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Gewalt an Frauen: Nur eine Frau von 20 sucht Hilfe

LPA - Nur eine von 20 Frauen, denen körperliche oder sexuelle Gewalt widerfahren ist, sucht in Südtirol im Durchschnitt Hilfe bei offiziellen Stellen. Familienlandesrat Richard Theiner appelliert anlässlich des Gedenktags gegen die Gewalt an Frauen am 25. November an alle anderen Frauen, Hilfe und Unterstützung bei den zuständigen Stellen zu suchen. „Die Mitarbeiterinnen hören ihnen zu, ohne zu urteilen, bieten rechtliche Beratung und, falls nötig, auch eine sichere Aufnahme“, sagt Theiner.

Vor 53 Jahren wurden in der Dominikanischen Republik drei Frauen von Militärangehörigen des damaligen Diktators verschleppt und ermordet. Der 25. November wird seitdem als Gedenktag gegen die Gewalt an Frauen begangen. Heute droht Frauen allerdings weniger Gefahr von Fremden, sondern vor allem in den eigenen vier Wänden.

Laut den Schätzungen des ISTAT und ASTAT erleiden in Südtirol jährlich rund 8.600 Frauen zwischen 16 und 70 Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt. Doch nur 374 Frauen (4,3 Prozent) haben sich 2012 mit diesem Problem an die Beratungsstellen des Landes gewandt: Damit sucht nur eine von 20 Frauen, denen körperliche oder sexuelle Gewalt widerfahren ist, Hilfe bei offiziellen Stellen.

Insgesamt haben sich  im vergangenen Jahr 662 Frauen - davon fast 70 Prozent zum ersten Mal - an die Frauenhausdienste gewandt, um Unterstützung zu suchen. Im Vergleich zum Jahr 2011 ist die Zahl noch angestiegen (2011: 650 Frauen). „Diese Frauen haben viel Mut bewiesen, indem sie den ersten Schritt gemacht haben, um ihre eigene Situation zu verbessern", so Familienlandesrat Richard Theiner. „Ich appelliere an alle anderen Frauen, Hilfe und Unterstützung bei den zuständigen Stellen zu suchen", sagt Theiner. „Die Mitarbeiterinnen hören ihnen zu, ohne zu urteilen, bieten rechtliche Beratung und, falls nötig, auch eine sichere Aufnahme", erklärt der Landsrat.

Das Täterbild ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren unverändert geblieben: „Bei drei von vier Frauen, die sich an die Frauenhäuser wenden, ist der Angreifer der eigene Mann, der Lebensgefährte bzw. der Ex-Mann", so Familienlandesrat Theiner. Nur in verschwindend geringen Fällen (1 Prozent) kommt der Täter nicht aus dem Familien- oder Bekanntenkreis.

Gewalt gegen Frauen verursacht nicht nur psychische und physische Schäden, sondern auch hohe Kosten: Laut einer Schätzung des Europarats betragen die indirekten Kosten für die Schutzmaßnahmen für Frauen, die Abwesenheit vom Arbeitsplatz, die Gerichtskosten rund 40 Euro pro Kopf. In Südtirol gibt es insgesamt drei Frauenhäuser in Bozen, Meran und Brixen sowie geschützte Wohnungen in Bozen und Bruneck mit den dazugehörenden Beratungsstellen. Das Land unterstützt diese Dienste mit 1,65 Mio. Euro pro Jahr. Jene aufgenommenen Frauen, die selbst über keine ausreichenden Einkünfte verfügen, erhalten zusätzlich für sich und ihre Kinder finanzielle Sozialhilfe.

Zudem unterstützt die Landesabteilung Familie und Sozialwesen Projekte, die mit gewalttätigen Männern arbeiten um ihre Aggressivität unter Kontrolle zu bekommen, wie z. B. das kostenlose Antigewalt-Training der Männerberatung der Caritas, das 2010 aus der Taufe gehoben wurde. Im vergangenen Jahr haben 33 Männer daran teilgenommen, insgesamt fanden 210 individuelle Beratungen und 280 Gruppenberatungen statt. Jedes Training umfasst 28 Treffen in einem Zeitraum von sechs bis acht Monaten.

"Insgesamt können die betroffenen Frauen in Südtirol auf ein gut funktionierendes Netz an Diensten zurückgreifen, die sie beraten, schützen und unterstützen", ist Landesrat Theiner überzeugt. Zudem haben  Behörden, Dienste und Organisationen in den Städten Bozen und Meran vor einiger Zeit ein enges Netzwerk gebildet, um schnell und möglichst unbürokratisch die betroffenen Frauen zu beschützen und sie zu unterstützen. Landesrat Theiner unterstreicht die Wichtigkeit dieser engen Zusammenarbeit: „Auch für die restlichen Bezirke wäre eine solche enge Zusammenarbeit sehr sinnvoll, auf jeden Fall unterstützt das Land weitere Bestrebungen, die darauf hinzielen."

SAN

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