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Tagung zur Gendermedizin: Empfinden Frauen Schmerz anders?

Das 2. Südtiroler Symposium in Frauengesundheit-Gendermedicine befasste sich diesmal mit der Frage, ob Frauen Schmerz anders empfinden als Männer. Zahlreiche Interessierte waren zur Tagung am Freitag, 10. Oktober erschienen.

Landesrätin Martha Stocker: "Gendermedizin muss Teil der Ausbildung des Gesundheitspersonals werden."

Am Freitag, 10. Oktober, trafen sich Experten aus dem Gesundheitswesen zum Fachsymposium zum Thema "Empfinden Frauen Schmerzen anders?", das vom Landesamt für Ausbildung des Gesundheitspersonals in Zusammenarbeit mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, dem Frauenbüro, sowie dem Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen organisiert wurde. Am Vormittag richtete sich das Fachsymposium an die Vertreter der Gesundheitsberufe, dazu hatten sich über 90 Personen angemeldet. Am Nachmittag fand eine öffentliche Veranstaltung zum selben Thema statt, an der ca. 70 interessierten Personen teilnahmen.

Martha Stocker, Landesrätin für Gesundheit, Soziales und Chancengleichheit, begrüßte die Anwesenden. "Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung belegen, dass Frauen auf Schmerzen anders reagieren als Männer, und auch die Krankheitssymptome sind oft nicht identisch. Es scheint mir daher besonders wichtig, dass die Ärztinnen und Ärzte sowie das pflegende Personal bereits in ihrer Ausbildung auf das Thema der Gendermedizin aufmerksam gemacht werden. Nur so kann ein Umdenken stattfinden, das beiden Geschlechtern zugute kommt", erklärte Stocker.

Auch die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen, Ulrike Oberhammer, brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Gendermedizin bald in die Lehrpläne der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana aufgenommen wird und verwies darauf, dass in an der Medizinischen Universität in Innsbruck bereits Pflichtvorlesungen in Gendermedizin vorgesehen sind.

Die eingeladenen Experten beleuchteten das Thema der Gendermedizin aus verschieden Perspektiven:

Professor Andrea Peracino, Vizepräsident der italienischen Herzstiftung erklärte, womit sich die relativ junge Wissenschaft der Gendermedizin befasst: Sie widmet sich den sozialen und psychologischen Unterschieden sowie den Symptomen und Ausprägungen von Krankheiten bei Frauen und Männern, die durch unterschiedliche genetische und biologische Voraussetzungen begründet sind. In seinen Ausführungen spannte er einen Bogen von der Urgeschichte in die Gegenwart, um die physischen und psychologischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu veranschaulichen.

Martin Kurz, Anästhesist und Schmerztherapeut erklärte, wie Schmerz entsteht und wies auf die geschlechtsabhängigen Reaktionen in unterschiedlichen Zentren des Gehirns bei gleichem Schmerzreiz hin. Er unterstrich, dass unter anderem auch geschlechtsspezifische psychosoziale Faktoren dazu führen, dass Schmerztoleranz und -intensität von Frauen anders bewertet werden als von Männern.

"Medikamente werden zuerst an Männern und Mäusen erprobt, erst dann auch an Frauen", mit diesen Worten sorgte Janina Dieber, Leiterin der Schmerzambulanz am Landeskrankenhaus Hartberg, gleichermaßen für Heiterkeit und Betroffenheit. Sie ging in ihrem Vortrat auf die unterschiedliche Reaktion von Männern und Frauen auf Schmerzmedikamente ein: Der männliche und der weibliche Organismus sind unterschiedlich konzipiert, funktionieren nicht gleich, und folglich werden auch Medikamente vom jeweiligen Organismus anders verarbeitet. Die Unterschiede liegen vor allem bei Körpergewicht, Körpergröße, Muskelmasse, Fett- und Wasseranteil des Körpers.

Matteo Zanella, Facharzt in Anästhesie und Intensivmedizin, sowie Experte für Schmerztherapie und Schmerzmedizin in Rovigo, ging in seinen Ausführungen auf den Einsatz nichtpharmakologischer Schmerztherapie im Gendervergleich ein.

Evi Schenk vom Landesamt für Ausbildung des Gesundheitspersonals stellte abschließend noch die Situation in Südtirol dar und wies insbesondere die Genderhealthstelle hin, wo versucht wird, die Ärzte und Krankenpfleger in Südtirol für das Thema der Gendermedizin zu sensibilisieren.

Rosmarie Oberhammer, Fachärztin für Anästhesie am Gesundheitsbezirk Bruneck, hat die Tagung wissenschaftlich begleitet. Sie führte auch als Moderatorin durch die Veranstaltung am Vormittag.

Am Nachmittag moderierte Veronika Rabensteiner, Direktorin des Landesamtes für Ausbildung des Gesundheitspersonals.

me

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