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Großer Verdienstorden an zwölf Persönlichkeiten überreicht

(LPA) "Werte sind in der heutigen Zeit besonders wichtig und einer der bedeutendsten dieser Werte ist die Dankbarkeit". In diesem Sinne hat Landeshauptmann Luis Durnwalder heute (5. September) im Beisein der Landesregierung den Großen Verdienstorden des Landes Südtirol an zwölf Persönlichkeiten verliehen: als sichtbares Zeichen der Dankbarkeit eines ganzen Landes.

Zwölf Freunde Südtirols ausgezeichnet: Die Geehrten mit LH Durnwalder und den Landesräten auf Schloss Tirol (Foto: LPA/Pertl)

2006 waren der Große Verdienstorden und der Verdienstorden des Landes Südtirol eingeführt worden. Sie sollten als sichtbares Zeichen des Danks an Persönlichkeiten verliehen werden, die von außerhalb Südtirols Großes für dieses Land geleistet hatten. Nach der ersten Verleihung 2008 ging heute, am 64. Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Vertrags, auf Schloss Tirol zum zweiten Mal die Verleihung der Großen Verdienstorden über die Bühne.

Landeshauptmann Durnwalder zeichnete dabei kurz den Werdegang der Südtiroler Autonomie nach und betonte: "Die Autonomie ist uns nicht etwa über Nacht von irgendwelchen Heinzelmännchen gebracht worden, sondern sie hat viele, viele Väter", so Durnwalder. So sei es dem Überlebenswillen der Südtiroler selbst zu verdanken, dass man eine Autonomie bekommen habe. "Dieser Willen allein wäre aber bei weitem nicht genug gewesen, vielmehr hat es zudem des Vaterlands Österreich und der Unterstützung der demokratischen Kräfte in Italien bedurft", erklärte der Landeshauptmann. Darüber hinaus habe Südtirol stets auf Freunde aus den unterschiedlichsten Bereichen zählen können, die das Land von außen unterstützt hätten, "und zwar ganz besonders in Zeiten, in denen wir allein nicht imstande waren, uns zu helfen", so Durnwalder.

Zwölf dieser Freund hat der Landeshauptmann heute mit der höchsten Südtiroler Auszeichnung, dem Großen Verdienstorden des Landes, ausgezeichnet. "Das ist nicht nur ein Stück Metall, sondern Ausdruck der Dankbarkeit der gesamten Bevölkerung dieses Landes", so Durnwalder.

Mit dem Großen Verdienstorden ausgezeichnet wurde heute etwa der Liechtensteiner Herbert Batliner, Rechtsanwalt, Finanztreuhänder und Mäzen. Er hat in Südtirol eine Reihe von Vorhaben großzügig unterstützt, darunter in erster Linie die Gründung des Dokumentationszentrums für Minderheiten und Autonomierecht an der EURAC. "Dieses Zentrum ist heute eine Anlaufstelle für Minderheiten-Interessierte aus aller Welt, wird Südtirol doch oft als Modell einer Minderheitenlösung herangezogen", so Durnwalder, der Batliners Mäzenatentum besonders hervorstrich. "Sie wollten andere an Ihrem Wohlstand teilhaben lassen, ohne deshalb in den Mittelpunkt gerückt zu werden", so der Landeshauptmann.

Verliehen hat Durnwalder den Großen Verdienstorden auch Henri Chenot, der vor 36 Jahren in Meran einen "Gesundheitstempel" eingerichtet hat, der mittlerweile zahllose prominente und weniger prominente Gäste in die Passerstadt gezogen hat. 2008 hat Chenot zudem ein Forschungslabor in Bozen eröffnet, in dem Naturprodukte für Ernährung, Kosmetik und Gesundheit entwickelt werden. Der Landeshauptmann verwies in seiner Laudatio auf den Abwärtstrend, den Merans Tourismus nach den Weltkriegen erlebt habe. "Diesen Zug zu stoppen und auf die richtige Spur zu bringen, war nicht einfach", so Durnwalder. Chenot habe mit seiner Vision von der geistigen und körperlichen Fitness zwar nicht allein dafür gesorgt, aber einen wichtigen Schritt für den Aufschwung Merans und damit des ganzen Landes gesetzt.

Mit Franz Fischler wurde heute auch ein Mann mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet, der dafür gesorgt hat, dass der Berglandwirtschaft auch auf Brüsseler Ebene ein eigener Stellenwert zuerkannt wurde. Fischler war von 1995 bis 2004 EU-Agrarkommissar und gilt als Autor der "Agenda 2000", mit der die EU-Agrarpolitik reformiert worden war. "Vor Franz Fischler hat man die EU-Agrarpolitik immer nur mit Milchseen und Butterbergen in Verbindung gebracht, mit ihm hat sie ein neues, menschliches Gesicht bekommen", so der Landeshauptmann heute. Fischler habe die EU-Agrarpolitik grundlegend reformiert, habe Konzepte wie Nachhaltigkeit, Ausgleich natürlicher Nachteile oder die Abgeltung öffentlicher Leistungen der Bauern in diese Politik einfließen lassen - Konzepte, die gerade für Südtirols Bergbauern überlebenswichtig seien.

Auch Thomas Gruber, seit 2002 Intendant des Bayerischen Rundfunks, gehört zu den heutigen Ausgezeichneten, konnte allerdings an der Feier auf Schloss Tirol nicht teilnehmen. Gruber habe mitgeholfen, Südtirol eine Stimme nach außen zu geben. "Gerade ein kleines Land wie das unsere ist darauf angewiesen, dass es im Gespräch bleibt, dass darüber berichtet wird, um alte Freunde zu erhalten und neue dazu zu gewinnen", so Durnwalder heute. Den Medien komme in diesem Bereich eine besonders wichtige Rolle zu und in Thomas Gruber habe Südtirol stets einen Freund gehabt. 

Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat und zum EU-Parlament sowie – von 1987 bis 1990 – Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Sport war dagegen Hilde Hawlicek, die Landeshauptmann Durnwalder heute ebenfalls mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet hat. Sie habe Südtirol vor allem in der Aus- und Weiterbildung beigestanden. "Als es darum ging, in die Köpfe zu investieren, jungen Menschen eine Perspektive zu bieten und ihnen die Kompetenzen zu vermitteln, um diese Gesellschaft, diese Autonomie voranzubringen, hatten wir in der österreichischen Bundesregierung und in Ministerin Hawlicek verlässliche Partner", so Durnwalder.

Einer der wenigen gebürtigen Südtiroler unter den neuen Trägern des Großen Verdienstordens ist Franz Matscher, ehemaliger österreichischer Diplomat, Mitglied der Delegation bei den Südtirol-Debatten in der UN-Generalversammlung und Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. In Matschers Laudatio erinnerte der Landeshauptmann heute daran, dass mit dem Pariser Vertrag zwar die Grundlage für die Autonomie geschaffen, dass damit aber nicht allen Majorisierungsbemühungen ein Ende gesetzt worden sei. "Dafür bedurfte es erst der Umsetzung und bei dieser haben wir verlässliche Berater wie Franz Matscher gebraucht: vor der UNO, bei den Durchführungsbestimmungen zum Paket oder der Verankerung des Minderheitenschutzes in der italienischen Verfassung", so Durnwalder.

Der zweite heute ausgezeichnete gebürtige Südtiroler, danach Wahlmünchner und mittlerweile in Los Angeles beheimatet, war Giorgio Moroder. Der Komponist und Musikproduzent gilt als Erfinder der Synthesizer-Disco-Musik und prägte damit den Soundtrack der 80er Jahre, was nicht zuletzt über 150 goldene Schallplatten und drei Oscars (1979, 1983 und 1986) unterstreichen. "Es ist nur wenigen Bürgern dieses kleinen Landes vergönnt, über die Grenzen hinaus Berühmtheit zu erlangen, umso stolzer sind wir, wenn es einem gelingt", so Durnwalder. Südtirol habe Moroders Karriere immer aufmerksam und erfreut verfolgt, so der Landeshauptmann, der allerdings auch unterstrich, dass man Moroder den Verdienstorden nicht allein wegen seiner musikalischen Erfolge zuerkenne. "Wir verleihen Giorgio Moroder diesen Orden auch, weil er immer Südtiroler geblieben ist und damit zahllose Freunde für unser Land gewonnen hat", so Durnwalder.

Mit Alois Partl war heute auch ein Tiroler Altlandeshauptmann unter den Geehrten. Partl war von 1970 an Mitglied der Tiroler Landesregierung, bevor er 1987 Eduard Wallnöfer ins Amt des Landeshauptmanns nachfolgte, das er bis 1993 innehatte. Partl sei stets ein Verfechter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gewesen, so Landeshauptmann Durnwalder heute. "Du warst in der Arge Alp immer federführend und hast die Europaregion Tirol mit vorbereitet", so Durnwalder. Partl habe stets die gemeinsamen Tiroler Interessen hervorgehoben. "Und Du hast immer nach Lösungen gesucht, und zwar ohne zu unterscheiden, ob das Gebiet, dem sie zugute kommen, nun in Süd-, Nord- oder Osttirol liegt", so der Landeshauptmann. 

Mit Romano Prodi ist heute auch ein ehemaliger EU-Kommissionspräsident (1999 bis 2004) und italienischer Ministerpräsident (1996 bis 1998 und 2006 bis 2008) mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet worden. Dies, weil die Autonomie mit Prodi vorangebracht worden sei. "Mit ihm haben wir am Konzept der dynamischen Autonomie gearbeitet, einer Autonomie, die nicht mit der Streitbeilegung das Ende ihrer Entwicklung erreicht hat, sondern stetig an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst wird", so Durnwalder. Prodi habe sowohl als Ministerpräsident als auch als EU-Kommissionspräsident stets ein offenes Ohr für die Südtiroler Anliegen gehabt und nach Lösungen gesucht. "Das ist ein Zeichen dafür, dass Sie Südtirol mögen, seine Bürger und das friedliche Zusammenleben, das dieses Land kennzeichnet", so der Landeshauptmann.

Auch einem Amtskollegen konnte Landeshauptmann Durnwalder heute den Großen Verdienstorden des Landes Südtirol überreichen: Josef Pühringer, seit 1995 Landeshauptmann von Oberösterreich und "verlässlicher Partner Südtirols" (Durnwalder), wenn es etwa um die Zusammenarbeit im EU-Ausschuss der Regionen, in Kultur und Ausbildung gehe. Zudem habe man von Pühringer zahlreiche Anstöße für die Förderung von Forschung und Entwicklung bekommen. Schließlich verleihe man dem Landeshauptmann den Verdienstorden auch stellvertretend für das Land Oberösterreich, in dem nach der Option viele Südtiroler eine neue Heimat gefunden hätten.

Verliehen hat Durnwalder den Großen Verdienstorden heute auch an General Ivan Felice Resce, 2005 bis 2006 Kommandant der Alpinitruppen in Bozen. Er gilt als einer der Väter des Tauschgeschäfts zwischen Land und Verteidigungsministerium, in dessen Rahmen das Land in den Kasernenarealen Wohnungen für Berufssoldaten errichtet und im Gegenzug dazu Kasernenflächen in ganz Südtirol übernimmt. "Mit diesem Tauschgeschäft haben wir verhindert, dass mit den nicht mehr benötigten Militärarealen Spekulation betrieben wird, wir haben Druck vom Wohnbaumarkt genommen und dringend benötigte Flächen für Betriebsansiedlungen und neue Wohngebiete frei gemacht", so Durnwalder. "Ohne General Resce wäre dieses vorbildliche Tauschgeschäft nie zustande gekommen."

Als Vorsitzender der Messerschmitt-Stiftung, der größten privaten deutschen Denkmalschutzstiftung, hat heute Hans Heinrich von Srbik den Großen Verdienstorden des Landes Südtirol entgegen genommen. Die Messerschmitt-Stiftung hat zahlreiche Denkmalpflege-Projekte in Südtirol gefördert, darunter etwa solche in der Burg Hocheppan sowie in den Schlössern Karneid, Gandegg und Ehrenburg. "Will eine Minderheit überleben, braucht sie nicht nur gut ausgebildete junge Menschen, sie braucht auch nicht nur gelebte Werte, sondern sie braucht darüber hinaus Zeugen der Geschichte, die ihre Wurzeln lebendig machen", so Durnwalder. Die Messerschmitt-Stiftung mit von Srbik an der Spitze habe zahlreiche solcher baulichen Zeugen vor dem Verfall gerettet, vor allem dann, wenn die Landesregierung dabei an gesetzliche Grenzen gestoßen sei.

In Vertretung der Geehrten ergriffen heute Romano Prodi und Franz Fischler das Wort. Prodi zeigte sich "geehrt und berührt" von der Auszeichnung, die ihm wohl auch verliehen werde, weil er stets an zwei Prinzipien festgehalten habe: der Subsidiarität und dem Wissen um die Bedeutung einer weiteren Eingliederung aller Regionen in Europa. Er habe sich immer, wenn er mit Südtirol zu tun gehabt habe, dessen Besonderheiten vor Augen gehalten, und sei davon überzeugt, dass das friedliche Zusammenleben die einzig mögliche Zukunftsperspektive für junge Menschen sei. "Ich habe in diesem Zusammenhang Südtirol auch immer wieder als Beispiel genannt", so Prodi, der heute unterstrich, wie gut Südtirol sich in der Krise behauptet habe: "Sie beklagen heute eine Arbeitslosenquote von drei Prozent, eine Quote, die für die allermeisten Regionen Europas unerreichbar wäre", so Prodi, der seine Rede mit dem deutschen Begriff "zusammen" schloss: "'Zusammen' ist der Begriff, den wir uns stets vor Augen halten müssen, denn nur zusammen können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen."

"Viele glauben ja, Auszeichnungen seien eine Art Gegenrechnung für Geleistetes, dabei sind sie mehr ein Bonbon für die Seele: sie tun einfach gut", betonte dagegen Franz Fischler, der Südtirol gute Chancen attestierte, in einem Sympathie-Ranking unter Europas Regionen den ersten Rang einzunehmen. "Dieses Land liebt man einfach: wegen seiner Landschaft, seiner Kultur, seiner Gastfreundschaft, aber auch, weil man nicht vergisst, welch harte Zeiten es hinter sich hat", so Fischler. Südtirol und die Entwicklung seines friedlichen Zusammenlebens könne auch im europäischen Einigungsprozess Vorbild sein, ein Prozess, dessen Fortsetzung notwendig sei: "Entweder wir entwickeln Europa gemeinsam weiter, oder wir spielen weltpolitisch künftig nur noch eine marginale Rolle", so Fischler, der zudem betonte: "Dieser Orden unterstreicht nur eine Ambition, die alle Geehrten immer schon hatten: Südtirol immer vor uns herzutragen."

chr

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