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Trauttmansdorff: Blütenbesucher und ihre Bedeutung für die Artenvielfalt
111 Wildbienenarten, zahlreiche davon Raritäten in der Südtiroler Fauna, scheinen in einer Studie in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff auf, deren Ergebnisse heute (28. Oktober) im Beisein von Landesrat Schuler im Deustersaal in Schloss Trauttmansdorff vorgestellt wurden.
"Wissenschaftliche Studien wie diese", unterstrich Landesrat Arnold Schuler, "belegen die Bedeutung der Ökologisierung und Biodiversität für die Landwirtschaft und darüber hinaus und bilden so die Grundlage für die Entwicklung eines Bewusstseins". Vor einem halben Jahr hat Landesrat Schuler in den Gärten von Trauttmansdorff seine Unterschrift zum Beitritt in das niederösterreichische Netzwerk "Natur im Garten" gesetzt, das für die Ökologisierung von Grünräumen und Privatgärten eintritt.
Die Bewahrung der Artenvielfalt durch "Mut zur Unordnung" mahnte der Insektenforscher Timo Kopf an und ortete eine Problematik im Landschaftswandel: einerseits im Flächenverlust durch Siedlungs- oder Straßenbau, andererseits im Qualitätsverlust durch Intensivierung von Pestiziden, Dünger oder Gülle. 111 Wildbienenarten fand der aus Vorarlberg stammende und in Völs bei Innsbruck ansässige Entomologe bei seinen Untersuchungen der Bestäuberfauna, die er in den vergangenen zwei Jahren im Auftrag der Gärten von Schloss Trauttmansdorff durchführte. Die Studie wurde von Rudolf Hofer, langjähriger Professor am Institut für Zoologie und Limnologie der Universität Innsbruck, fotografisch dokumentiert. Gefunden wurden unter anderem fünf Arten von Spinnen und zwölf von Wanzen, 39 von Käfern und 86 von Fliegen und Mücken.
In zwölf Tagesexkursionen wurden 356 Einzelproben gesammelt, die 3652 Individuen umfassten und 344 verschiedenen Arten zugeordnet werden konnten. Das umfangreiche Artenspektrum beinhaltet auch zahlreiche anspruchsvolle und aus Südtirol nur wenig bis noch gar nicht bekannte Spezies. Erstmals in SÜdtirol gefunden wurden etwa ein Spreizflügelfalter und eine Glockenblumen-Sandbiene, eine Raupenfliege und eine Schmalbauchwespe, berichtete Insektenforscher Kopf. Wieder aufgetaucht sind nach Jahren auch wieder die seltenen Pelzbienen und Holzbienen, Sandbienen und Maskenbienen. Die Goldrute erwies sich mit 46 Blütenbesucherarten als ganz wichtige Pflanze. Zwischen den Beeten bestehen große Unterschiede, Wechselbeete sind deutlich artenärmer. Und: Oleander werden von keinem einzigen Insekt aufgesucht.
"Die Landschaft", resümierte Insektenforscher Kopf, "ist blütenarm geworden". Die Gärten von Trauttmansdorff liefern einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der heimischen Artenvielfalt, insbesondere der Bestäuberfauna. Außerdem verwies er auf die wichtige Rolle als Multiplikator und Vorbild für heimische Gärten oder öffentliche Grünflächen und nannte als Beispiel Rankweil in Vorarlberg, wo auf Rondellen nicht mehr aufwändige Wechselbeete angelegt werden, sondern einheimische Wildblumen wachsen.
"Die Ergebnisse dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchung in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind für uns eine wichtige Grundlage für unsere Rolle als Vermittler der Pflanzenwelt", hob Karin Kompatscher hervor, die als Kuratorin der Gärten die Studie betreute. Den Anstoß zur Studie gab die Sonderausstellung "Blümchensex". Mit einigen Fotos der "Blütenbesucher im Garten" wurde ein Kalender erstellt, der in Kürze auch im Handel erhältlich ist.
mac