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Gewalt an Frauen: Beirat für Chancengleichheit hört Sozialkriminologin an

Mit sozialkriminologischen Aspekten der Gewalt gegen Frauen und geeigneten Präventions- und Hilfsmaßnahmen hat sich der Landesbeirat für Chancengleichheit in seiner jüngsten Sitzung befasst. Zu Gast war Südtirols erste Sozialkriminologin, Rafaella Brandão. Die aus Brasilien stammende Rechtsanwältin informierte die Beiratsfrauen zudem über ihre Tätigkeit.

Gewalt an Frauen: Landesbeirat für Chancengleichheit hört Sozialkriminologin an - Foto: Frauenbüro

Um Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, aber auch um Frauenhäuser und Kontaktstellen gegen Gewalt ging es bei der Sitzung des Landesbeirates für Chancengleichheit. Sozialkriminologin Brandão schilderte das Problem der Gewalt gegen Frauen aus ihrer Sicht und verglich die Situation in Südtirol mit der in ihrem Herkunftsland Brasilien. Dort wurden mit dem sogenannten "Maria-da-Penha-Gesetz" Neuerungen eingeführt. So wurden in den Polizeistellen eigene Einheiten geschaffen, die ausschließlich weiblich besetzt sind. Zudem sieht das neue Gesetz vor, dass Frauen automatisch unter Polizeiaufsicht gestellt werden, wenn sie eine Strafanzeige erstatten, das heißt, die Polizei bewacht die Unterkunft der Frauen und hält Täter fern. Diese und weitere Maßnahmen hätten dazu beigetragen, dass die Anzahl der Strafanzeigen deutlich angestiegen sei, führte Brandão aus.

Die Sozialkriminologin berichtete auch von den Erfahrungen, die sie bei einem Praktikum im Frauenhaus Brixen gesammelt hat. Sie vertrat den Standpunkt, dass Frauen auch nach ihrer Zeit im Frauenhaus zu unterstützen seien. Viele ausländische Frauen konnten bzw. durften in ihrem Heimatland keine Schule besuchen und können deshalb weder lesen noch schreiben, gab Brandão zu bedenken. Für diese Frauen sei es somit sehr schwer, eine Arbeit zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen. Entsprechende Bildungsprojekte könnten hier Abhilfe schaffen.

Die Beiratsfrauen teilten diese Meinung. Die Präsidentin des Landesbeirates, Ulrike Oberhammer, stellt den Schutz der Opfer an oberste Stelle. Mehrfach hätten Opfer darüber berichtet, dass Strafanzeigen nicht angenommen und sie unverrichteter Dinge nach Hause geschickt worden seien, so die Beiratspräsidentin. Sie sprach sich für die Schaffung von vorwiegend weiblich besetzten Spezialeinheiten in den Polizeidienststellen und den unverzüglich Schutz der Opfer nach Hinterlegung der Strafanzeige aus, sowohl Unterkunft, als auch Arbeitsstelle seien regelmäßig zu überwachen, so Oberhammer. Nur zu oft würden Frauen von einer Strafanzeige absehen, da sie Angst vor weiteren Übergriffen hätten und würden damit erneut zum Opfer.

"Leider belegt auch die jüngste Erhebung des Landesinstituts für Statistik ASTAT zum Thema 'Kontaktstellen gegen Gewalt und Frauenhäuser', dass die geschlechterspezifische Gewalt in Südtirol nicht rückläufig ist. Jede Frau, die Opfer von Gewalt wird, ist eine zuviel", so Oberhammer, die sich für Maßnahmen zum Schutz der Opfer aussprach.

jw

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