherungen gegen Zahnweh und allgemein gegen Schmerzen.
Ägyptisches Bilsenkraut (Hyoscyamus muticus) enthält von allen Bilsenkräutern die höchsten Anteile an Tropan-Alkaloiden, diente im alten Ägypten als rituelles Rauschmittel und soll angeblich auch zu kriminellen Zwecken genutzt worden sein, z.B. um potentielle Opfer außer Gefecht zu setzen (Knockout Tropfen von einst?!)
Übers Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) mehren sich die Erwähnungen ab dem späten 18. Jahrhundert und es bleibt bis Mitte des 20. Jahrhunderts fixer Bestandteil der Arzneibücher. Die Samen konnte man geringer dosieren als das Kraut, weil sich in diesen die Alkaloide besonders anreichern. Sie dienten vor allem zur Gewinnung des Bilsen-Öles.
Heute sind Bilsen-Samen obsolet, die Inhaltsstoffe Scopolamin und Hyoscyamin sowie das Derivat Atropin aber nach wie vor als Arzneimittel unentbehrlich.
Bilsenkraut in Bauerngärten?
Im Volksmund trägt das Bilsenkraut aus früheren Zeiten den seltsamen Beinamen „Altsitzerkraut“. Er bezieht sich darauf, dass man die Pflanze in ländlichen Gegenden angeblich missbräuchlich nutzte, um „untätig herumsitzenden Alten“ einen rascheren Tod zu bescheren.
Eindeutiger belegt ist die historische Verwendung der Bilsenkraut-Samen als Verstärker für die berauschende Wirkung des Bieres. Brauereien legten dazu bis ins 17. Jahrhundert eigene Bilsenkraut-Kulturen an. Sogar das Pilsner Bier und die Stadt Pilsen werden ihres Namens wegen mit dem Anbau von Bilsenkraut verknüpft.
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