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EDV-Masterplan des Sanitätsbetriebes: Vereinheitlichen und vernetzen
Der EDV-Masterplan des Südtiroler Sanitätsbetriebes, die Ziele einer Vereinheitlichung und Erneuerung sowie die notwendigen Schritte bis 2018 standen im Mittelpunkt einer Vorstellung am heutigen Freitag (4. Dezember) im Landeskrankenhaus in Bozen.
"Die Vernetzung und Vereinheitlichung der EDV im Südtiroler Gesundheitswesen ist eine der Großbaustellen des Sanitätsbetriebes und Basis für die Gesundheitsversorgung der Zukunft", betonte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker die Bedeutung des EDV-Masterplanes 2016-2018. Ziel ist dabei, dass sich alle Mitarbeiter und Partner im Gesundheitsbereich von den Hausärzten, Apotheken und Sprengeln im Territorium bis zu den sieben Krankenhäusern als Teil eines Netzwerkes verstehen. "Ich hoffe, dass dieser wichtige Entwicklungsschritt dazu beiträgt, dass sich jeder bei seiner täglichen Arbeit als Teil eines Ganzen begreift, nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen", so Stocker bei ihren Grußworten bei der Veranstaltung für die Mitarbeiter im Sanitätsbetrieb am heutigen Vormittag sowie bei der Medienkonferenz im Landeskrankenhaus in Bozen. Die Landesregierung werde für dieses Projekt dem Sanitätsbetrieb zusätzliche 30 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre zur Verfügung stellen.
Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Thomas Schael erläuterte am heutigen Vormittag die Vorhaben im EDV-Bereich. "Einer Diagnose muss eine Prognose und eine Behandlung folgen", formulierte es der Generaldirektor im klinischen Jargon. Dabei spiegle sich die historische Entwicklung des Sanitätsbetriebes im IT-Bereich wieder: Die EDV für die ehemals vier Betriebe umfasse derzeit unterschiedliche und nicht vernetzte Systeme mit in Summe etwa 300 Applikationen. "Im Vergleich mit anderen Regionen gibt Südtirol zudem im IT-Bereich für weniger Leistung mehr aus", machte der Generaldirektor den Handlungsbedarf bewusst. "EDV-Lösungen können jedoch nicht kurzfristig geplant werden, deshalb ist unser Masterplan auf drei Jahre ausgerichtet." Die Baustelle EDV müsse endlich geschlossen werden. Der Plan umfasst dabei fünf Handlungsfelder: die Verwaltung, die Einbeziehung der Bürger, den klinischen Bereich, die Schnittstelle zum Territorium und die Infrastruktur. Nach der heutigen Diskussionsveranstaltung werden die Mitarbeiter mit der Dezemberausgabe des Magazins ONE über die Pläne informiert und können sich in einer Mitarbeiterbefragung konkret einbringen. Bis März 2016 soll der EDV-Masterplan verabschiedet und mit der Landesregierung finanziell abgestimmt sein, um gemeinsam mit einer neu organisierten und umstrukturierten Informatikabteilung im Sanitätsbetrieb sowie verschiedenen externen Partnern wie der Südtirol Informatik AG (SIAG) mit der konkreten Umsetzung zu beginnen.
"Das digitale Gesundheitswesen ist ein wichtiges Handlungsfeld in den Leitlinien zur digitalen Entwicklung 'Südtirol digital 2020'", betonte IT-Landesrätin Waltraud Deeg am Rande der Veranstaltung, "wobei wir im Verwaltungsbereich viele Schnittstellen der IT des Sanitätsbetriebes zu jener der Landesverwaltung haben.“ Hierbei sei das konzertierte Vorgehen und die enge Abstimmung der strategischen Entscheidungen etwa mit Bezug auf die Patientenakte, das Bürgerkonto oder gemeinsame Datenbanken Voraussetzung dafür, dass technische Hilfsmittel gezielt und effizient eingesetzt werden können.
"Es braucht vor allem Synergien", erklärte der Direktor der Landesabteilung Informationstechnik Kurt Ferdinand Pöhl bei der heutigen Veranstaltung für die Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes Bei einer Befragung von Bürgern, Verbänden und verschiedenen Nutzern wurde der Wunsch nach einem vermehrten Online-Zugang vorgebracht. "Diesem Wunsch werden wir versuchen, Rechnung zu tragen", so Pöhl.
"Der Patient und dessen Betreuung stehen im Mittelpunkt", betonte Paolo Colli Franzone, Direktor des Osservatorio Netics. Da Italien in der Fortschrittlichkeit der IT-Entwicklung in der Sanität im Vergleich zu anderen europäischen Staaten etwas im Rückstand liege, seien für die Zukunft vor allem die 4 "P"s zu entwickeln: "Medicina preventiva, predittiva, proattiva e personalizzata". "Wir müssen zu einer personalisierten Sanität werden", so Franzone.
Paolo Locatelli vom Osservatorio Innovazione Digitale in Sanità des Politecnico in Mailand analysierte die Situation in Südtirol und zeigte Handlungsbedarf für die Überwindung der unterschiedlichen Standards in den Gesundheitsbezirken auf. Beispielhaft haben dies nicht nur einige norditalienische Kliniken gelöst, sondern auch Einrichtungen in Österreich und Deutschland.
Massimo Mangia von Federsanità-Anci unterstrich, dass ein modernes IT-System im Gesundheitswesen die Basisversorgung, die Versorgung vor Ort und die klinischen Aufenthalte vernetzen muss. Lösungen sollen dabei nicht nur technologische Neuerungen bringen, sondern auch bereits vorhandene Potenziale nutzen. Der Benutzer von morgen soll möglichst überall auf seine Daten zugreifen können, während standardisierte Lösungen es dem Fachpersonal ermöglichen sollen, die Gesundheit des Patienten so gut wie möglich im Blick zu behalten – und dies nicht erst, wenn bereits Handlungsbedarf besteht.
LPA