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Südtirols Kindergärten unter der Lupe

LPA - Ein durchwegs positives Urteil hat der bekannte Erziehungswissenschaftler Professor Wassilios E. Fthenakis über die deutschsprachigen Südtiroler Kindergärten abgegeben. Prof. Fthenakis hat während der letzten beiden Monate eine Reihe deutschsprachiger Kindergärten und -direktionen im ganzen Land besucht und gestern in Brixen den Kindergartendirektoren seine Eindrücke beschrieben.

In Folge der Diskussion zur Sprachförderung im vergangenen Herbst war eine Analyse der Situation der Kindergärten im Lande angesagt. Fthenakis, Professor für Frühpädagogik an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen, war an einer solchen Auseinandersetzung mit der Praxis interessiert. Kindergarteninspektorin Christa Messner organisierte gemeinsam mit Bärbel Riedmann, Praktikumsbegleiterin an der Fakultät für Bildungswissenschaften, den Besuch von Fthenakis in acht Kindergartendirektionen. Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur und Schulamtsleiter Walter Stifter begeleiteten Fthenakis bei den Besuchen in den Direktionen Neumarkt, Bozen und Meran.

Fthenakis stelle gestern auf Einladung des Landesschulamt an der die Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen die Eindrücke von seinen Rundgang in den Direktionen vor. Er habe eine große Aufgeschlossenheit für eine Kooperation mit der Universität vorgefunden, sagte er. Was die Gebäuden anbelangt, so sprach er einen hohen Standard. Die Leitbildarbeit betreffend haben die Direktionen seiner Meinung nach gute Arbeit geleistet, wenn es darum ging die Institution zu definieren sowie die Sicherheit und Orientierung der Mitarbeiterinnen zu erhöhen. Lediglich bei der Definition der pädagogischen Qualität bedürfe es noch größerer Professionalisierung, so Fthenakis, der selbst viele Anregungen zur Evaluation gab. Den Erzieherinnen bescheinigte der Erziehungswissenschaftler großes Bemühen um kindgerechte Aktivitäten. Eine entsprechende strukturierte Planung und die kognitive Verarbeitung seien jedoch noch auszubauen, sagte Fthenakis . Eine entsprechende Tagung für Erzieherinnen werden das Schulamt und die Universität voraussichtlich im Juni 2003 organisieren.

Das Sprachproblem, so eine wichtige Erkenntnis, lasse sich nicht allein über die Institutionen Kindergarten und Schule lösen. Die Zusammenarbeit mit den Familien spielt eine wichtige Rolle. Es gelte also, die Eltern als "Ko-Konstrukteure" der Entwicklung des Kindes zu sehen und eine Partnerschaft zwischen Familie und Kindergarten aufzubauen. Bildungslandesrätin Kasslatter Mur hat eine eigene Fachkommission eingesetzt, die sich in Kürze mit dieser Frage auseinandersetzen wird.

Die Direktoren zeigten sich sehr an einer Weiterentwicklung der Bildungsqualität in den Kindergärten interessiert und freuen sich über die Unterstützung der Fakultät für Bildungswissenschaften. Neben Fortbildung und Beratung möchten sie auch einige Forschungsprojekte entwickeln und mit Hilfe der Fakultät durchführen. Die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Universität ist somit bereits in ein konkretes Programm gemündet.

SAN