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Ötzis Erbgut entschlüsselt: Verwandtschaft zu Ötztal und Ladinien

(LPA) Nun liegt auch das Erbgut des Mannes aus dem Eis offen. Franco Rollo, Experte für antike DNA an der Universität Camerino in den Marken, hat heute (3. Februar) die Ergebnisse seiner dreijährigen Forschungstätigkeit am Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum vorgestellt. Demnach ist Ötzis Erbgut verwandt mit dem heute im Ötztal und Ladinien vorherrschenden. Und möglicherweise war Ötzi unfruchtbar.

Forscher haben nun Ötzis DNA-Struktur offen gelegt
Das Erbgut des Mannes aus dem Eis war zwar bereits in den vergangenen Jahren mehrfach untersucht worden, bisher hatten sich aber aufgrund der Verunreinigung mit moderner DNA immer Schwierigkeiten ergeben, die originale Ötzi-DNA herauszufiltern. Dies ist Rollo nun gelungen, indem er das Erbgut aus Gewebeproben aus Ötzis Verdauungstrakt gewonnen hat und dank dieser die Ergebnisse früherer DNA-Untersuchungen bestätigen konnte. Im Klartext heißt dies: Das Erbgut des Mannes aus dem Eis steht nun definitiv fest und damit auch als Vergleichsmuster zur Verfügung.

Der Anthropologe Rollo konnte darüber hinaus die DNA des Mannes aus dem Eis eindeutig einer der neun europäischen DNA-Grundmuster zuordnen. Ötzis DNA-Grundmuster ist dabei ein in Europa sehr seltenes, trotzdem konnte eine nähere Verwandtschaft mit dem heute im Ötztal und Ladinien vorkommenden Erbgut festgestellt werden. Daraus den Schluss zu ziehen, Ötzi sei ein Ötztaler oder Ladiner gewesen, sei allerdings nicht zulässig, betonten die Experten bei der Vorstellung von Rollos Untersuchungsergebnissen im Archäologiemuseum. Vielmehr müsse man davon ausgehen, dass die Abgeschiedenheit der Täler dazu geführt hat, dass dort mehr Muster des antiken Erbguts erhalten geblieben sind als anderswo.

Hochinteressant scheinen auch die Erkenntnisse, die Rollo aus der Untersuchung der so genannten mitochondrialen DNA gewonnen hat. So konnte er zwei Mutationen feststellen, die sich gemeinhin bei Männern mit eingeschränkter Spermienmobilität finden. Damit ist nicht auszuschließen, dass Ötzi unfruchtbar war und damit keine Nachkommen zeugen konnte. Aus dieser Erkenntnis können wiederum neue Theorien zu sozialem Rang und Status des Mannes aus dem Eis erarbeitet werden. So nimmt man heute an, dass zu Ötzis Lebzeiten eine reiche Nachkommenschaft auch ein gewisses Maß an Macht mit sich brachte, konnte diese sich doch als eigener Clan halten. Dem kinderlosen Mann aus dem Eis wäre eine solche Machtposition demnach verschlossen geblieben.

Franco Rollo hat seine Forschungsergebnisse, die er heute in Kurzfassung im Südtiroler Archäologiemuseum präsentiert hat,  in aller Ausführlichkeit in der Februarnummer des "American Journal of Physical Anthropology" veröffentlicht.

chr

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