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Elchgeweih vom Ritten stammt aus der letzten Eiszeit

(LPA) Die Untersuchungen und Analysen an dem im vergangenen Sommer am Ritten gefundenen Elchgeweih sind nun abgeschlossen. Die Archäologen und Paläontologen haben das Geweih datieren können. Demnach stammt es aus dem 12. Jahrtausend vor Christus, also aus der letzten Eiszeit. Heute (Freitag, 22. Oktober) haben Landeskonservator Helmuth Stampfer und Chefarchäologe Lorenzo Dal Ri die Landesrätin für Denkmalpflege und Kultur, Sabina Kasslatter Mur, über die Ergebnisse der Untersuchungen unterrichtet.

Landeskonservator Helmuth Stampfer und Chefarchäologe Lorenzo Dal Ri informierten heute Landesrätin Kasslatter Mur über die Datierung des Elchgeweihs
Mit einiger Spannung hatte man im Landesamt für Bodendenkmäler die Ergebnisse der Datierung mit Hilfe der C14-Methode abgewartet, die an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich durchgeführt worden war. Nun liegt das Ergebnis vor: Demnach ist das im vergangenen August bei Aushubarbeiten am Ritten zutage geförderte Elchgeweih rund 13.500 Jahre alt. Die Experten der ETH ordnen das Geweih in einen Zeitraum zwischen 11.430 und 11.110 v. Chr. ein, also in die Endphase des Würm, der letzten Eiszeit.

Chefarchäologe Dal Ri informierte Landesrätin Kasslatter Mur heute noch einmal detailliert über die Umstände des ungewöhnlichen Fundes. Demnach war das Amt für Bodendenkmäler im August von der Forststation Ritten verständigt worden, dass bei Aushubarbeiten für ein Speicherbecken ein Stück eines Elchgeweihs gefunden worden sei, allem Anschein nach eine Abwurfstange mit teilweise fehlenden Geweihenden. Das Fundstück lag in mehreren Metern Tiefe in einer Lehmschicht, die von einer Torfschicht bedeckt war. Die Archäologen gehen davon aus, dass es sich wohl um den Grund eines ehemaligen Seebeckens handelt.

Klar ist, dass es sich bei dem Geweih um einen äußerst interessanten Fund handelt. Zwar geht man davon aus, dass der moderne Elch (alces alces) seit der letzten Eiszeit in Mitteleuropa lebte, wie dies auch Funde in Süddeutschland, in England und Dänemark belegen. Knochenreste dieser Spezies wurden auch an den Rastplätzen der Steinzeitjäger gefunden, etwa auf dem Felsdach Soman im Etschtal (Provinz Verona).

In den Ostalpen kommt der moderne Elch aber bereits nach dem Ende der Würmeiszeit nicht mehr vor. Unter den Knochenresten der mittelsteinzeitlichen Fundstellen in Südtirol - Plan de Frea in Gröden, Galgenbühel in Salurn -, die aus dem 10. und 9. Jahrtausend v.Chr. stammen, finden sich keine Elchknochen. Lediglich in der Provinz Belluno ist an einem mittelsteinzeitlichen Rastplatz ein aus einem Elchknochen gearbeitetes Werkzeug gefunden worden.

Die Archäologen gehen davon aus, dass das frühe Ausbleiben des Elchs in unserem Gebiet - in Deutschland gibt es ihn bis hinein ins Mittelalter - mit dem starken Temperaturanstieg am Ende der Eiszeit zusammenhängt. Diese führte nämlich dazu, dass sich dichte Wälder bis in die Höhenlagnen hinaus ausbreiten konnten.

chr

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