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LR Hosp: "Dolasila-Aktion ist Missbrauch von Kunst gegen die Natur"

LPA - Kulturlandesrat Bruno Hosp spricht sich gegen das Aufmalen des Goldbandes am Neunerkofel im Naturpark Fanes-Sennes-Prags im Rahmen der Kunst-Aktion "Das goldene Haar der Dolasila" aus.

Kulturlandesrat Hosp solidarisiert sich mit dem Verband für Heimatpflege und steht dem geplanten Kunstwerk "Das Haar der Dolasila" auf der Südwand-Diagonale des Neunerkofels in St. Vigil klar negativ gegenüber. Hosp äußert scharfe Kritik an dem geplanten Unterfangen - und zwar sowohl aus kunst- und kulturpolitischer Sicht wie auch im Hinblick auf die grundsätzliche Einstellung, die sich hier offenbart.

"Eine solche Aktion ist im Zeitalter eines entwickelten Naturbewusstseins völlig unangebracht", so Hosp. "Sie hat nichts mit Kunst zu tun, sondern ist ein Missbrauch von Kunst gegen die Natur.

Hosp führt dafür folgende Gründe an:

"Die Südwand des Neunerkofels ist Teil eines Naturschutzgebietes. Wir befinden uns hier in einem geschützten Naturpark des Landes Südtirol. Wenn nun in Naturparken die geschützte Natur nach subjektiven Einfällen bemalt werden dürfte, wäre unsere Natur in kürzester Zeit eine Art Disneyland.

  1. Trotz des prognostizierten Farb-Verfalls ´nach sechs bis neun Monaten` werden Farbreste in Nischen, unter Vorsprüngen und an verwitterten Stellen überdauern und für Kletterer lange Zeit sichtbar bleiben.


  2. Wenn die Verantwortlichen davon sprechen, dass es hier um eine ´Aufwertung der Berge` gehe, wie ein lokaler Tourismusmanager meint, dann müssen sie sich fragen lassen: Was soll eigentlich ´Aufwertung der Berge` heißen? Sind denn plötzlich die Berge selbst, in ihrem natürlichen Zustand, weniger wert? Müssen wir unsere Natur nun ästhetizistisch-geschmäcklich verändern, damit sie präsentabel ist? Diese Frage bezieht sich keineswegs nur auf diese Aktion, sondern auf einen Trend, der in den vergangenen Jahren immer weiter um sich greift.


  3. Die Natur kann weder im ´Jahr der Berge` noch außerhalb davon ein Verfügungsobjekt für einzelne Künstler und Tourismusmanager sein, sondern sie gehört allen und niemandem. Wir haben sie von unseren Kindern nur geliehen, und wir sollten sie intakt an unsere Nachkommen weitergeben. Leider wird die Natur heute von vielen Zeitgenossen in unserer technischen Kultur vielfach als Objekt angesehen, das beliebig gebraucht und auch verbraucht werden kann. Diese Einstellung hat in den vergangenen Jahrzehnten zur Naturzerstörung großen Ausmaßes geführt. Das Kunstwerk ´Haar der Dolasila` offenbart genau diese Einstellung: die Natur soll ´gebraucht` werden, in diesem Fall für zweifelhafte ästhetische und ökonomische Zwecke. Das ist nicht im Sinne eines zeitgemäßen Bewusstseins. Es ist vielmehr Ausdruck einer längst überholten Geisteshaltung.


  4. Es wäre interessant zu sehen, was geschehen würde, wenn der Kölner Künstler nach seinen Einfällen, mit Unterstützung der lokalen Tourismusmanager und ohne Zustimmung der Kulturverantwortlichen Teile des Kölner Doms mit einer Goldfarbe bemalen würde, die sich erst nach ´sechs bis neun Monaten aufzulösen beginnt`. Und es wäre interessant zu sehen, was geschehen würde, wenn er das erst dann öffentlich mitteilen würde, sobald das Projekt bereits beschlossen wäre. Dann würde vermutlich ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen. Dabei handelt es sich beim Kölner Dom um Menschenwerk, nicht um Gottes Schöpfungswerk wie beim Neunerkofel.




Kunst und Kultur wollen die Natur nicht gebrauchen. Sie wollen sie nicht zum Objekt verwandeln. Sie wollen sie nicht vergewaltigen. Wenn von einem Fortschritt der Kultur die Rede sein kann, dann besteht er darin, ein umfassendes Bewusstsein zu entwickeln. Dieses Bewusstsein sollte die eigentliche kulturelle Leistung im ´Jahr der Berge` sein".

SAN