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Lebensmittel als Spiegel der Gesellschaft

LPA - Verwässerte Milch, nasses Brot, Wein ohne eine einzige Traube: Die Geschichte des Landeslabors für Lebensmittelanalysen ist ein Spiegel der Südtiroler Sozialgeschichte seit 1930, wie der Direktor des Landeslabors für Lebensmittelanalysen und die Direktorin des Landesarchivs heute (18. Dezember) bei der Vorstellung einer Diplomarbeit erklärten.

Geschichte des Landeslabors für Lebensmittelanalysen vorgestellt (v.li.): Landesarchivdirektorin Roilo, Landeslabordirektor D'Ambrosio, Diplomarbeitverfasser Proietti und Springeth.

Das Labor für Lebensmittelanalysen in der Bozner Amba-Alagi-Straße ist heute nach modernstem Standard eingerichtet und hat etwa als erstes Labor Italiens ein Orbitrap-Massenspektrometer. In einer "außergewöhnlichen historischen Arbeit" liegt nun ein Rückblick auf dieses Labor vor, wie dessen Direktor Luca D'Ambrosio heute hervorhob. Seit dem Jahr 1930 wurde in dem Labor, zunächst mit Sitz im alten Spital in der Sparkassenstraße, ununterbrochen gearbeitet.

Mit Beginn ihres Studiums an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana haben Stephanie Springeth und Alex Proietti mit ihren Arbeiten über das historische Archiv des Labors für Lebensmittelanalysen von 1930 bis 1986 begonnen, auf Anregung des Landeslabordirektors. In dreijähriger Arbeit haben sie über 2.300 Ordner in 1.300 Arbeitsstunden gesichtet und ausgewertet; 15 Jahre mit rund 65.000 Dokumenten und damit über 400 Kilo Papier wurden genau untersucht. Die Arbeit ist in 15 Kapitel eingeteilt, wovon jedes in einen historischen Kontext gestellt wird. In jedem Abschnitt werden die untersuchten Proben nach Herkunft (etwa Kolonialwaren) und Art (Milchprodukte, Mehl, Brot, Wein) eingeteilt. Stephanie Springeth und Alex Proietti wiesen bei der heutigen Pressekonferenz darauf hin, wie interessant und aufschlussreich ihre Arbeit sei; sie können, betonten sie, auch dazu dienen, nicht zu vergessen, was früher passiert ist. Ihre beiden Diplomarbeiten wurden zu einem 166 Seiten umfassenden einzigen Dokument mit dem Titel "L'attività del Laboratorio Analisi Alimenti della Provincia di Bolzano dal 1932 all'avvento degli archivi informatici" und sind auf der Homepage der Landesagentur für Umwelt einsehbar:

http://www.provinz.bz.it/umweltagentur/download/tesi_Springeth_e_Proietti_14.12.12(4).pdf

Aus dieser Studie geht etwa hervor, dass im Jahr 1945 bei den Lebensmittelproben "nichts zu beanstanden" war, ein Hinweis, dass damals große Hungersnot in Südtirol herrschte, die lange Jahre vorheilt, wie D'Ambrosio aus den Daten ableitet. So war die Milch lange mit Wasser gestreckt, Brot war auch im Jahr 1956 noch zu nass und von geringem Nährwert. Es gibt auch einen Fall von einem "Wein" ohne eine einzige Traube, der nur aus Wasser udn Lebensmittelfarbe hergestellt wurde.

Anlass zur Studie bildete die Tatsache, dass das umfangreiche Laborarchiv aus Platzmangel geräumt werden musste: In diesen Tagen hat das Südtiroler Landesarchiv 70 Kisten mit Dokumenten, Akten und Analysen übernommen. "Die Übernahme der archivwürdigen Bestände der Landesämter", erklärte heute die Direktorin des Landesarchivs Christine Roilo, "gehört zu unseren Aufgaben. Diese Übernahme des Lebensmittellabors hat gezeigt, wieviele historische Informationen sich auch aus technischen Unterlagen entnehmen lassen. Wir hoffen, dass nun dieses Archiv von weiteren Forscherinnen und Forschern genutzt werden kann."

mac

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