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ASTAT-Studie zu "Lebensformen und Werthaltungen" vorgestellt

LPA - Die Einstellungen zur Arbeit, zu Ehe und Familie, die politische und soziale Beteiligung, das Verhalten in Sachen Alkohol und das religiöse Engagement hat das Landesstatistikinstitut ASTAT erhoben. Die Studie zu "Lebensformen und Werthaltungen" wurde heute, 1. Juni, im Beisein von Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur bei einer Tagung in Bozen vorgestellt. Laut Studie sind mehr als 90 Prozent der Südtiroler mit ihrem Leben "ziemlich" bis "sehr zufrieden". Befragt wurden fast 1000 Südtiroler.

LR Kasslatter Mur bei der Vorstellung der ASTAT-Studie zu Lebensformen und Werthaltungen (FOTO: LPA/Pertl)

Die von der Landesregierung in Auftrag gegebene Studie liefert ein umfassendes Bild davon, wie Südtiroler ihr Leben gestalten und auf welchen Werten sie dieses gründen. Nach den Grußworten von Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter und einer Einführung von ASTAT-Direkor Alfred Aberer Mur wurden die Ergebnisse der Studie von den Forscherinnen Irene Ausserbrunner und Angela Giungaio sowie vom Forscher Peter Koler im Detail vorgestellt.

Wie die Studie zeigt sind mehr als 90 Prozent der befragten Süd­tiroler mit ihrem Leben „ziemlich“ bis „sehr“ zufrieden. Auffallend ist der große Wunsch der Män­ner (immerhin 60,6 Prozent), mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Allerdings haben nur 5,3 Prozent aller Väter zumindest einige Wochen Vaterschaftszeit in Anspruch genommen und lediglich fünf Prozent arbeiten in Teilzeit, ob­wohl der Wunsch nach reduzierten Arbeits­zeiten durchaus vorhanden ist.

Was die Arbeit anbelangt, zeigen sich deutliche geschlechterspezifische Unterschiede. Während die Elternschaft die Arbeitsbiografie des Mannes weitgehend unverändert lässt, ist sie hingegen im Berufsleben der Frau ein Wendepunkt. Kinderlose Männer und Väter bekleiden fast gleich oft eine Vollzeitstelle (93,3 Prozent bzw. 95 Prozent). Bei den Frauen sinkt der Anteil der Vollzeit mit der Mutterschaft von 91,9 Prozent auf 40,3 Prozent drastisch ab. Der Wunsch nach einer Teilzeitstelle ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern stark vorhanden. 21 Prozent der Männer und 65,2 Prozent der Frauen würden gerne eine Teilzeitstelle bekleiden bzw. gar keiner Erwerbstätigkeit nachgehen.

98,8 Prozent der Befragten definieren Familie als „verheiratetes Paar mit Kindern“, 77,7 Prozent sehen auch ein unverheiratetes Paar mit Kindern als Familie an. Als wesentlich für eine gelungene Partnerschaft gelten gegenseitiger Respekt und Anerkennung, Treue sowie eine gute und offene Kommunikation untereinander. Die Ehe hat für drei Vier­tel aller befragten Personen - egal welchen Alters - noch immer einen hohen Stel­lenwert. Die Grundeinstellung zu Kindern ist generell positiv.

Für mehr als die Hälfte der Männer sind Fa­milie und Beruf gut vereinbar, für mehr als die Hälfte der Frauen hingegen nur mit viel Geschick und Organisation bzw. gar nicht.

Die Vorstellungen zur Gestaltung des Fami­lienlebens sind zwar partnerschaftlich, in der Realität folgen einer Familiengründung aller­dings tradierte Muster: Frauen übernehmen nach wie vor den maßgeblichen Anteil der Arbeit im Haushalt.

Um den Spagat zwischen Familie und Beruf hinzukriegen, wünschen sich die meisten finan­zielle Unterstützung von Seiten der öffent­lichen Hand. Darauf folgen Maßnahmen des Arbeitgebers und Dienstleistungsangebote. An letzter Stelle werden strukturelle Maß­nahmen in Form von mehr Kinderhorten oder Kindergärten und Kleinkindertagesstätten gefor­dert.

Auch im Bereich der Altersvorsorge und Altenbetreuung  werden Maßnahmen gewünscht, und zwar Hauspflegedienste (81,6 Prozent), finanzielle Un­terstützung (53,1 Prozent) sowie Alters- und Pfle­geheime (47,5 Prozent). Darauf folgen Tages­pflegeheime (31 Prozent), Einführung der Pfle­gesicherung (28,3 Prozent), unbezahlter Warte­stand zwecks Betreuung (22,4 Prozent) und als letztes Palliativzentren (elf Prozent).

Bei den Konfliktsituationen in der Familie erwiesen sich soziale, psychische und ökonomische Ge­walt als weitaus häufiger als körperliche und sexuelle. 13 von 100 Frauen und 5 von 100 Männern haben laut Studie in ihrer Kindheit/Jugend sexuelle Gewalt in irgendeiner Form erfahren. 7,2 Prozent der Männer und 8,2 Prozent der Frauen be­haupten, mit ihrem derzeitigen Partner ir­gendeine Form körperlicher Gewalt erfahren zu haben.

In Bezug auf Alkohol sagten 92,8 Prozent der Befragten, dass „Jugendliche unter 16 leicht Alkohol bekommen, obwohl dies vom Gesetz verbo­ten ist“, zutreffend für den Bereich der Wie­senfeste, Bälle und Partys ist. Auch in Bars und Gasthäusern (84,6 Prozent) sowie in Geschäf­ten und Supermärkten (84,9 Prozent) gab es hohe Zustimmungsraten. 89,9 Prozent aller Befragten sind mit ihrem eigenen Trinkverhalten zufrieden und möchten nichts daran ändern.

In punkto Politik sagen 37,4 Prozent der Befragten, dass sie bei dem, was in der Gemeindepolitik passiert nicht mitreden können. 66 Prozent glauben bei der gesamtstaatlichen Poli­tik nichts zu sagen zu haben und 53,7 Prozent bei der Landespolitik.

Als Probleme unter denen Südtirol zu leiden hat, wurden die zu hohen Lebenshaltungskosten (96,5 Prozent) und Probleme im Zusammenhang mit der Wohnungsnot (88,5 Prozent) genannt. In der Rangordnung der aufgezeigten Probleme folgen der Verkehr (lokaler Verkehr und Transitverkehr 86,8 Prozent) sowie Luftverschmutzung und Lärmbelastung (86 Prozent). Als problematisch empfunden werden auch die Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern (80,6 Prozent) und die Verbauung der Landschaft (80,1 Prozent).

Drei Viertel der Befragten wün­schen eine Anpassung der Kirche an ge­sellschaftliche Erfordernisse. Die höchste Zustimmung findet die Kirche für ihre Antworten auf spirituelle Fragen bzw. Fragen zum Sinn des Lebens (77,5 Prozent), zur Ethik und Moral allgemein (65,5 Prozent). Weniger einflussreich wird die Haltung der Kirche in Bezug auf das Familienleben  wie Erziehung oder Paarbeziehung (47,6 Prozent) oder auf gesellschaftliche Probleme (34,3 Prozent) erachtet. Religion wird  zwischen Verweltlichung und Abkehr vom Weltlichen gelebt. Es zeichnet sich eine Übergangsphase ab, wobei sich traditionelle religiöse Überzeugungen mit neuem religiösem Verhalten, das sich zunehmend individualisiert, abwechseln.

SAN

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