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Film "Südtirol unter Eis – Eine Spurensuche" im Naturmuseum vorgestellt

LPA - 2.000 Meter hohes Eis und keine Lebewesen: Das war Südtirol vor 25.000 Jahren, am Höhepunkt der letzten Eiszeit. Wie es damals aussah und welche Zeugen jener Zeit heute noch zu sehen sind, zeigt der neue Dokumentarfilm "Südtirol unter Eis – Eine Spurensuche", der vom Naturmuseum Südtirol und vom Landesamt für Audiovisuelle Medien produziert und heute (30. Mai) der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Vito Zingerle, Direktor des Naturmuseum Südtirol, und Barbara Weis, Direktorin des Landesamtes für Audiovisuelle Medien, stellten den neuen Film "Südtirol unter Eis" vor.

Schneebedeckte Bergspitzen, aber auch Almwiesen, Seen, grüne Täler und Hügel, sowie sanfte Obst- und Reblandschaften: Den Großteil des Jahres präsentiert sich Südtirol heute so. Das Land wird als klimatisch angenehm und wegen seiner Südausrichtung als besonders mild geschätzt. Ganz anders sah das Bild in der Eiszeit aus: Das gesamte Gebiet zwischen München und Verona - und folglich auch die heute als Südtirol bezeichnete Gegend - lag damals unter einer 2.000 Meter mächtigen Eisdecke. Am Höhepunkt der letzten Vereisungsphase, vor 25.000 Jahren, ragten nur noch die über 2.100 Meter hohen Gipfel der Hochgebirge aus der Eiswüste. Fast alle Pflanzen und Tiere wurden aus den Alpen verdrängt und auch der Mensch konnte sich hier nicht mehr aufhalten.

Allmählich zogen sich die Gletscher aufgrund der steigenden Temperatur jedoch wieder zurück, vor 18.000 Jahren waren die Täler in Südtirol schließlich eisfrei und Mensch und Tier kehrten in diesen Lebensraum zurück. Vor etwa 7.000 Jahren gab es schließlich von den Gletschern keine Spur mehr. Erst zu Ötzis Zeiten, vor ungefähr 5.300 Jahren, bildeten sich neue Gletscher.

"Die heutigen Gletscher in Südtirol sind also keine Überbleibsel der letzten Eiszeit", erklärt Vito Zingerle, Direktor des Naturmuseums Südtirol. "Kälte- und Wärmeperioden wechseln sich in der Erdgeschichte immer wieder ab. Die jüngste  – die Würm-Kaltzeit - dauert bis heute an, denn die Pole sind noch eisbedeckt."

Nun wurde der erste Film, der zum Thema Eiszeit in Südtirol gedreht wurde, fertiggestellt. Mit spektakulären Animationen und ausgewählten Ortsbesichtigungen vermittelt der neue Film "Südtirol unter Eis – Eine Spurensuche" eine Vorstellung davon, wie es in Südtirol in der letzten Eiszeit aussah. Vor allem möchte er zeigen, welche Zeugen aus der Eiszeit heute noch im freien Gelände zu sehen sind.

Dazu zählen unter anderem die zahlreichen Kratzspuren im Gestein: Diese wurden von Gletschern hinterlassen, die sich täglich mehrere Meter weit in Richtung Alpenrand fortbewegten. Aber auch die vielen Erdpyramiden in Südtirol bestehen aus Moränenmaterial. Zeugen der letzten Eiszeit sind zudem die sogenannten "Findlinge": Dabei handelt es sich um Gesteinsbrocken, die vielerorts mitten in Tälern zu finden sind und aus einem für die Umgebung unüblichen Material bestehen. Sie wurden während der Eiszeit von den Gletschern von ihrem Ursprungsgebiet wegtransportiert und gelten folglich als wichtige Marker, die die Lage und die Fließrichtung der Gletscher aufzeigen. Zahlreiche Beispiele davon gibt es bei den Spronser Seen in den Bergen des Naturparks Texelgruppe.

Auch die bekannten Eppaner Eislöcher sind indirekte Zeugen der Eiszeit: Es handelt sich dabei um Geröllfelder, die sich unmittelbar nach der Gletscherschmelze auf Grund der Felsstürze bildeten. An der oberen Öffnung dieses Quarzporphyrs strömt im Sommer warme Luft ein, kühlt an dem vom Winter ausgekühlten Fels ab, sinkt ab und strömt an den unteren Öffnungen des Gesteins wieder als kalte Luft aus. Ein weiteres Kind der Eiszeit ist schließlich der Kalterer See: In dieser Gegend floss während der letzten Eiszeit ein Zweig des 200 Kilometer langen Etschgletschers, der vom Reschen bis zum Gardasee reichte, in Richtung Süden. Als schließlich das Eis dieses Gletschers schmolz, trat darunter eine Mulde zum Vorschein, die sich unterhalb des Gletschers gebildet hatte und im Laufe der Zeit mit Wasser füllte.

Im Film wird auch der Frage nachgegangen, wie es zu einer Eiszeit kommt. Dafür gibt es zwei mögliche Ursachen: Zum Einen könnte die Verschiebung der Erdplatten eine Rolle spielen; diese hatte nämlich eine Umleitung der Meeresströmungen und einen damit zusammenhängenden Klimawandel auf den Kontinenten zur Folge. Als wahrscheinlich stuft die Wissenschaft allerdings auch astronomische Ursachen für den Beginn einer Eiszeit ein. Demnach kommt es aufgrund eines verdichteten kosmischen Staubs zu weniger Sonneneinstrahlung, worauf schließlich ein Temperatursturz folgt.

Der 30-minütige Film, der heute (30. Mai) im Naturmuseum Südtirol in Bozen vorgestellt wurde, ist eine Produktion des Naturmuseum Südtirol und des Landesamtes für Audiovisuelle Medien, die Flugaufnahmen wurden von der Südtirol Marketing Gesellschaft SMG übernommen. Von Benno Baumgarten, Vizedirektor des Naturmuseums und Konservator für Erdwissenschaften (Geologie und Mineralogie) stammt die Idee, der Text und die Fachberatung, während Alexander Werth und Christoph Mumelter vom Landesamt für Audiovisuelle Medien für das Drehbuch, die Kamera und den Schnitt, den Ton und die Animation verantwortlich zeichnen. Die Musik und die Vertonung übernahm der Musikdesigner Gerhard Martini alias "Mr. Coon", als Darsteller konnte der Autor, Kabarettist und Schauspieler Dietmar Gamper gewonnen werden, während es sich bei der Sprecherin um Franca Riesch De Pasquale handelt. Um die technische Assistenz kümmerte sich Konrad Faltner vom Landesamt für audiovisuelle Medien.

Der Film ist im Shop des Naturmuseums Südtirol und im Landesamt für Audiovisuelle Medien zu erwerben. Er kann zudem ausgeliehen und von den Schulen auf Anfrage kostenlos bezogen werden.

mpi

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