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Zahlreiche Initiativen zur Aufarbeitung der Ersten-Weltkriegs-Geschichte

LPA - Unter einem neuen und erweiterten Blickwinkel soll die Geschichte des Ersten Weltkrieges nachhaltig aufgearbeitet werden. Das ist das Ziel einer Reihe von Initiativen, die unter der Koordination des Südtiroler Landesarchivs im Laufe des Jahres stattfinden. "Wie der Titel des Veranstaltungspaketes 'Hinter den Fronten - Dietro le linee' schon andeutet, ist der Blick auf das Geschehen hinter den Fronten gerichtet, auf die Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft und das Alltagsleben", so die Landesrätin für Denkmalpflege, deutsche Kultur und Familie, Sabina Kasslatter Mur, die heute (Donnerstag, 3. März) in Bozen gemeinsam mit Josef Nössing und Gerald Steinacher vom Südtiroler Landesarchiv, Veronika Fink vom Deutschen Pädagogischen Institut, dem Direktor von Schloss Tirol, Siegfried de Rachewiltz sowie dem Historiker Oswald Überegger das Projekt vorgestellt hat.

Auf dem Veranstaltungsprogramm steht am 28. bis 30. April eine große wissenschaftliche Tagung, zu der 28 Referenten aus sechs Staaten in Bozen erwartet werden, darunter der Erste-Weltkrieg-Fachmann Holger Afflerbach. Dabei solle das Bild des Heldenkrieges zumindest hinterfragt, wenn nicht demontiert werden, erklärte heute der Historiker Oswald Überegger.

Ab 28. Juni zeigt das Landesmuseum Schloss Tirol im Rahmen einer großen Sonderausstellung Kunst und Literatur aus der Kriegszeit. Der Ausstellungstitel "Düsterer Adler" ist einem Gedicht Georg Trakls entlehnt. Die Gemeinschaftsausstellung von Schloss Tirol, dem Brenner-Archiv Innsbruck und dem Stadtmuseum Meran wird bis zur Winterpause zu sehen sein. Dem literarischen und künstlerischen Schaffen und den Positionen von Künstlern und Schriftstellern vor, während und nach dem Krieg ist der erste der dreigeteilten Ausstellung vorbehalten. Karl Kraus und Markus Vallazzas grafischer Auseinandersetzung mit dem Werk des deutschen Schriftstellers und Journalisten ist Teil zwei der Ausstellung gewidmet, während der dritte Teil den Kriegsalltag an der „Heimatfront“ während der verschiedenen Kriegsphasen mit besonderen Bezug auf den Raum Meran dokumentiert.

Von der Fortbildung der Lehrpersonen verspricht sich man sich besondere Nachhaltigkeit. Schulämter und Pädagogische Institute bieten im kommenden August entsprechende Seminare an. Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 18 Jahren soll die Geschichte des sozialen Lebens im Südtirol des Ersten Weltkrieges außerdem durch eine Wanderausstellung näher gebracht werden. Die Ausstellung wurde vom Bundesland Tirol gemeinsam mit der Provinz Belluno erarbeitet. Für die Verwendung in Südtirol wurde sie durch das Landesarchiv ergänzt. 

Besonders auf Breitenwirkung zielt hingegen die Filmproduktion ab, an der zur Zeit das Landesamt für audiovisuelle Medien, das Landesarchiv und der RAI-Sender Bozen arbeiten und der im kommenden Herbst fertig gestellt werden soll.

Die Auseinandersetzung mit dem Krieg sei unverzichtbar für einen dauerhaften Frieden, betonte Landesrätin Kasslatter Mur bei der Vorstellung. Der Erste Weltkrieg im Alpenraum sei vielfach auf Fels und Eis reduziert worden, nun sei es an der Zeit, auch die Alltags-, Sozial- und Kulturgeschichte aufzuarbeiten. 

An der Initiative sind neben dem Landesressort Denkmalpflege und deutsche Kultur und dem Landesarchiv, das Landesamt für audiovisuelle Medien, Lab*doc storia/Geschichte – Italienisches Schulamt, Deutsches Schulamt, Ladinische Kultur und ladinisches Schulamt; Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe, Pädagogisches Landesforschungs-, Versuchs- und Fortbildungsinstitut für die italienische Sprachgruppe, Pädagogisches Institut für die ladinische Sprachgruppe, die Arbeitsgruppe Regionalgeschichte und der RAI–Sender Bozen beteiligt.

jw