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Ranghohe Politiker aus Sri Lanka lernen Südtiroler Autonomie kennen
LPA - Um die Südtiroler Autonomie und das Zusammenleben der einzelnen Sprachgruppen ging es heute Vormittag beim Treffen einer Delegation vom Inselstaat Sri Lanka mit Landeshauptmann Luis Durnwalder im Sitzungssaal der Landesregierung im Palais Widmann. Die Gäste - zum Großteil Vertreter der Regierung und des Parlaments von Sri Lanka - befinden sich auf einer Informationsreise durch ganz Europa, um bestehende Autonomiemodelle und Formen des Föderalismus kennen zu lernen.
Jahrelang hatte es im südlich von Indien gelegenen Inselstaat Sri Lanka blutige Auseinandersetzungen zwischen der ethnischen Minderheit der Tamilen, die einen eigenständigen Staat einforderten, und der Singhalesen, die mit 74 Prozent die größte Volksgruppe stellen, gegeben. 80.000 Tote und über eine Million Flüchtlinge waren die Folge. Die Tamilen bilden mit rund 19 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas die größte Minderheit des Landes. Erst Ende 2002 kamen die Friedensverhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss. Nun soll die tamilische Minderheit innerhalb eines neu zu bildenden föderalistischen Systems mehr Autonomie erhalten.Die Gäste aus Sri Lanka sind gestern Abend von Innsbruck kommend in Bozen eingetroffen. Zuvor waren sie in Belgien und Deutschland und lernten die dortigen Föderalismusmodelle kennen. In der Delegation sind sowohl Mitglieder der Regierung als auch der Opposition vertreten, auch Angehörige der verschiedenen Volksgruppen und Religionen sind mit dabei. Die Besucher werden sich noch bis Donnerstag in Südtirol aufhalten.
Heute stellten Vertreter der Südtirol Marketing Gesellschaft im Palais Widmann zunächst das Land Südtirol vor. Anschließend begaben sich die Gruppe in den Sitzungssaal der Landesregierung, wo sie von Landeshauptmann Luis Durnwalder empfangen wurden. „Wir haben ein sehr angeregtes Gespräch geführt, in dem es vor allem um unser Autonomiemodell und um die Problematik des Zusammenlebens verschiedener Sprachgruppen ging. Wir werden auch in den kommenden Tagen versuchen, unseren Gästen aus Sri Lanka unser Land näher zu bringen“, berichtete Landeshauptmann Luis Durnwalder im Anschluss an das Gespräch in einer Pressekonferenz.
Die Vertreter des Inselstaates im Indischen Ozean zeigten sich von Südtirol sehr beeindruckt. Der für Wiedereingliederung, den Wiederaufbau und die Flüchtlinge zuständige Minister, Jayalath Jayawardena, bezeichnete die Südtiroler Autonomie als „wichtiges Modell für unser Land und interessanten Ansatz zur Lösung ethnischer Konflikte“. Gemeinsamkeiten zwischen Südtirol und Sri Lanka stellte der Pressesprecher des Präsidenten und Parlamentarier von Sri Lanka, Sarath Amunugame, fest: „Auch wir in Sri Lanka sind sehr stark auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor angewiesen. Wir konnten hier in Südtirol bislang schon sehr wertvolle Erkenntnisse gewinnen“, betonte Amunugame. Sehr interessiert zeigten sich die Besucher auch, als das Thema Proporz zur Sprache kam. „Bei uns in Sri Lanka gibt es kein solches System zur Vergabe der Stellen in der öffentlichen Verwaltung. Die Volksgruppe der Singhalesen besetzt über 90 Prozent der öffentlichen Stellen, die Minderheiten sind stark unterrepräsentiert“, stellten zwei Parlamentarier fest.
Heute Nachmittag steht ein Besuch im Archäologiemuseum in Bozen auf dem Programm, anschließend werden die Besucher einen Einblick in das Südtiroler Schulsystem erhalten. Am Abend werden sie von Regionalratspräsident Franz Pahl empfangen. Morgen und übermorgen sind die Besucher im Landtag und in der Europäischen Akademie zu Gast.
bch