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Zehn Jahre ladinisches Landesressort: Nicht länger "Anhängsel"

Seit zehn Jahren verfügen die Ladiner über ein eigenes Landesressort. Übernommen wurde das neu geschaffene Ressort am 12. Dezember 2001 von Landesrat Florian Mussner, der weiß, wie wichtig es ist, dass die Stimme der kleinsten Minderheit in der Landesregierung gehört wird. Schließlich seien vor allem ladinische Schule und Kultur eigenständige Realitäten und nicht Anhängsel der großen Sprachgruppen.

Die erste Sitzung der Landesregierung mit LR Mussner am 17. Dezember 2001 (Foto: Pernter)

Die Reform des Autonomiestatuts 2001 hatte den Weg für das Vertretungsrecht der Ladiner in der Landesregierung frei gemacht. Florian Mussner war am 12. Dezember 2001 vom Landtag zum Landesrat gewählt worden, wenige Tage später saß er erstmals am Sitzungstisch der Landesregierung. "Ich bin überzeugt, dass es für die Ladiner und für ganz Südtirol wichtig ist, wenn ein Ladiner direkt in den Entscheidungsprozess der Landesregierung einbezogen wird und in den Sitzungen die ladinische Sicht der Dinge vertreten kann", so Mussner. Zudem könne der ladinische Landesrat nicht nur nach innen wirken, sondern die Ladiner auch nach außen repräsentieren.

Mussner ist nicht das erste ladinische Mitglied der Landesregierung. Vor ihm hatten bereits Alois Pupp (er war 1956 bis 1960 gar Landeshauptmann) und Hugo Valentin Regierungserfahrung gesammelt. Neu war allerdings, dass dem ladinischen Landesrat 2001 erstmals die genuin ladinischen Agenden übertragen worden waren. Zum ersten Mal gab's damit ein eigenes ladinisches Ressort, dem die Verwaltung der ladinischen Schule und Kultur oblag. "Die beiden Bereiche waren nicht mehr länger Anhängsel der deutschen Pendants, und zwar auch politisch nicht", so der Landesrat.

Diese Eigenständigkeit hat man in den letzten zehn Jahren genutzt, um das Profil der ladinischen Schule und Kultur zu schärfen und auch entsprechende Einrichtungen zu schaffen. Mussner erinnert an den Bau des Oberschulzentrums in St. Ulrich oder die Einrichtung des ladinischen Zweigs der Freien Universität Bozen. "Mit unserer eigenständigen Verwaltung von Schule und Kultur tragen wir dazu bei, dass die ladinische Identität gestärkt wird", erklärt der Landesrat, der hofft, dass die Ladiner sich auch künftig zu dieser Identität bekennen, wenn möglich sogar noch stärker als bisher.

Und wie behauptet sich der Vertreter der kleinsten Minderheit gegenüber den beiden großen? "Wir setzen in der Landesregierung sehr stark auf Zusammenarbeit und Zusammenhalt, es ist aber wichtig, dass man sich als Ladiner ein eigenes Profil verschafft und aufzeigt, dass man auch im Stande ist, autonome Wege zu beschreiten", so Mussner. Er betont zudem, dass seine Arbeit als Ladinerlandesrat dadurch erleichtert werde, dass er eben nicht nur dies sei: Ladinerlandesrat. "Ich wäre dann ein Landesrat für 19.000 Menschen und damit ohne großes Gewicht", so Mussner. Durch die Übertragung auch anderer, "gesamtsüdtiroler" Agenden sei seine Stellung dagegen eine ganz andere.

Das zehnjährige Jubiläum seines Ressorts nutzt der Landesrat schließlich auch für einen Ausblick. So sieht er als konkretes Ziel die Anerkennung des ladinischen Maturadiploms als Dreisprachigkeitsnachweis B. Allgemeiner seien es vor allem die knapper werdenden Mittel, die neue Herausforderungen bereit hielten: "Ich bin aber überzeugt, dass es auch mit weniger geht und nicht immer mehr sein muss", so Mussners nüchternes Fazit.

chr

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