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Beirat für Chancengleichheit: Mehr finanzielle Anreize für Vaterschaftsurlaub

LPA - Anläßlich des Weltfrauentages am 8. März hat sich der Beirat für Chancengleichheit mit dem vor acht Jahren in Kraft getretenen Gesetz zur Elternzeit auseinandergesetzt. Während in Nordeuropa der Vaterschaftsurlaub eine Selbstverständlichkeit ist, ist Italien europäisches Schlusslicht. Nur vier Prozent der Männer nehmen dieses Angebot in Anspruch. In Norwegen sind es 85 %. Schuld ist - bei einer Lohnfortzahlung von nur 30 % - der mangelnde finanzielle Anreiz. Der Beirat fordert vom Parlament eine Aufstockung der Lohnfortzahlung auf 80 % und von Land und Regionen Beiträge hierfür.

Auch Männer sollen die Möglichkeit haben, ihre Vaterschaft auszuleben

Alle Mitgliedsländer der EU haben Maßnahmen zur aktiven Vaterförderung einführen müssen und dies in den vergangenen Jahren auch mit zunehmendem Erfolg durchgesetzt. In Schweden hat sogar ein Ministerpräsident Vaterzeit in Anspruch genommen und kinderwagenschiebende oder windelwechselnde Väter sind in den skandinavischen Ländern eine Selbstverständlichkeit. "Die von der EU geforderte aktive Vaterförderung funktioniert überall", betont die Präsidentin des Beirates für Chancengleichheit, Julia Unterberger, "nur in Italien nicht".

Anläßlich des Weltfrauentages am 8. März hat der Beirat die Situation verschiedener Länder in Europa unter die Lupe genommen und verglichen. Das Ergebnis wurde heute, 7. März in einer Pressekonferenz vorgestellt. 

Italien ist Schlusslicht in Europa. Während in Island, Norwegen, Schweden, Dänemark, Frankreich, Belgien und mittlerweile auch in Deutschland immer mehr Männer die Gelegenheit zur aktiven Vaterschaft nutzen, ist in Italien der Prozentsatz der Männer, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, verschwindend klein. Die Ursachen sind zum einen kultureller, nach Dafürhalten des Beirats für Chancengleichheit, vor allem aber finanzieller Natur.

Das Gesetz Nr. 53 aus dem Jahr 2000 sieht insgesamt eine Elternzeit von 10 Monaten vor, die innerhalb des 8. Lebensjahr in Anspruch genommen werden können. Pro Elterteil können maximal sechs Monate beansprucht werden, nimmt der Mann drei Monate Vaterzeit, bekommen die Familien einen weiteren Monat dazu geschenkt.

Das Problem liegt in der Vergütung. Während für diese Monate in anderen Ländern eine Lohnfortzahlung zwischen 80 % und 100 % (in Deutschland 67 %) garantiert wird, sind es in Italien nur 30 %. Unterberger: "Noch immer aber ist es der Mann, der mehr Geld nach Hause bringt. Die Familie können es sich deshalb in den meisten Fällen gar nicht leisten."

Ähnliches gilt für die Teilzeit wie Zahlen aus Südtirol beweisen. Während Männer und Frauen ohne Kinder fast zu gleichen Anteilen Vollzeit arbeiten (Männer 93,3 %/ Frauen 91,9 %), ändert sich die Situation von Grund auf, wenn Kinder da sind: 95,5 % der Männer sind voll erwerbstätig, aber nur 40,3 % der Frauen, knapp 60 % arbeiten hingegen Teilzeit. Frauen beantragen Teilzeit hauptsächlich aus familiären Gründen, Männer aus anderen Gründen. In Südtirol bietet die lokale öffentliche Verwaltung zwar zusätzliche familienfreundliche Regelungen, allerdings, so Unterberger, nur für Frauen (Wartestand von 24 Monaten bis zum 8. Lebensjahr bzw. 24 Monate Freistellung nach dem Mutterschutz).

Anläßlich des Frauentages am 8. März möchte der Beirat für Chancengleichheit auch endgültig mit dem Klischee aufräumen, dass berufstätige Frauen weniger Kinder bekommen. In den nordeuropäischen Ländern beträgt die Beschäftigungsquote der Frauen zwischen 65 % und 80 % (Spitzenreiter ist Island mit fast 85 %). Der statistische Vergleich zeigt, dass mit der Anzahl der berufstätigen Frauen auch die Zahl der Geburten steigt. Auch hier liegt Island ganz vorn. Unterberger: "Italien ist hingegen ein weiteres Mal Schlusslicht mit einer Quote von knapp 45 % erwerbstätiger Frauen und der niedrigsten Geburtenrate in der EU." Solange in Italien nur 10 % Frauen im Parlament säßen, werde sich an dieser Situation laut Unterberger auch so schnell nichts ändern.

Die Landesrätin für Chancengleichheit betonte, dass es den Frauen ein Anliegen sei, dass auch Männer Erfüllung in der Vaterschaft finden können. "Machen wir uns ein gegenseitiges Geschenk: Wir lassen zu, dass die Männer ihre Vaterschaft und ihre Kinder genießen und erfüllt leben können und sie ermöglichen es uns, auch ein befriedigendes Berufsleben zu haben."

Aber, so zeigt die Bestandsaufnahme des Beirats für Chancengleichheit anläßlich des 8. März: Bis dahin ist es zumindest in Italien, noch ein weiter Weg.  

nd

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