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LR Frick stellt Kaufkraftstromanalyse 2006 vor

LPA - Die Kaufkraft, die nach Südtirol fließt, ist doppelt so groß, als jene, die über die Landesgrenzen abfließt. Dies geht aus der Kaufkraftstromanalyse 2006 hervor, die Handelslandesrat Werner Frick heute (Mittwoch, 2. Mai) gemeinsam mit Stefan Lettner vom Forschungsinstitut Cima Österreich in Bozen vorgestellt hat.

Bei der Kaufkraftstromanalyse 2006 handelt es sich um die bisher umfassendste Studie zu den Kaufkraftströmen im Einzelhandel. Das Handelsressort des Landes hatte das Institut Cima Österreich mit der Untersuchung der Kaufkraftströme betraut. Insgesamt 5000 Haushalte wurden 2006 über ihr Kaufverhalten befragt. Untersucht wurden dabei die grenzüberschreitenden Kaufkraftströme, aber auch die Kaufkraftströme innerhalb der Südtiroler Bezirksgemeinschaften.

„Die Ergebnisse belegen, dass einerseits Kaufkraftabflüsse über die Landesgrenzen, insbesondere in großflächige Einkaufszentren in Österreich festzustellen sind“, so Landesrat Werner Frick, der aber auch mit Nachdruck darauf hinwies, dass auf der anderen Seite vor allem dank des Tourismus` enorm viel Kaufkraft nach Südtirol ströme. Der Gesamtsaldo der landesüberschreitenden Kaufkraftströme sei daher deutlich positiv.

Die Kaufkraft Südtirols beträgt 3,7 Milliarden Euro. Davon fließen - im Sinne der heute präsentierten Studie - 488 Millionen Euro (13 Prozent) über die Landesgrenzen ab, 87 Prozent (3,2 Milliarden Euro) verbleiben im Land. Insgesamt verzeichnet der Südtiroler Einzelhandel einen Zufluss von einer Milliarde Euro, wobei etwa zwei Drittel der Kaufkraft-Zuflüsse den Urlaubsgästen zu verdanken sind und ein Drittel von Einkaufsfahrten von Konsumenten aus benachbarten Ländern.

Wenn man nun den Kaufkraftzufluss in der Höhe von einer Milliarde zur Südtiroler Kaufkraft hinzuzählt, die im Land bleibt, gibt das ein Ergebnis von 4,27 Milliarden Euro als Kaufkraft, die in Südtirol wirksam wird und dem Einzelhandelsumsatz entspricht. Würden nun die abfließenden 488 Millionen Euro hinzugezählt, bedeutet das eine potentielle Kaufkraft von 4,75 Milliarden Euro. Auf diese berechnet, fließen zehn Prozent ab, 22 Prozent zu und 68 Prozent bleiben im Land.

Als Hauptgründe der Zuflüsse erhob die Analyse „Atmosphäre beim Einkauf“, „gewünschter Artikel nur in Südtirol erhältlich“, „bessere Qualität der Waren“ und „Preis“.

Die erhobenen Hauptargumente für die Kaufkraft-Abflüsse in benachbarte Länder waren unterschiedlich, je nachdem, ob die Konsumenten zu Hause oder vor Ort befragt wurden: So ergab die telefonische Befragung des Institutes CIMA, dass ein Drittel der befragten Haushalte (rund 30 Prozent) wegen der „günstigeren Preise“ Einkaufszentren im benachbarten Ausland aufsuchen. Weitere Hauptgründe waren die „bessere Auswahl“ und die „Verfügbarkeit alles unter einem Dach“.

Zu anderen Ergebnissen kommt das Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) bei einer Befragung der Südtiroler Kunden im Einkaufszentrum DEZ in Innsbruck und in Affi: Diese nannten vor allem die Einkaufsmotive „Alles an einem Ort verfügbar“, „Warensortiment“ und „Parkmöglichkeit und Erreichbarkeit“.

„Das zeigt, dass bei telefonischen Befragungen zu Hause häufig Erwartungen eine gewisse Rolle spielen“, so Frick. Bei der Vorortbefragung falle die konkrete Einkaufserfahrung ins Gewicht. So nannten bei der WIFO-Befragung im DEZ 14,4 Prozent der Südtiroler Konsumenten den „Preis“ als „Hauptvorteil beim Einkaufen gegenüber Südtirol“ und in Affi 22,2 Prozent der Befragten.

„Am besten gelingt es den Bezirksgemeinschaften Bozen, Burggrafenamt und Eisacktal, die im Bezirk vorhandene Kaufkraft in der eigenen Bezirksgemeinschaft zu binden: Die Kaufkraft-Eigenbindung macht dort mehr als 80 Prozent aus“, so Lettner vom Forschungsinstitut Cima. Die Bezirksgemeinschaften Überetsch-Unterland und Salten-Schlern verzeichnen hingegen eine Kaufkraft-Eigenbindung von 62 und 47 Prozent. Die höchsten Kaufkraft-Zuflüsse aus Österreich registriert das Wipptal mit 38 Prozent.

„Die Studie ist ein Kompass für die Südtiroler Handelspolitik“, sagt Frick. „Die bisher eingeschlagene Richtung war richtig. Durch unsere Raumordnung konnten wir in Südtirol großflächige Einzelhandelsentwicklungen 'auf der grünen Wiese' vermeiden. Um die Entscheidung beneidet uns halb Europa.“ Diesen Kurs müsse Südtirol beibehalten, denn in vielen europäischen Ländern seien die Auswirkungen einer planlosen Raumordnungspolitik drastisch sichtbar und Ortszentren und Innenstädte würden zunehmend veröden, so Frick. Ziel des Handelslandesrates bleibt weiterhin die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen kleinen, mittleren und großen Handelsflächen. „Große Flächen müssen programmiert werden, um nicht kleine und mittlere zu zerstören und dürfen nur in Ballungszentren errichtet werden. Aber: Der Handel soll sich auch weiter entwickeln können“, so Frick.

Der Südtiroler Einzelhandel ist in den letzten Jahren stark gewachsen: Die Verkaufsflächen im Einzelhandel sind zwischen 2002 und 2006 um 20 Prozent gestiegen, in der Großverteilung (über 500 Quadratmeter Verkaufsfläche) gar um nahezu 100 Prozent. „Wer glaubt, dass Südtirol wenig Handelsflächen hat, der irrt. Südtirol hat um 50 Prozent mehr Detailhandelsflächen pro 1000 Einwohner als Italien und beispielsweise fast doppelt so viel die Provinz Verona“, so Frick.

Allerdings sei auch auf die Daten zu den Kaufkraftabflüssen Bedacht zu nehmen, so Frick. „Der Kaufkraftabfluss ist weniger auf die fehlende Verfügbarkeit neuer Handelsflächen zurückzuführen, sondern hängt wahrscheinlich mit dem fehlenden großen Einkaufszentrum zusammen“. Das geplante Einkaufszentrum in Bozen könne und müsse diese Lücke im Angebot schließen, so Frick.

Diese Studie ist der erste Teil einer zweistufigen Beauftragung. Im zweiten Teil der Untersuchung werden die Kaufkraftströme zwischen 24 definierten Orten untersucht. Die Studie wird im Sommer 2007 abgeschlossen.

jw

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