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Studie über Skitourengeher und Schneeschuhwanderer vorgestellt

LPA - Im Winter 2009/10 wurde in Südtirol erstmals eine flächendeckende Vollerhebung der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer durchgeführt. Die Ergebnisse der Zählung, die heute im Beisein von Landeshauptmann Luis Durnwalder im Palais Widmann in Bozen präsentiert wurde, sind teilweise überraschend. Im Feber 2011 startet die zweite Erhebungskampagne.

Studie zu Skitourengehern und Schneeschuhwanderern vorgestellt

Dass es sich um eine einzigartige Aktion handelt, betonte Landeshauptmann Luis Durnwalder gleich zu Beginn der Präsentation. "Noch nie", so Durnwalder, "ist im Alpenraum eine Zählung der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer durchgeführt worden. Bisher gab es nur Schätzungen aus der Schweiz und aus Österreich." Umso größer die Bedeutung der Erhebung, die im Winter 2009/10 unter der Federführung der Landesabteilung Brand- und Zivilschutz zusammen mit dem Landesinstitut für Informatik (ASTAT), den Bergrettungsdiensten BRD und C.N.S.A.S. sowie dem Institut für alpine Notfallmedizin der Europäischen Akademie realisiert werden konnte.

Gemeinsames Ziel war es, in einem ersten Schritt eine Zahlengrundlage zu schaffen, um das Risiko des Winterbergsteigens objektiv bewerten zu können und die Diskussion zu dieser Sportart zu versachlichen. Hanspeter Staffler, Direktor der Landesabteilung Brand- und Zivilschutz: "Winterbergsteigen wird immer beliebter. Jahr für Jahr begeben sich viele Menschen in die verschneite Bergwelt, um Kraft zu tanken. Leider kommt es auch jedes Jahr zu tödlichen Lawinenunfällen, die in den Medien und von der Gesellschaft emotional und häufig auch unsachlich diskutiert werden. Nur wenn wir nicht nur die Anzahl der Unfälle sondern auch jene der Tourengeher kennen, die unterwegs sind, kann man etwas über die Risikoquote dieser Sportart aussagen."

Stichtag für die Zählung war Sonntag, 21. Februar 2010. Möglich gemacht wurde die Erhebung dank der Hilfe der freiwilligen Bergretter, die sich an diesem Hochwintertag am frühen Morgen an insgesamt 143 ausgewählte Ausgangspunkte wie Parkplätze, Schutzhütten, Höfe und Zufahrtswege im ganzen Land begaben. In zwei Fällen (Rittner Horn und Gabler) wurden die Zählungen auf dem Gipfel durchgeführt.

Die Ergebnisse des ersten Zähltages sind sehr aufschlussreich: Insgesamt wurden 6.010 Tourengeher gezählt, davon entfallen 68,7 Prozent auf Skitourengeher und 31,3 Prozent auf Schneeschuhwanderer. Die Tourengeher waren auf 1955 Gruppen aufgeteilt. Dabei waren knapp 60 Prozent der Tourengeher in zweier bzw. 3-5 Personengruppen unterwegs, sieben Prozent der Tourengeher waren allein unterwegs, der Rest in Gruppen von mehr als fünf Personen.

"Die verhältnismäßig hohe Anzahl der Schneeschuhwanderer war für uns überraschend", betont Toni Preindl, Landesleiter des Verbandes Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol. Seien bis vor einigen Jahren Schneeschuhwanderer in Südtirol hauptsächlich in Waldregionen unterwegs gewesen, so würden sie sich in letzter Zeit immer mehr auch im hochalpinen Gelände bewegen - mit den damit verbundenen Risiken: "Viele Schneeschuhwanderer kennen die Berge nur vom Sommer und benützen somit die Sommerwege und nicht die Winterwege, was dazu führt, dass sie in gefährliche Zonen geraten können. Lawinenunfälle mit Schneeschuhwanderern lassen vermuten, dass der Großteil von ihnen noch nicht über eine Notfallausrüstung, wie LVS-Gerät, Sonde und Schaufel verfügt." Positiv sei hingegen, dass die meisten Gruppen aus zwei bis fünf Personen bestanden. "Das entspricht einer idealen Gruppengröße. Tourengeher, die allein unterwegs sind, haben weniger Chance auf Hilfe bei Lawinenabgängen oder Verletzungen durch schwere Stürze", ergänzt Preindl.

Von ursprünglich 143 festgelegten Kontrollpunkten wurden auf 18 keine Tourengeher gezählt, dies hing mit den Schneefällen am Vortag und der daraus resultierenden erheblichen Lawinengefahr (Stufe 3) am Erhebungstag zusammen. "Die Routenwahl wurde dem Lawinenlagebericht angepasst. Das verantwortungsvolle Vorgehen der Winterbergsteiger am Tag der Zählung ist besonders positiv zu bewerten", erklärt Lorenzo Zampatti, Vorsitzender der Südtiroler Berg- und Höhlenrettung des C.N.S.A.S.

Negativ aufgefallen ist hingegen die Startzeit der Tourengeher: Abgesehen von einigen Frühaufstehern (5,9 Prozent), die vor acht Uhr starteten, gingen die meisten Gruppen (75,1 Prozent) zwischen acht und elf Uhr los und immerhin 19 Prozent brachen erst nach elf Uhr auf. Vergleicht man die Startzeit der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer so fällt auf, dass Schneeschuhwanderer tendenziell etwas später starten. "Das späte Aufbrechen ist beim Winterbergsteigen nicht empfehlenswert, da man keine Reservezeit zur Verfügung hat. Bei unerwarteten Zwischenfällen muss die Abfahrt oder Abstieg bei Nacht oft ohne Beleuchtung bewältigt werden, wodurch man sich unnötiger Gefahr aussetzt", sind sich Preindl und Zampatti einig. Vor allem Schneeschuhwanderer sollten eher früher als Skitourengeher aufbrechen, da sie für den Abstieg länger benötigen.

Interessant ist weiters, dass bei den Skitourengehern die Männer mit 63,7 Prozent stärker vertreten waren als die Frauen, während das Verhältnis bei den Schneeschuhwanderern ausgeglichen war. Nicht unterschätzt werden sollte das Winterbergsteigen zudem als Wirtschaftsfaktor: Rund 40 Prozent der Befragten stammten aus anderen Provinzen Italiens oder aus dem Ausland, was die touristische Bedeutung dieser Sportart untermauert.

Bei der Präsentation zugegen war auch Hermann Brugger, Leiter des Institutes für Alpine Notfallmedizin der Eurac, der die Bedeutung der Studie unterstrich: "Entgegen der weit verbreiteten Meinung, der Tourenskilauf sei mit einem hohen Todfallrisiko behaftet, ist bis heute nicht bekannt, wie hoch dieses Risiko wirklich ist. Nur durch eine flächendeckende Zählung aller Skitourengeher und Schneeschuhwanderer über einen längeren Zeitraum sind wir in der Lage, die Gefährlichkeit des Tourenskilaufs zu beurteilen und eine gezielte Prävention zu betreiben."

Vor diesem Hintergrund wird 2011 wiederum in Zusammenarbeit mit den Bergrettungsdiensten eine Zählung der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer vorgenommen, die sich über eine ganze Woche erstrecken wird. Sie wird im Februar stattfinden und soll neben einer quantitativen Erhebung auch eine qualitative Erhebung zur Notfallausrüstung und zur Kenntnis des Lawinenlageberichts der Tourengeher umfassen. "Die Befragung von 2010 hat uns über einige grundlegende Fragen informiert, aber auch sehr viele neue Fragen aufgeworfen", resümiert Abteilungsdirektor Hanspeter Staffler. "Aus diesem Grund möchten wir die Befragung im Feber über eine ganze Woche durchführen, um das Phänomen Winterbergsteigen weiter vertiefen zu können."

mpi

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