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LR Saurer stellt Landtagsabordnung aus Rheinland-Pfalz Südtirols Bildungswesen vor

LPA - Einblick in Südtirols Bildungswesen gab heute Vormittag Bildungslandesrat Otto Saurer einer zehnköpfigen Landtagsabordnung aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Mitglieder des rheinland-pfälzischen Landtagsausschusses für Bildung und Jugend halten sich bis Freitag in Südtirol auf, um Südtirols Bildungswesen kennen zu lernen und sich ein Bild des Sprachunterrichts und Spracherwerbs zu machen.

Bildungslandesrat Saurer mit den Mitgliedern des rheinland-pfälzischen Ausschusses für Bildung und Jugend
Zum Auftakt einer mehrtägigen Studienreise durch Südtirol gab Bildungslandesrat Otto Saurer heute (Dienstag, 5. April) Vormittag den Mitgliedern des rheinland-pfälzischen Landtagsausschusses für Bildung und Jugend Einblick in Südtirols Bildungswesen.

Bei einem knapp zweistündigen Treffen in Bozen umriss der Landesrat die Geschichte der Schule in Südtirol von der ersten Tiroler Schulordnung aus dem Jahr 1586 bis hin zur jüngsten Entwicklung im Zusammenhang mit der gesamtstaatlichen Schulreform. Dabei kamen die Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch Kaiserin Maria Theresia im Jahr 1774, die schweren Jahre in der Zeit des faschistischen Regimes - in der Unterrichtsminister Giovanni Gentile das Italienische zur Unterrichtssprache an allen Schulen des italienischen Staatsgebiets erklärte -, mit den Katakombenschulen ebenso zur Sprache wie die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, als mit dem Ersten Autonomiestatut von 1948 das Prinzip des muttersprachlichen Unterrichts festgeschrieben und der Wiederaufbau der deutschen Schule unter schwierigen Voraussetzungen in Angriff genommen wurde.

Schließlich kam der Bildungslandesrat auf die Vorgaben des Zweiten Autononomiestatutes mit dem Artikel 19 zur Schulordnung zu sprechen, der die rechtliche Grundlage der heutigen Südtiroler Schule bildet. Saurer wies auf die zum Teil primären, zum Teil sekundären Gesetzgebungsbefugnisse hin, die Südtirol im Schulbereich hat. Er erläuterte die Unterteilung in deutsche, italienische und ladinische Schule mit entsprechenden Schulämtern und Schulamtsleitern und die Schulentwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Dabei nannte er die Einführung der Pflichtmittelschule im Jahr 1962 und die Integration von Schülern mit Behinderung im Jahre 1977 auf gesamtstaatlicher Ebene als weitsichtige und fruchtbare Neuerungen, sowohl aus sozialer als auch aus bildungspolitischer Sicht.

Die Südtiroler Berufsbildung, die sich auch an deutschen und österreichischen Modellen orientiert habe, sei im gesamtstaatlichen Vergleich geradezu modellhaft und erfülle in vieler Hinsicht bereits die Ziele der gesamtitalienischen Oberschulreform, die maturaführende Berufsschulen vorsieht, erklärte der Bildungslandesrat.

Ein weiteres Thema waren die Familienförderung im Bildungsbereich mit dem Ausbau der Bildungs- und Begleitungsangebote für Schülerinnen und Schüler in der schulfreien Zeit. Die entsprechenden Richtlinien sind von der Landesregierung vor kurzem genehmigt worden, so dass im kommenden Jahr vermehrt mit der Einrichtung von Sommerschulen und Sommerkindergärten sowie Tagesschulen zu rechnen sei, so Saurer. Hinzu kommen die Öffnung des Ausspeisungs- und des Schülerbeförderungsdienstes für alle ohne einkommensbedingte Vorgaben.

Die Studienförderung und die neuen Bestimmungen samt Einführung der Studiendarlehen, die im November in Kraft treten, waren ebenfalls Thema des Referats von Landesrat Saurer, ebenso wie der Aufbau und die Tätigkeit der Freien Universität mit ihren Standorten in Bozen und Brixen und die für Südtirols Schule erfreulichen Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie.

Abschließend gab Saurer Einblick in das Sprachkonzept "in diesem mehrsprachigen Land, wo der Dialekt die Alltagssprache ist, die Hochsprache die Schulsprache sein muss und die Zweite Sprache als Sprache des Staates auch im Sinne der jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse ab der ersten Grundschulklasse gelehrt und gelernt wird".

Diesen theoretischen Einblick in Südtirols Bildungssystem werden die rheinland-pfälzischen Politiker nun durch Besuche an Kindergärten, Schulen und der Universität der Schhulämter und Pädagogischen Insitute vervollständigen.

jw

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