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ASTAT-Studie "Immigration in Südtirol 2011" vorgestellt

LPA - Landeshauptmann Luis Durnwalder hat heute (23. Mai) gemeinsam mit Alfred Aberer, Direktor des Landesstatistikinstituts ASTAT, und Johanna Plasinger, Direktorin des Landesamtes für Bevölkerungsstatistik, die neue Studie "Immigration in Südtirol 2011" in Bozen vorgestellt. Die 200-Seiten-starke Studie nimmt die Lebensumstände und Sichtweisen der in- und ausländischen Bevölkerung unter die Lupe.

LH Luis Durnwalder, ASTAT-Direktor Alfred Aberer und Amtsdirektorin Johanna Plasinger bei der Vorstellung der neuen Erhebung zu den Ausländern in Südtirol.

Die Erhebung zur Immigration in Südtirol wird zum zweiten Mal durchgeführt. Die erste Studie geht auf das Jahr 2002 zurück. Während im Jahr 1990 5.000 Ausländer (EU-Bürger und Nicht-EU-Bürger) in Südtirol lebten, ist diese Zahl im Jahr 2001 auf 15.000 Ausländer und im Jahr 2010 auf 41.000 Ausländer gestiegen. Die neuesten Zahlen des ASTAT von 2012 verzeichnen 44.000 Ausländer in Südtirol. Davon sind ein Drittel Bürger aus anderen EU-Staaten, ein Drittel stammt aus anderen europäischen Staaten und ein weiteres Drittel aus Staaten außerhalb von Europa. Insgesamt stammen die in Südtirol lebenden Ausländer aus 135 Ländern der Welt.

"Weil sich der Ausländeranteil in den vergangenen zehn Jahren in Südtirol mehr als verdoppelt hat, schätzen viele Südtiroler diesen höher ein, als er tatsächlich ist", erklärt Landeshauptmann Luis Durnwalder. "Derzeit beträgt der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Südtirol 8,2 Prozent." Die ausländischen Mitbürger, so Durnwalder, unterscheiden sich vor allem durch die deutlich jüngere Altersstruktur von den Inländern. Der Ausländeranteil in den Südtiroler Kindergärten belaufe sich derzeit auf zehn Prozent, jener in den Grund- und Mittelschulen auf sieben bis acht Prozent, in den Oberschulen auf sechs Prozent.

Im Rahnen der Studie wurden rund 560 Ausländer (EU-Bürger und Nicht-EU-Bürger) sowie 750 Einheimische, allesamt Personen über 15 Jahren, zum Thema Immigration interviewt. "Dabei ging es vor allem um qualitative Aspekte wie Wohnsituation, Arbeit, Familie, Religion etc.", erklärt ASTAT-Direktor Alfred Aberer.

Die meisten Einwanderer kommen aus Arbeitsgründen nach Südtirol, eine weitere große Gruppe aus familiären Gründen (Heirat, Familienzusammenführung). Circa 55 Prozent der ausländischen Erwerbstätigen haben ein unbefristetes Arbeitsverhältnis; diese Zahl hat wegen der wirtschaftlichen Situation gegenüber 2002 leicht abgenommen. Fast ein Drittel - vor allem Frauen - befindet sich hingegen in einer prekären Arbeitssituation. Die meisten ausländischen Erwerbstätigen sind im Gastgewerbe, in den Sozial- und Gesundheitsdiensten sowie in Industrie, Handwerk und Handel tätig. Sie sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation zu zwei Dritteln zufrieden, obwohl sie durchschnittlich ein niedrigeres Nettoeinkommen als die Inländer beziehen.

80 Prozent der Ausländer lebt in einer Familie. Die Möglichkeit der Familienzusammenführung wird häufig in Anspruch genommen. Auch die monetären Zuwendungen, die von den Einwanderern in ihre Heimatländer überwiesen werden, haben mittlerweile beträchtliche Ausmaße angenommen.

Mit den Sprachkenntnissen geht auch das Wohlbefinden der Ausländer in Südtirol einher. Wer mindestens eine der drei Landessprachen gut oder sehr gut beherrscht, fühlt sich wohler als jemand, der damit Probleme hat. Während die meisten EU-Bürger angeben, die deutsche Sprache sehr gut zu beherrschen, nennen Nicht-EU-Bürger hier meist die italienische.

Der Großteil der Ausländer beabsichtigt, in den nächsten drei bis fünf Jahren oder auch länger in Südtirol zu bleiben. In ihrem Heimatland fehlen ihnen vor allem Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten. Die überwiegende Mehrheit (83,4 Prozent) der Ausländer fühlt sich in Südtirol wohl. Die persönliche Zufriedenheit ist in den Bereichen Familie, Freunde, Gesundheit am höchsten, am geringsten hingegen ist sie hinsichtlich der Arbeit und der wirtschaftlichen Situation. Nur ein geringer Teil der Ausländer fühlt sich diskriminiert.

"Überraschend ist, dass die Befragung der einheimischen Bevölkerung in Bezug auf die Lebensqualität zeigt, dass der Zufriedenheitsgrad der Einheimischen in allen Bereichen unter jenem der Ausländer liegt", erklärt Amtsdirektorin Johanna Plasinger. Die Unzufriedenheit der Südtiroler mit ihrer Arbeit und ihrer wirtschaftlichen Situation sowie ihre pessimistische Einstellung in Hinblick auf die Zukunft habe gegenüber 2002 zugenommen. Insgesamt stehen die Südtiroler dem Zusammenleben mehrerer Sprachgruppen positiv gegenüber. In Bezug auf das Zusammenleben mehrerer Nationalitäten sind die Südtiroler hingegen etwas skeptischer.

Weiters ergeben die Daten, dass für die Ausländer die konkreten Schwierigkeiten wie die Notwendigkeit, die Sprachkenntnisse zu verbessern, oder die Probleme bei der Arbeits- und Wohnungssuche sehr viel wichtiger sind als Identitäts- und Beziehungsfragen. "Damit zeichnet die Erhebung ein Bild über die Ausländer in Südtirol, das zum Teil von den verbreiteten Annahmen abweicht", so Plasinger. In Bezug auf eine bessere Eingliederung wünschen sich der Großteil eine bessere Arbeits- und Wohnungsvermittlung sowie mehr Infostellen für Ausländer. Gegenüber 2002 zugenommen hat der Anteil jener, die sich mehr politische Mitsprache wünschen.

Die meisten Kontakte zwischen Südtirolern und Ausländern finden am Arbeitsplatz und im Freundes- oder Bekanntenkreis statt. Eine wichtige Rolle für die Integration spielen die Sprachkenntnisse sowie die Freundschaften mit Einheimischen. Die ausländische Bevölkerung bringt der heimischen Bevölkerung hohe Sympathiewerte entgegen. Umgekehrt finden die Südtiroler die EU-Bürger weitaus sympathischer als Personen aus Nicht-EU-Ländern. Das Bild habe sich in den vergangenen zehn Jahren jedoch verbessert, so Johanna Plasinger. Wer Kontakte zu Ausländern hat bzw. hatte, findet diese sympathischer. Das Schlusslicht bilden nach wie vor Albaner, Sinti und Roma.

Die Südtiroler sind sich bewusst, dass die Ausländer häufig Arbeiten verrichten, die die Einheimischen nicht machen wollen, gleichzeitig sorgen sich viele (80 Prozent), dass die Ausländer nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren und das Land den Ausländerzustrom irgendwann nicht mehr bewältigen kann.

Was die Einstellung der Südtiroler zur Ausländerpolitik in Bezug auf Nicht-EU-Bürger betrifft, zeigen sich drei "Öffnungsgrade": Der freien Religionsausübung stehen die Südtiroler offener gegenüber, nicht jedoch dem Bau von Moscheen und Synagogen. Sehr gering ist auch die Öffnung gegenüber einer Erweiterung der politischen Rechte (aktives und passives Wahlrecht) der Ausländer. In Bezug auf die Sozialleistungen kann man von einer "halben Öffnung" sprechen: Hier trifft das Bewusstsein, dass "ein Mindestmaß an Unterstützung immer gegeben sein muss", auf die Angst, dass es "danach nicht für alle reicht". "Ingesamt kann man sagen, dass der Öffnungsgrad im Vergleich zu 2002 merklich gesunken ist", erklärt Plasinger abschließend.

Die Kurzfassung der Studie findet sich im Anhang. Die Vollversion kann auf der Webseite des ASTAT unter www.provinz.bz.it/astat heruntergeladen werden.

mpi

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