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Renaissance-Fresken im Steidlhof auf der Töll entdeckt

LPA – Als sensationell hat Landeskonservator Helmut Stampfer einen Wandgemäldefund im Steidlhof auf der Töll bezeichnet: „Angesichts der Qualität und des Ausmaßes der Fresken sowie der Tatsache, dass es sich um einen Neufund in einem profanen Gebäude handelt, kann man von einer Sensation sprechen.“ Die Wandmalereien waren vor rund einem Jahr im Verlauf des Umbaus des Steidlhofs entdeckt worden. In der Zwischenzeit wurden sie freigelegt und gesichert. Am gestrigen Nachmittag (Donnerstag, 13. Januar) besuchten Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, Landeskonservator Helmut Stampfer und dessen Stellvertreterin Waltraud Kofler Engl gemeinsam mit dem Besitzer des Gebäudes, Paul Meraner, die Baustelle und besichtigten die freigelegten Fresken.

LRin Kasslatter Mur, Landeskonservator Stampfer, Stellvertreterin Kofler Engl, Restaurateurin Esser und Bauherr Meraner vor dem Fresko "Wahl des Paris"
Vor 1530 dürften die in einem Raum des Steidlhofs entdeckten Wandmalereien entstanden sein. Das im Kreuzgewölbe wiedergegebene Königswappen Ferdinands I., der 1530 zum Kaiser gekrönt wurde, machte - so Landeskonservator Stampfer - eine relativ genaue Datierung leicht. „Auch die vielen Stilelemente der Renaissance, die in den Malereien nachgewiesen wurden, sprechen für diesen Zeitraum“, so die Kunsthistorikerin Kofler-Engl.

Während an der Decke fünf verschiedene Wappen zu finden sind, stellt das Hauptfresko an der Nordwand die "Wahl des Paris" aus der griechischen Mythologie dar. Eine weitere, von den Kunsthistorikern als „interessant“ bewertete Szene befindet sich über dem Türbogen: Es handelt sich um eine Art Stillleben mit Musikinstrumenten, Büchern und Wiege. Der Raum dürfte als intimer Festraum oder Trinkstube gedient haben, sind sich die Fachleute einig.

Der Steidlhof, der erst vor wenigen Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde, war ursprünglich ein Zollhaus, dessen Existenz im 14. Jahrhundert bezeugt ist. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er baulich verändert. Im 19. Jahrhundert um einen Stock erhöht. Dieser Stock wurde nun im Rahmen der Sanierung und Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes wieder abgetragen.

Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur dankte dem Bauherrn für seine denkmalpflegerische Sensibilität. Der Umgang mit denkmalgeschützten Objekten sei für jeden Bauherrn eine Herausforderung und meist mit Mehrarbeit und Zusatzkosten verbunden, so die Landesrätin. Die Entdeckung eines Denkmals sei aber eine Bereicherung, für den Besitzer und für die Allgemeinheit. Daher sei die finanzielle Unterstützung durch die Landesdenkmalpflege gerechtfertigt.

jw

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