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Erhebung der Suizide in Südtirol 1999 - 2002: Zwischenbericht

LPA - Die Suizide in Südtirol haben seit den neunziger Jahren abgenommen. Das ist das Ergebnis einer vom Gesundheitsassessorat im Rahmen des Projektes "Suizid - Prävention in Südtirol" durchgeführten Erhebung. Zur Abnahme der Selbstmorde maßgebend beigetragen hat der Aufbau eines psychosozialen Netzwerkes. Bei der Vorstellung des Zwischenberichtes am heutigen Donnerstagvormittag wurden noch weitere für die Suizidprävention in Südtirol relevante Daten präsentiert.

Eine Arbeitsgruppe von Experten des psychiatrischen und sozialen Bereiches hat vor vier Jahren das Projekt "Suizid - Prävention in Südtirol" ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren alle Selbstmorde in Südtirol zu erheben und Aufschluss über besonders gefährdete Gruppen zu gewinnen. Am heutigen Donnerstagvormittag wurde im Palais Widmann in Bozen der Zwischenbericht über die Ergebnisse des Projektes, das im Juli 1999 startete, vorgestellt.

Antonio Fanolla von der Epidemologischen Beobachtungsstelle des Landes, Rodolfo Tomasi, Primar der Abteilung Psychiatrie am Krankenhaus Bozen und Roger Pycha, Primar der Psychiatrie am Krankenhaus Bruneck, haben die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt und erläutert. Die Basis der vorgestellten Daten bilden 180 Suizide, die im Zeitraum 1999 - 2002 aufgezeichnet wurden.
Bemerkenswert und erfreulich ist die Tatsache, dass bereits seit Beginn der neunziger Jahre in Südtirol eine Abnahme der Suizide festzustellen ist. Die Werte liegen zwischen denen von Österreich und Italien. Zurückzuführen sei diese Abnahme der Suizide auf das psychosoziale Angebot in Südtirol, so Roger Pycha. So hatte vor zwölf Jahren nur ein Fünftel der Betroffenen Kontakt zu psychozialen Diensten, heute bereits die Hälfte der Betroffenen.

Die Erhebung ergab eine Reihe weiterer Aspekte, die Aufschluss über die gefährdeten Gruppen geben und Ansatz für künftige Vorsorgemaßnahmen sein können. So gibt es in der Suizidgefährdung Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen. Die Suizide treten häufiger bei Männern (79,9 Prozent) auf und nehmen mit dem Alter zu. Bei den Frauen ist hingegen ein Höchstwert an Suiziden bei der obersten Altersklasse (ab 80 Jahren) festzustellen.
Auch territorial gibt es Unterschiede. Die Gebiete mit dem höchstem Suizidrisiko scheinen der mittlere Vinschgau, Passeier, Gadertal, Ahrntal und das Gebiet Antholz-Welsberg zu sein.
Betrachtet man die Selbstmordrate nach Sprachgruppen, so ist die ladinische Sprachgruppe am stärksten betroffen. Ihr folgt die deutsche Sprachgruppe. Die italienische Sprachgruppe weist die niederste Suizidrate auf. "Grund dafür ist wohl die Extrovertiertheit der Italiener, die im Gegensatz zu den Menschen des deutschen Sprachraumes viel mehr ihr Unbehagen deutlich zum Ausdruck bringen und so Aufmerksamtkeit und Hilfe erhalten", so Roger Pycha.
Gut die Hälfte der Suizidanten litt an Depressionen, bei 77 Prozent wurden psychische Symptome nachgewiesen,  knapp 60 Prozent befanden sich bereits in psychiatrischer Behandlung. Alkoholabhängigkeit wurde bei rund 30 Prozent der Fälle nachgewiesen.

"Das psychosoziale Netzwerk soll auch in Zukunft ausgebaut werden, in den Schulen soll verstärkt Krisenbewältigung gelehrt werden", so Landesrat Saurer abschließend. Flächendeckende Aufklärungsarbeit sei auch weiterhin das Ziel des Landesassessorates für Gesundheitswesen. Es brauche Multiplikatoren, die die Informationen hinaustragen, die das Thema Suizid enttabuisieren und Betroffenen den Weg zu den Diensten, die Hilfe anbieten, erleichtern.

lc

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