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Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb an den italienischen Schulen
Landesrat Christian Tommasini und Schulamtsleiterin Nicoletta Minnei haben die Initiativen im Bereich der Mehrsprachigkeit und des Sprachenerwerbs an den italienischen Schulen in Südtirol vorgestellt. Sie zogen eine positive Bilanz und hoben den Einsatz der Schulen, aber auch das verbesserte Image der Zweitsprache unter den Jugendlichen und in den Familien hervor.
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte heute (14. Oktober) der italienische Schullandesrat Christian Tommasini die Initiativen, Projekte, Ergebnisse und Versuche im Bereich der Mehrsprachigkeit und des Sprachenerwerbs an den italienischen Schulen vor. Das Angebot reicht dabei von Sprachzertifikaten über mehrmonatige Sprachaufenthalte bis hin zu Sprachaustauschen mit deutschen Schulen und den didaktischen Tätigkeiten in deutscher Sprache an den italienischen Kindergärten.
"In den letzten Jahren", berichtete Landesrat Tommasini, "haben wir den Spracherwerb und die Investitionen in die Mehrsprachigkeit forciert. Es ist unsere Überzeugung, dass eine bessere Kenntnis der zweiten oder auch einer dritten Sprache einen Beitrag zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in unserem Lande leistet. Ebenso wichtig ist die Sprachkenntnis bei allen Aktivitäten im sozialen Unfeld oder beim Einstieg ins Berufsleben." Bereits an den italienischen Kindergärten werden die Kinder spielerisch an die Zweitsprache herangeführt. Auch in den Schulen spiele dann der Sprachunterricht eine wichtige Rolle. Dazu sei auch der Rückhalt und die Unterstützung der Familien wichtig, damit das in der Schule Erlernte auch im außerschulischen Bereich Früchte trägt, unterstich er Landesrat.
Die Ergebnisse dieser Bemühungen können sich bereits sehen lassen. So habe sich auch die Einstellung vieler Kinder und Jugendlicher zur Zweitsprache und zu Fremdsprachen ganz allgemein merklich gebessert. "Neugier und die Lust, sich mit Gleichaltrigen anderer Sprachen auszutauschen, sind heute weit verbreitet", bestätigte der Landesrat.
Anschließend stellte Schulamtsleiterin Nicoletta Minnei die rechtliche Grundlage für die Sprachdidaktik an den italienischen Schulen vor. Einen besonderen Stellenwert nahmen dabei die Beschlüsse der Landesregierung Nr. 617 vom 27. Mai 2014 (dieser betrifft die staatliche Abschlussprüfung und hat neue Kriterien für die Deutschprüfung eingeführt) sowie Nr. 688 vom 10. Juni 2014 ein. Mit letzterem wurde der Fachunterricht in einer Fremdsprache (sog. "CLIL-Methode") an den Mittel- und Oberschulen eingeführt.
Bemerkenswerte Erfolge konnten bei den Sprachzertifikaten erreicht werden. So konnte die Zahl der Deutsch-Zertifikate in den letzten vier Jahren von 415 auf 1812 gesteigert werden, bei den Englisch-Zertifikaten wurde im gleichen Zeitraum ein Zuwachs von 177 auf 402 verzeichnet und bei den Französisch-Zertifikaten von 88 auf 112.
Wie aus den Daten hervorgeht, haben in den letzten Jahren auch jeweils 50 Schülerinnen und Schüler der vierten Oberschulklassen an einem dreimonatigen Sprachaufenthalt in Deutschland teilgenommen.
Eine besondere Erfahrung für die Beteiligten war auch der Austausch mit einer deutschen Schule. Dabei verbringen Schülerinnen und Schüler ein ganzes Unterrichtsjahr an einer Partnerschule und können dadurch nicht nur ihre sprachliche Kompetenz erheblich verbessern, sondern erhalten auch einen Einblick in die Lebenswelt und Denkweise ihrer Altersgenossen der anderen Sprachgruppe. Zwischen 2013 und 2015 haben insgesamt 294 Schülerinnen und Schüler einer vierten Oberschulkasse mit italienischer Unterrichtssprache das Schuljahr an einer deutschen Schule verbracht. Einige davon haben dann sogar auch das fünfte Schuljahr an der Partnerschule besucht.
Weitere Angebote für den Spracherwerb sind die Sprachencamps im Sommer. Dabei verbringen Kinder und Jugendliche gemeinsam eine Woche in Toblach oder Langtaufers im Pustertal. In den letzten Jahren haben fast 700 Schülerinnen und Schüler beider Sprachgruppen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Für die italienischen Berufsschulen werden außerdem Berufspraktika im Ausland organisiert, die unter dem Motto „Eine Chance mehr" eine wichtige Bereicherung für die schulische Ausbildung darstellen. Für die Berufsschüler der Bereiche Handel, Tourismus, Industrie, Handwerk und Landwirtschaft, die sich im letzten Ausbildungsjahr befinden, werden außerdem dreiwöchigen Aufenthalte in Deutschland oder Österreich organisiert. Im Schuljahr 2014-15 haben 76 Berufsschülerinnen und -schüler daran teilgenommen.
Um den Lernerfolg zu messen, wurden vor allem an den Grundschulen standardisierte Tests durchgeführt. Nach Auskunft von Schulamtsleiterin Minnei bestätigen die erhobenen Daten, dass die angestrebten Lernziele erreicht wurden und sogar über den internationalen Standardvorgaben liegen.
me