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Tagung über "Bozen im europäischen Messenetz des 17./18. Jahrhunderts" von 7. bis 9. April

LPA - Die Rolle Bozens im europäischen Messenetz des 17. und 18. Jahrhunderts steht von kommendem Donnerstag, 7. bis Samstag, 9. April im Mittelpunkt einer internationalen Tagung in Bozen. Veranstalter sind das Südtiroler Landesarchiv, der Arbeitsgruppe Regionalgeschichte Südtirol, der Universität Leipzig und der Università degli Studi di Trento. Eröffnet wird die Tagung im Bozner Merkantilgebäude am Donnerstag, 17.30 Uhr.

Das Merkantilprivileg der Erzherzogin Claudia de Medici
Zwischen 15. und 16., verstärkt ab den 17., gelingt es Bozen, die Vorteile die die Stadt dank ihrer Position in Bezug auf einige wichtige alpenüberquerende Transitrouten (Brenner, Reschen) genießt, durch eine geschickte Förderung des Handels, besonders des Messehandels, auszubauen. So steigen Stadt und Hinterland zu einer zentralen Rolle im Warenaustausch zwischen den Mittelmeer einerseits und Mittel- und Nordeuropa andererseits auf - mit wichtige Rückfälle nicht nur auf die lokale Wirtschaft, sondern auch auf sozialer und kultureller Ebene. Die städtische Identität wird tief durch diese kommerzielle Neigung geprägt, die dank des Bewusstseins der Notwendigkeit einer Gesamtpolitik zur Förderung dieser Aktivität, und des Beitrages verschiedener Institutionen (von den städtischen – deren Quellen im Bozner Stadtarchiv aufbewahrt sind - über den Merkantilmagistrat bis zur Landesregierung) zu ihrer Realisierung, zu bedeutenden Ergebnissen gelangt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert führen tief greifende Änderungen der Gesamtstruktur der europäischen Wirtschaft, besonders diejenigen, die Handel und Verkehr betreffen, zu einer allmählichen Marginalisierung der Bozner Messen, während die lokale Unternehmerschaft es versäumt, Kapitale und Kompetenzen in neue, modernere Aktivitäten zu investieren. Mindestens zwei Überlegungsansätze kann man daraus ableiten: zum ersten die Fähigkeit einer Stadt, die schon über einen günstigen Strandortvorteil für den internationalen Handel verfügt, diesen durch gut durchdachten Interventionen bezüglich von Regeln, Infrastrukturen und Privilegien aufzuwerten; und zweitens daß diese Aktivität zur Bildung einer spezifischen, lokalen Identität beigetragen hat, deren Folgen bis heute reichen. Man kann wohl sagen, das diese Überlegungen auch für die Herausforderungen der heutigen Wirtschaft noch gültig sind: Nur das Vorhandensein eines gegliederten Wachstumsprojekts, das von mehrere lokalen Kräfte mitbestimmt und gebilligt wird, die Fähigkeit, Veränderungsprozesse der internationalen Lage zu erkennen, und die Ablehnung jeglicher Isolation, kann zu dauerhaften Erfolgen führen und die Grundlagen einer langfristigen Entwicklung bilden.

Die wissenschaftliche Tagung, die in den kommenden Tagen in Bozen stattfindet, will einerseits die Forschungsergebnisse im Hinblick auf das europäische Messewesen im Mittelalter und in der Moderne öffentlich machen, andererseits die Bedeutung der Bozner Messen und deren Geschichte im europäischen Kontext beleuchten. Ausgehden von diesem wirtschaftshistorischen Erkentnissen soll aber auch in die Zukunft geschaut werden.

Die Tagung wird vom Südtiroler Landesarchiv und der dort angesiedelten Arbeitsgruppe Regionalgeschichte Südtirol, der Universität Leipzig und der Universität Trient gemeinsam veranstaltet. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Andrea Bonoldi, Trient, und Markus A. Denzel, Leipzig. Zur Tagung wird auch der Schweizer Fachmann Jean-François Bergier nach Bozen kommen. Eröffnet wird die Tagung durch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur

am Donnerstag, 7. April 2005
um 17.30 Uhr
im Merkantilgebäude in Bozen.

PS:
Terminvereinbarungen für Interviews bei Dr. Andrea Bonoldi, Dipartimento di Economia -Università degli Studi di Trento, Tel. +39 0461 882233, andrea.bonoldi@economia.unitn.it oder Handy 3332422322.

P R O G R A M M

Donnerstag, 7. April 2005 Eröffnungssitzung
17.30 Uhr Dr. Andrea Bonoldi, Trient: Begrüßung
17.45 Uhr Grußworte
18.15 Uhr Prof. Dr. Markus A. Denzel, Leipzig: Einführung
18.30 Uhr Prof. Dr. Jean-François Bergier, Zürich: Typus, Mechanismen und Bedeutung für wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Prozesse im frühneuzeitlichen Europa

Freitag, 8. April 2005
Sektion I: Die Orte des Marktgeschehens: Märkte und Messesysteme in Italien und im Heiligen Römischen Reich

Diskussionsleitung: Prof. Dr. Jean-François Bergier, Zürich
09.00 Uhr Prof. Dr. Antonio Di Vittorio, Bari: Il sistema delle fiere I: L’Italia meridionale – un approccio storiografico
09.30 Uhr Prof. Dr. A. Moioli, Milano: Il sistema delle fiere II: L’Italia settentrionale
10.00 Uhr Kaffeepause
10.15 Uhr Prof. Dr. Michael North, Greifswald: Das Messesystem III: Oberdeutschland 10.45 Uhr Priv.-Doz. Dr. Uwe Schirmer, Leipzig: Das Messesystem IV: Mitteldeutschland 11.15 Uhr Diskussion
12.00 Uhr Mittagessen
Sektion II: Kapitalismus, Handelsströme, Handelspolitik: Die Bozner Messen in der Frühneuzeit
Diskussionsleitung: Prof. Dr. Antonio Di Vittorio, Bari
14.30 Uhr Dr. Gabriel Imboden, Brig: “Alpenländischer Kapitalismus” – ein Forschungskonzept
15.00 Uhr Prof. Dr. Franz Mathis, Innsbruck: Handelsgüter und Handelsströme durch Tirol
15.30 Uhr Kaffeepause
15.45 Uhr Dr. Maura Fortunati, Genova: La “lex mercatoria” e le giurisdizioni mercantili nel commercio di antico regime
16.15 Uhr Dr. Andrea Bonoldi, Trento: Congiunture e trasformazioni strutturali: le fiere di Bolzano tra politica ed economia
16.45 Uhr Diskussion
17.30 Uhr Führung durch das Bozner Merkantilmuseum 

Samstag, 9. April 2005
Sektion III: Die Bozner Messen als Zentrum des Handels im Alpenraum: Messebesucher, Zahlungsmittel und Infrastruktur
Diskussionsleitung: Prof. Dr. A. Moioli, Milano
09.00 Uhr Doz. Dr. Dr. Helmut Rizzolli, Bozen: Münz- und Geldwesen auf den Messen
09.30 Uhr Prof. Dr. Markus A. Denzel, Leipzig/Bozen: Bargeldloser Zahlungsverkehr auf den Bozner Messen
10.00 Uhr Kaffeepause
10.15 Uhr Dr. Hans Heiss, Bozen: Das Humankapital: die Messegäste
10.45 Uhr Prof. Dr. Andrea Leonardi, Trento: Le infrastrutture per le fiere: la cultura dell’ospitalità
11.15 Uhr Diskussion 11.45 Uhr Dr. Andrea Bonoldi, Trento: Resümée
12.15 Uhr Ende der Tagung

jw

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