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LH Durnwalder zum Kriegseintritt Italiens vor 90 Jahren
LPA - Am 23. Mai 1915 erklärte Italien der österreichisch-ungarischen Monarchie den Krieg. Das Kronland Tirol, das von Kufstein bis an den Gardasee reichte, wurde damit unmittelbarer Kriegsschauplatz. Der Erste Weltkrieg endete mit dem Untergang Österreich-Ungarns. Darauf folgte die Annexion des heutigen Südtirols durch Italien. Zu diesem Anlass übermitteln wir folgende Erklärung von Landeshauptmann Luis Durnwalder.
„Vor 90 Jahren leitete die Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn die größte Veränderung in der Südtiroler Geschichte ein. Der Erste Weltkrieg, die ‚Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts’, brachte die Schrecken des Krieges an die Grenzen unseres Landes. An der Dolomitenfront starben viele Tausende auf beiden Seiten. Das Elend des Krieges bekamen aber nicht nur die Soldaten an der Front, sondern vor allem auch die Alten, die Mütter und die Kinder, die zu Hause den Alltag bewältigen mussten, zu spüren. Der Krieg griff massiv in alle Lebensbereiche ein.Das erste maschinelle Töten in der Geschichte nahm an der Südtiroler Front zwar nicht die Formen an, wie bei den Isonzoschlachten, in Galizien oder an der Westfront, dennoch mussten tausende Tiroler und Italiener in einem für heutige Verhältnisse unvorstellbaren Kampf auf Berggipfeln und Gletschern ihr Leben lassen. Obwohl die Tiroler Grenze militärisch nicht durchbrochen wurde, kamen das Trentino und der südliche Teil Deutsch-Tirols zu Italien. Die Annexion Südtirols nach dem unheilvollen Krieg bedeutete für die Tiroler südlich des Brenners den Abschied vom Vaterland. Dieser Abschied war in vielerlei Hinsicht schmerzvoll und hat maßgeblich am Aufbau von Feindbildern beigetragen.
Ohne das Wissen über diesen Krieg ist auch die Zeitgeschichte Tirols und damit die heutige Realität nicht zu verstehen. Die Erinnerung an das Kriegsgeschehen, das Überwinden von Feindbildern, Austausch und Selbstreflexion sind unverzichtbar für eine langfristige Friedenssicherung. Das Ende des Ersten Weltkrieges bildete den Ursprung eines Geschichtsbildes, das durch die Jahre der faschistischen Diktaturen ein vor allem der jeweils anderen Sprachgruppe gegenüber negativ eingestelltes war. Erst die Jahrzehnte der Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg – selbst diese waren von einiger Gewalt und Unrecht begleitet - haben eine langsame Aufweichung alter Feindbilder ermöglicht.
Doch auch heute besteht noch die Gefahr, dass durch Verallgemeinerungen und dem Schüren von Vorurteilen der Frieden zwischen den Sprachgruppen beeinträchtigt wird. Alte Denkmustern waren lange genug dem Frieden in unserem Land im Wege. Gehen wir aufeinander zu und akzeptieren die Eigenheiten der Menschen, die in Südtirol leben. Am Erfolgsmodell Südtirol haben alle mitgearbeitet.“
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