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Versuchszentrum Laimburg: Wuchsstörungen im Weinbau auf der Spur

Seit Mai treten in Südtirol Wachstumsstörungen an Blättern und Gescheinen der Weinreben auf. Forschungen des Versuchszentrums Laimburg haben nun ergeben, dass die Wuchsstörungen durch das Abbauprodukt eines Pflanzenschutzmittels hervorgerufen werden können. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen stellen Peter Robatscher und Gerd Innerebner beim Weinbauseminar morgen (2. Dezember) am Ritten vor.

Wachstumsstörung bei Reben

In einzelnen Weinbergen in Südtirol wurden wegen der Wuchsstörungen Ausfälle von bis zu 80 Prozent verzeichnet. Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau stellte fest, dass überall dort, wo derartige Wuchsstörungen auftraten, im Vorjahr das Fungizid "Luna Privilege" der Firma Bayer CropScience ausgebracht worden war. Dieses Fungizid basiert auf dem Wirkstoff Fluopyram und wird im Weinbau gegen Botrytis eingesetzt. Im vergangenen Jahr wurde es in den Weinbergen in Südtirol nahezu flächendeckend angewandt.

Die Experten des Versuchszentrums Laimburg führten in enger Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring aufwändige Feld- und Gewächshausversuche sowie Laboranalysen durch. Aus diesen Untersuchungen ergab sich ein handfester Hinweis, dass die Wuchsstörungen mit dem Pflanzenschutzmittel "Luna Privilege" in Verbindung stehen.

Wird das Abbauprodukt PCA des Wirkstoffs Fluopyram in reiner Form auf Reben ausgebracht - wie es das Laimburger Forscherteam an Reben im Freienfeld und an Versuchsreben im Gewächshaus durchführte - zeigen sich an diesen Pflanzen dieselben Wuchsstörungen, wie sie in Ertragsanlagen festgestellt wurden.

Seit Mai 2012 ist das Fungizid "Luna Privilege" in Italien zugelassen. Bislang waren jedoch weder bei Versuchen noch bei der Anwendung in der Praxis Probleme beobachtet worden. Am Versuchszentrum Laimburg war das Fungizid zwischen 2010 und 2014 im Rahmen der Mittelprüfung getestet worden, aber nie waren in der Folge Wuchsstörungen aufgefallen. Dafür haben die Experten der Laimburg eine erste Hypothese: Zwar ist davon auszugehen, dass das Abbauprodukt PCA des Wirkstoffs Fluopyram der Auslöser für die Wuchsstörungen ist; doch die Symptome scheinen nur dann aufzutreten, wenn auch bestimmte andere Faktoren vorliegen, die mit der Menge des Wirkstoffs, dem Zeitpunkt des Auftretens von dessen Abbauprodukt und den klimatischen Bedingungen zusammenhängen.

Einerseits stellten die Forscher fest, dass die Symptome umso stärker sind, je höher die Konzentration des Abbauprodukts des ausgebrachten Fungizids ist. Zudem scheint der Zeitpunkt eine entscheidende Rolle zu spielen: Es scheint ein Stadium des vegetativen Wachstums zu geben, in dem die Pflanze besonders empfindlich gegenüber dem Abbauprodukt PCA ist. Das haben Vesuche gezeigt, in denen die Reben im Juli und im August mit dem Abbauprodukt des Fungizids behandelt worden waren. Nur infolge der Juli-Behandlung zeigten sich Symptome, nicht aber infolge der August-Behandlung. Das Forscherteam der Laimburg vermutet den Grund darin, dass die Pflanze im Monat Juli ein stärkeres vegetatives Wachstum aufweist. Dritter Faktor sind laut Versuchszentrum Laimburg die klimatischen Bedingungen: Tiefe Temperaturen, Niederschlagsreichtum sowie lang anhaltende Feuchtigkeit im vergangenen Jahr können Faktoren gewesen sein, die das Auftreten der Wuchsstörungen begünstigten. Damit ließe sich erklären, warum die Symptome nach dem niederschlagreichen Jahr 2014 auftraten, nicht aber in den trockeneren Vorjahren. Die Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der Wuchsstörungen und den Witterungsbedingungen müssen jedoch künftig noch genauer untersucht werden.

Im April dieses Jahres traten erstmals Wuchsstörungen an Weinreben in Südtirol auf und gleichzeitig auch im Piemont und in Apulien, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am 19. Juni veröffentlichte die Firma Bayer CropScience in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine offizielle Erklärung, in der sie empfahl, das Pflanzenschutzmittel aus Vorsorgegründen im Weinbau nicht mehr einzusetzen. Für Italien wurde diese Empfehlung nicht ausgesprochen.

Der Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau wies in einem Rundschreiben am 18. Juni darauf hin, dass die Wuchsstörungen mit dem Fungizid "Luna Privilege" der Firma Bayer in Verbindung stehen könnten. Aufgrund des vermuteten Zusammenhangs zwischen dem Einsatz des Pflanzenschutzmittels und dem Auftreten der Wuchsstörungen riet der Beratungsring vom Einsatz des Mittels ab. Parallel dazu begann das Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring als eines der wenigen Institute in Europa damit, diese Wuchsstörungen in Feld- und Gewächshausversuchen zu untersuchen.

Die Firma Bayer CropScience hat die Untersuchungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg zur Kenntnis genommen und anerkannt. Anlässlich des Weinbau-Seminars im Haus der Familie in Lichtenstern am Ritten am morgigen 2. Dezember werden Vertreter der Firma dazu eine Stellungnahme abgeben.

mac

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