Wirtschaft | 22.11.2005 | 17:10

LR Frick auf Nahversorgertagung: „Einzelhandel nur in Zentren“

LPA - Tante Emma ist zurück: Der Laden am Eck kann durchaus den Discount-Geschäften Stand halten, wenn die Politik einen soliden rechtlichen Rahmen vorgibt und der Laden fachgemäß geführt und beworben wird. So lautet das Fazit der Tagung zur Nahversorgung, die das Assessorat für Handel heute, 22. November in der Eurac in Bozen organisiert hat.

„Für den Handel ist entscheidend, dass die Urbanistik den Einzelhandel nur in den belebten Zentren erlaubt. Diese Linie werde ich weiterhin verteidigen“, sagte Handelslandesrat Frick in seiner Eröffnungsrede. „Im Sinne einer modernen Handelsordnung ist mein Credo ein gesundes Gleichgewicht zwischen kleinen, mittleren und großen Flächen.“ Frick will im Handel den eingeschlagenen „Südtiroler Weg“ gemeinsam mit den Kaufleuteorganisationen weiter führen. „Wir werden uns bedingungslos für die Aufrechterhaltung der Nahversorgung einsetzen, denn Nahversorgung ist Lebensqualität“, stellte Frick unmissverständlich klar. „Während in Südtirol in der Nahversorgung mit rund 7000 Einzelhandelsbetrieben gut abschneidet, findet in anderen Ländern bereits ein Ladensterben statt“, betont Frick. Zwölf Prozent der Gemeinden im Arge-Alp-Raum haben keine Nahversorger mehr.

Das Hauptreferat mit dem Titel „Discounter – Gefahr für die Nahversorgung?“ hielt heute Wolfgang Gröll von der „BBE Handelsberatung“ in München. Die Hauptursachen für den Rückgang kleiner Verkaufsflächen sieht Gröll im Generationenproblem, in der Veränderung der Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher, in der fehlenden Professionalität und in der allgemeinen Meinung, groß sei mit billig gleich zu setzen. Gröll nannte konkrete Möglichkeiten, Tanta-Emma-Läden mit neuem Leben zu füllen, etwa mit Zusatzfunktionen wie Fotokopierdienst, Fotothek oder Partyservice. „Mit einer guten Preispolitik – die Grundnahrungsmittel Butter, Mehl. Zucker dürfen nicht teurer sein als anderswo –, mit Marketing-Aktionen, gutem Service, regelmäßigen Neuigkeiten und herzlichem Personal haben Tante-Emma-Läden eine gute Chance, neben den Discountern zu bestehen“, sagte Gröll.

„Ohne Handel stirbt der Ort“, erklärte Stefan Lettner vom Forschungsinstitut Cima in Ried im Innkreis in Österreich. Der Handel sei der stärkste Belebungsgrund in einem Ort. Er machte darauf aufmerksam, dass viele Orten in Österreich ohne Läden dastünden. Er führte dies auf den Strukturwandel, die starke Zunahme von Discountern, veränderte Lebens- und Konsumentengewohnheiten und die Wettbewerbsverzerrung zwischen Ortszentren und „Grüne-Wiesen-Lagen“ zurück. Südtirol müsse seine rigide Raumordnungspolitik fortsetzen. Halb Europa blicke neidvoll auf Südtirol, so Lettner. Lettner hat gemeinsam mit Luciano Pilati vom Insitut Sister in Trient im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer die Nahversorgung in den Mitgliedsländern analysiert.

Auch Südtirols Gemeinden kämpfen gegen das Ladensterben, erklärten die Vize-Bürgermeister der Gemeinden Martell, St. Lorenzen und Tramin. Die Gemeinden wurden im Rahmen der Nahversorgungsuntersuchung auf deren Stärken und Schwächen analysiert. Gemeinsam mit dem Institut Cima haben die Gemeindenvertreter einen Maßnahmenkatalog erarbeitet. Mit konkreten Aktionen wollen die Orte die Nahversorgung in den Orten aufrechterhalten werden.

Die Unterstützung zur Aufrechterhaltung der Nahversorgung in Südtirol sicherte Walter Amort, Präsident des Verbandes für Kaufleute und Dienstleister zu, ebenso wie Gianni Mantoanello, Präsident der Confesercenti. Der Handel dürfe weiterhin nur in den belebten Zentren stattfinden. Auch riefen die beiden Präsidenten die Medienvertreter auf, die breite Öffentlichkeit über das differenzierte Handelssystem in Südtirol zu informieren und dieses mehr in den Vordergrund zu stellen.

ohn

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