Verwaltung | 21.04.2004 | 09:25

Richtwerte erleichtern nicht nur Gemeinden Schätzung von Grundstücken

LPA - Um den Gemeinden die Schätzung von Liegenschaften und die Festlegung der Enteignungsvergütungen zu erleichtern, erarbeitet das Schätzamt der Landesabteilung Vermögensverwaltung jährlich Richtwerte. Die neuen Richtwerte 2004, die von den Gemeinden berücksichtigt werden müssen, sind vor kurzem festgelegt und im Amtsblatt der Region vom 16. März (Nr. 11/I-II) veröffentlicht worden. Außerdem sind sie auf den Seiten des Schätzamtes im Südtiroler Bürgernetz zu finden.

Für die Festlegung der Enteignungsvergütungen sind seit der jüngsten Abänderung des Enteignungsgesetzes (LG Nr. 10 “Enteignungen aus gemeinnützigen Zwecken”) die Gemeinden zuständig. Um den Gemeinden die selbständige Abfassung der Schätzungen zu erleichtern, erarbeitet das Landesschätzamt auf der Grundlage umfassender Datenanalysen und Marktbeobachtungen Richtwerte, die von den Gemeinden bei der Festlegung der Enteignungsvergütungen berücksichtigt werden müssen. Diese Werte kommen bei der Schätzung von Grundstücken, die sich zur Verbauung eignen und von den Gemeinden im Enteignungswege für die Verwirklichung öffentlicher Anlagen und Einrichtungen (z. B. Schulgebäude, Rathäuser, Geräteschuppen der Freiwilligen Feuerwehr) sowie für den geförderten Wohnbau und für gewerbliche Ansiedlungen, erworben werden. Das Angebot des Schätzamtes wird aber nicht nur von den Gemeindeverwaltungen genutzt, sondern von vielen, die beruflich oder privat an der Entwicklung des Immobilienmarktes interessiert sind.

WOHNBAUFLÄCHEN
Um die Richtpreise festzulegen, beobachtet das Schätzamt die Entwicklungen auf dem gesamten Liegenschaftsmarkt. So hat das Amt beispielsweise im Bereich der Wohnungsflächen im ersten Semester des Jahres 2003 eine anhaltende Tendenz zur Steigerung sowohl der Preise als auch der Kaufhandlungen festgestellt, die sich bereits im vorherigen Jahr abgezeichnet hatte. Diese Markterhebungen bestätigen das Ansteigen der Preise für Wohnungsflächen, die in größeren Ortschaften der jeweiligen Bezirke angeboten werden.
"Auf den Liegenschaftsmarkt wirken nicht nur Finanz- und Wirtschaftsbestimmungen (z.B. Tremonti-Gesetz) ein, sondern auch die Veränderungen im Verhalten der Geldanleger, die den Aktien eine Immobiliarinvestition vorziehen", erklärt der Direktor im Schätzamt, Alberto Kaswalder. Dies habe das Ansteigen der Liegenschaftenwerte allgemein und auch der Werte der Baugrundstücke zur Folge. In einigen Gebieten seien diese Auswirkungen stärker als in anderen; in den kleineren Örtlichkeiten gebe es kaum Nachfrage an Flächen für den freien Wohnbau. Im zweiten Semester 2003 wurde dann ein starkes Nachlassen der Preissteigerungstendenz verzeichnet und bis Jahresende ein Stillstand erreicht. "Es zeichnet sich eine Anordnung der überhöhten Preisforderungen und eine allgemeine Wertberichtigung ab; objektive Bewertungskriterien wie Lage, Ausführungsqualität, Verbindungen zu Dienststellen u.a.m. haben stärkere Auswirkung auf die Preise. Dabei führt die Landeshauptstadt weiterhin die Spitze der Höchstpreise", so das Schätzamt. 

GEWERBEFLÄCHEN
Für die gewerblichen Tätigkeiten vorbehaltenen Flächen erhob das Schätzamt eine Verlangsamung der baulichen Initiativen, die es auf die von Unsicherheit geprägte aktuelle Wirtschaftslage zurückführt. Die Knappheit an Geldmitteln unter der Gewerbetreibenden, die verringerten Gewinnspannen in verschiedenen Wirtschaftszweigen bremsen die Investitionen. Die Unternehmensfreudigkeit der vergangenen Jahre habe zu einem Überschuss an Produktionsstätten geführt und den Markt gesättigt. Der Bereich werde auf sein Durchhaltevermögen zurückgreifen müssen, um die Schwierigkeiten dieser Zeiten zu überbrücken. Die vorgenommenen Erhebungen bestätigen, laut Schätzamt, das Grundgesetz jeden Marktes: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Die Richtwerte sind im Amtsblatt der Region Nr. 11/I-II vom 16.03.2004 veröffentlicht und im Südtiroler Bürgernetz unter www.provinz.bz.it/vermoegensverwaltung abrufbar.

jw