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Studie zur Frauenbeschäftigung vorgestellt - LR Bizzo: "Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten"

LPA - Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bei der Frauenbeschäftigung gibt es in Südtirol noch einiges zu tun. Anlässlich des Tags der Frau am 8. März stellte Landesrat Roberto Bizzo heute (7. März) die Fakten zur weiblichen Erwerbstätigkeit in Südtirol vor, das Netzwerk Frauen-Arbeit und das Arbeitsförderungsinstitut (AFI-IPL) präsentierten erste Zahlen aus der Studie "Frauen- und Männerbeschäftigung in Südtirols Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern".

Zahlen zur Frauenbeschäftigung: Abteilungsdirektor Arbeit Helmuth Sinn, Gleichstellungsrätin Simone Wasserer, Landesrat für Chancengleichheit Roberto Bizzo und Elena Morbini vom Netzwerk Frauen-Arbeit (v.r.).

"Bei gleicher beruflicher Qualifikation und gleicher Arbeitszeit beziehen Frauen noch immer niedrigere Löhne als Männer", macht Landesrat Roberto Bizzo, in der Landesregierung zuständig für Arbeit und Chancengleichheit, anlässlich des Tags der Frau am morgigen 8. März aufmerksam. So verdienen Frauen in Italien im Durchschnitt netto um 20 bis 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In Südtirol liegen die Nettolöhne der Frauen laut Arbeitsförderungsinstitut AFI-IPL rund 17 Prozent unter dem männlichen Lohndurchschnitt.

Außerdem gibt es in Südtirol, trotz steigender Frauenbeschäftigungsquote, noch immer 35 Prozent Frauen, die aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten. "Oftmals, weil sie sich für die Familie entschieden haben, oftmals schlicht und einfach, weil die Voraussetzungen fehlen, die ihnen eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglichen", erklärt der Landesrat. Diese Frauen stellen das größte brachliegende Arbeitskräfte-Reservoir der Gesellschaft dar, so Bizzo. "Wir müssen daher alles tun, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Denn nur so können wir für die Wirtschaft wertvolle Arbeitskräfte gewinnen und wachsen, ohne wertvolle Familienarbeit zu verlieren." Von den Frauen, die arbeiten, arbeiten 40 Prozent in Teilzeit, ergänzt der Landesrat. "Hier gilt es ebenso anzusetzen, wie bei der Tatsache, dass allein im Jahr 2011 626 Frauen innerhalb des ersten Lebensjahrs ihres Kindes ihren Arbeitsplatz gekündigt haben", unterstreicht Bizzo.

"Zwar sind die Arbeitsverhältnisse für Frauen nicht mehr so  verheerend wie noch vor 100 Jahren, dennoch sind die Frauen in der heutigen Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht benachteiligt", betont Gleichstellungsrätin Simone Wasserer, zuständig für die Gleichbehandlung zwischen Mann und Frau in der Arbeitswelt. Dies drücke sich vor allem in prekären Arbeitssituationen, niedrigerem Lohn, geringeren Karrierechancen und häufig wenig familienfreundlichen Arbeitsplätzen aus.

Um die Situation der Frauen in der Arbeitswelt in Zahlen zu fassen, wurden dieses Jahr erstmals die Daten ausgewertet, die aus den Zweijahresberichten der Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern in Südtirol hervorgehen. Laut Landesgesetz zur Chancengleichheit sind diese nämlich verpflichtet, der Gleichstellungsrätin einen Bericht über die Personalsituation im Unternehmen abzuliefern. "Zum ersten Mal verfügen wir damit über Daten aus dem Privatsektor", erklärt Wasserer. "Da von 130 Unternehmen rund 120 den Bericht für die Jahre 2008-2009 abgegeben haben, handelt es sich um repräsentative Daten, auch wenn wir nicht aus den Augen verlieren dürfen, dass der Großteil der Unternehmen in Südtirol Betriebe mit weniger als 100 Mitarbeitern sind."

Silvia Vogliotti vom Arbeitsförderungsinstitut AFI-IPL hat die Daten analysiert, die im Detail im Herbst 2012 präsentiert werden. "Ein erster Blick zeigt, dass die Frauenbeschäftigung zwar insgesamt gestiegen ist, es aber an der Qualität weiblicher Beschäftigungsformen mangelt", sagt Vogliotti. So geht aus der Analyse hervor, dass in den Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern nach wie vor wenig Frauen in Führungspositionen zu finden sind. "Bei einem Personalanteil von 33 Prozent insgesamt stellen die Frauen nur zwölf Prozent der Führungskräfte", erklärt Vogliotti. Weiters seien mehr Frauen als Männer von unsicheren Arbeitsverträgen betroffen."Während der Prozentsatz der Frauen, die über einen befristeten Vertrag verfügen, 20 Prozent ausmacht, liegt jener der Männer nur bei 13 Prozent", so die Autorin der Studie. Nicht zuletzt könnten Ungleichheiten in Bezug auf die Umwandlung der Arbeitsverträge festgestellt werden. "Von 100 befristeten Arbeitsverträgen, die in einen unbefristeten Vertrag umgewandelt werden, gehen 80 an Männer und nur 20 an Frauen", unterstreicht Silvia Vogliotti.

Die Erhebung zur Beschäftigungssituation der Frauen in Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern in Südtirol fügt sich ein in ein größeres Projekt mit dem Titel "Gender Pay Gap", das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) mitfinanziert sowie vom Netzwerk Frauen-Arbeit vorangetrieben wird.

Wie Elena Morbini vom Netzwerk Frauen-Arbeit erklärt, beschäftigt sich das ESF-Projekt mit der Beseitigung des Lohngefälles zwischen den Geschlechtern. Dabei geht es um unterbezahlte Branchen ebenso wie um die berühmten Glasdecken, auf die Frauen auf ihrem Weg nach oben in Unternehmen häufig stoßen. "Diesem Lohngefälle kann nicht von heute auf morgen, sondern nur mit großer Ausdauer und vielen einzelnen Schritten entgegengewirkt werden", so Morbini. Aus diesem Grund umfasse das ESF-Projekt eine breite Palette von Maßnahmen: den Austausch von Best Practices mit regionalen und interregionalen Partnern, die Auswertung der Statistiken zur weiblichen Erwerbstätigkeit, den Kampf gegen Stereotype, Sensibilisierungsmaßnahmen bei jungen Mädchen in Schulen und Jugendzentren sowie bei der Bevölkerung im Allgemeinen. "Zudem soll im Zuge des Projekts die Gleichstellungsrätin mit den digitalen Instrumenten ausgestattet werden, die es ihr ermöglichen, die Auswertung der Unternehmensberichte, die bislang nur in Papierform einlangen, digital durchzuführen", ergänzt Morbini. Allen Maßnahmen gemeinsam sei das Ziel, den Ursachen des Lohngefälles zwischen Mann und Frau am Arbeitsmarkt auf die Spur zu kommen und ihm entgegenzusteuern.

Franca Toffol, Vizepräsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, zählt weitere Initiativen auf, die - über den Tag der Frau am 8. März hinaus - die Aufmerksamkeit auf die Frauen richten sollen: der Equal Pay Day am 20. April, das in Ausarbeitung befindliche Landesgesetz zur Familienförderung, eine Kampagne zur Vertretung von Frauen in politischen Gremien sowie die Vernetzung aller Einrichtungen zu Frauen-Fragen in Südtirol.

mpi

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