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Euregio-Integrationstagung: Fingerspitzengefühl bei Berichterstattung

LPA - Wenn es um die Berichterstattung über Migranten und Migrantinnen geht, so ist Fingerspitzengefühl gefragt. Darüber waren sich die Teilnehmenden der 3. Euregio Integrationstagung einig. Die Tagung ging gestern (19. November) in Innsbruck über die Bühne. Südtirol war dabei durch Birgit Oberkofler von der Euregio und Abteilungsdirektor Helmuth Sinn vertreten.

Um Migration, Integration und Medien ging es gestern in Innsbruck bei der dritten Euregio-Integrationstagung

"wer MACHT meinung - Medien und Integration" war das Thema der diesjährigen 3. Integrationstagung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. In Innsbruck trafen Vertretende aus dem Integrationsbereich, der Politik und Verwaltung mit Journalisten aus Tirol, Südtirol und Trentino zusammen, um über die Wirkung der medialen Berichterstattung zum oft emotionalisierten Thema Integration zu diskutieren.

Von Südtiroler Seite nahmen Birgit Oberkofler von der Euregio und Helmuth Sinn, der Direktor der Landesabteilung Arbeit, an der Tagung teil. Die ehemalige EVTZ-Generalsekretärin verwies auf die Bedeutung des Themas Integration für alle drei Länder der Europaregion. Abteilungsdirektor Sinn moderierte den Gesprächskreis, der sich mit Bildern und Klischees in Werbung und Berichterstattung befasste. Vorgestellt wurde auch eine Medienanalyse, welche die in der Abteilung Arbeit angesiedelte Koordinierungsstelle für Einwanderung erarbeitet hat. Untersucht wurde darin, welches Ausländerbild Südtirols Medien vermitteln. Abteilungsdirektor Sinn stellte zwar den in Südtirol meist gelesenen Printmedien ein gutes Zeugnis aus, zeigte aber Verbesserungsmöglichkeiten auf. "Die Berichterstattung in Südtirol ist von der alarmierenden Haltung einiger Printmedien in anderen Teilen Italiens weit entfernt. Mehr Reflektion bei der Wortwahl und eine bessere Beschreibung des Kontexts können aber zu einer Verbesserung beitragen", ist der Direktor der Landesabteilung Arbeit, bei der zudem auch die Einwanderungsstelle angesiedelt ist, überzeugt.

"Medien sind wichtige Multiplikatoren in der Bewusstseinsbildung. Sprache ist ein Herrschaftsinstrument, und wie über ein Thema gesprochen wird, welche Begriffe verwendet werden und ob gewaltfrei kommuniziert wird, beeinflusst die Stimmung innerhalb einer Gesellschaft", hatte zum Tagungsauftakt die gastgebende Tiroler Integrationslandesrätin Christine Baur betont. Journalisten stünden tagtäglich im Spannungsfeld zwischen dem Anspruch, spannende Geschichten zu erzählen, dabei aber sachlich genau zu bleiben und Klischees zu vermeiden. Gerade beim Thema Integration bedürfe es daher einer besonderen Sensibilität - Grundsätze wie 'Only bad news are good news' sollten in diesem Zusammenhang nicht zur Anwendung kommen, forderte Baur. Denn werde in den Medien das Bild der gefährlichen und bedrohlichen "Fremden" gezeichnet, so trage dies zu rassistischen Vorurteilen und Intoleranz innerhalb der Gesellschaft bei.

Die 'anonyme Masse' der Asylwerbenden und Migranten rufe bei vielen Leuten Ängste hervor. Würden jedoch den Bürgern die einzelnen Menschen, ihre Schicksale und ihre Migrationsgeschichten näher gebracht, könne dies Verständnis, Mitgefühl, Neugier und Hilfsbereitschaft auslösen, so Johann Gstir, Leiter des Referats Integration im Amt der Tiroler Landesregierung. Moralische Appelle seien deshalb eher kontraproduktiv. Allgemein könne gesagt werden, dass die Diskussion über die Medien sachlicher, klarer und weniger aufgeregt geführt werden müsse.

Gesprochen wurde auch über den redaktionellen Umgang mit problematischen und rassistischen Leserbriefen, Kommentaren oder Online-Postingsn. Dass Migration eine Realität sei, der man sich zu stellen habe, darüber war man sich einig. Migration sollte aber nicht nur im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Problemen oder Kriminalitätsberichterstattung ein Thema sein, denn die Medien dürften das Potential einer Gemeinschaft von Lesenden und Zusehenden mit Migrationshintergrund nicht verkennen. "Das Publikum wandelt sich. Wenn wir uns diesem Publikumswandel nicht stellen und die Personal- und Programmpolitik nicht ändern, dann verlieren wir das Publikum", meinte dazu Gualtiero Zambonini, Integrationsbeauftragter des Westdeutschen Rundfunks.

Die Tagung bot auch die Möglichkeit eines Vergleichs der journalistischen Arbeit in Österreich und Italien: So gelten in Italien seit 2008 mit der Charta von Rom ethische Spielregeln für die Berichterstattung im Zusammenhang mit Migranten, diese sollten auch in Österreich Verbreitung finden, so eine Anregung.

jw

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