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Gegen ökonomische Gewalt: Sensibilisierungskampagne vorgestellt
LPA – Kein Haushaltsgeld, ein gesperrtes Bankkonto oder Schwarzarbeit, um sich vor den Unterhaltszahlungen zu drücken: Das sind nur einige Formen von ökonomischer Gewalt in der Familie. Die Landesrätin für Chancengleichheit Luisa Gnecchi hat heute (24. November) gemeinsam mit Julia Unterberger und Alessandra Spada die Sensibilisierungskampagne zu diesem oft verkannten gesellschaftlichen Problem vorgestellt.
Der 25. November ist von den Vereinten Nationen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen worden. In Südtirol nehmen der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro diesen Tag zum Anlass, um mit einer Sensibilisierungskampagne auf das verkannte Problem der ökonomischen Gewalt hinzuweisen. „Viele Frauen“, so Landesrätin Gnecchi bei der Vorstellung der Kampagne, „entscheiden sich für die Familie und gegen eine Karriere im Beruf. Dadurch verzichten sie oft auf ein eigenes Einkommen und sind finanziell von ihrem Partner abhängig. Diese Abhängigkeit mündet oft in ökonomischer Gewalt. Auf dieses verkannte Problem wollen wir mit unserer Sensibilisierungskampagne hinweisen“.Über einen längeren Zeitraum machen der Beirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro ab dem 25. November in den größten Gemeinden Südtirols mit Großplakaten, A4-Plakaten und Postkarten auf die ökonomische Gewalt Frauen gegenüber aufmerksam. Doch was ist ökonomische Gewalt eigentlich und warum betrifft sie vorwiegend Frauen? Diese besondere Form der Gewalt spielt sich meist unbemerkt hinter den dicken Mauern des scheinbar trauten Heimes ab. Eine finanziell von ihrem Mann abhängige Frau wird ihrer Unabhängigkeit beraubt und ausgenützt.
Das Alleinverdiener-Familienmodell ist bei Familien mit Kindern immer noch vorherrschend und begünstigt die ökonomische Gewalt. „Das italienische Familienrecht sieht keine Ansprüche des nicht erwerbstätigen Partners gegenüber dem Erwerbstätigen auf einen Teil des Einkommens vor. Diese Konstellation fördert zwangsläufig die Abhängigkeit des erwerbslosen Partners. Ökonomische Gewalt ist vorprogrammiert. Weil diese Gewaltform gerade auf dem Faktor Geld basiert, ist es vielen Frauen unmöglich, die Gewaltbeziehung zu beenden. Deshalb bedarf es massiver Öffentlichkeitsarbeit und einer Sensibilisierung der Bevölkerung“, ist Julia Unterberger, die Vorsitzende des Landesbeirates für Chancengleichheit, überzeugt.
Mit einer besorgniserregenden Zahl verdeutlichte Alessandra Spada, die Vizepräsidentin des Beirates, dass die ökonomische Gewalt bei weitem kein Randproblem ist: „Eine Erhebung in der Emilia Romagna hat ergeben, dass 40 Prozent der Frauen, die sich an Frauenhäuser wenden, Opfer von ökonomischer Gewalt sind“.
Am kommenden Samstag, 26. November organisiert der Landesbeirat für Chancengleichheit eine Fachtagung zum Schutz vor ökonomischer Gewalt in unserer Rechtsordnung. Die Tagung findet im Innenhof des Palais Widmann in Bozen statt und richtet sich in erster Linie an Juristen. Auch die neueste Nummer von „ëres – frauenINFOdonne“, der Informationsschrift des Landesbeirates, beschäftigt sich mit der ökonomischen Gewalt. Weitere Informationen zum Thema sind unter der Rufnummer 0471 411180, der E-Mail-Adresse frauenbuero@provinz.bz.it oder der Faxnummer 0471 411189 im Frauenbüro im Palais Widmann, Crispistraße 3 in Bozen, erhältlich.
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