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LH Durnwalder zum Kriegsende vor 60 Jahren
LPA – Am 2. Mai 1945 um 14 Uhr kapitulierten die deutschen Streitkräfte in Norditalien. Die Waffenstillstandsbedingungen wurden in Bozen ausgehandelt. Im Folgenden übermitteln wir eine Erklärung von Landeshauptmann Luis Durnwalder zum Kriegsende vor 60 Jahren.
„Um 14 Uhr des 2. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg auch in Südtirol. Im Bozner Herzogspalast hatten die deutsche Wehrmacht und die SS mit den Alliierten die Kapitulation ausgehandelt. Bozen und damit ganz Südtirol rückten am Ende des Krieges so noch einmal in den Mittelpunkt des Geschehens. Unser Land war zum Glück nie unmittelbare Frontlinie.Ihren Tribut forderten die unseligen Jahre trotzdem: Ab 1939 rückten über 26.000 Südtiroler zur Wehrmacht und zur Waffen-SS ein – freiwillig oder per Zwangsrekrutierung. Andere kamen zum italienischen Militär. Südtiroler kämpften an allen Fronten. 8400 kehrten von den Schlachtfeldern nicht mehr zurück.
Doch auch vor der Heimat machte die Schreckensherrschaft der faschistischen Diktaturen nicht Halt: 350 Behinderte wurden ermordet, 60 Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde von Meran starben in den Konzentrationslagern, etliche Südtiroler wurden aus politischen Gründen eingesperrt und mussten die Haft mit dem Leben bezahlen. Hunderte kamen durch die Bombenabwürfe der Alliierten um.
Im Mai 1945 war die Zeit des Krieges vorbei. Den Südtirolern blieb in jenen Tagen das Schicksal der Vertreibung erspart. Anders als Millionen anderen „Volksdeutschen“ in Schlesien, Preußen oder Russland. Das unselige Optionsabkommen zwischen Hitler und Mussolini im Juni 1939 hätte auch den Südtirolern beinahe die Heimat gekostet. Dafür, dass wir auch nach 1945 in unserem Land bleiben konnten, müssen wir dankbar sein.
Vom Krieg gezeichnet, oft nur mehr das eigene Leben besitzend bauten die Südtiroler ihre Heimat wieder auf. Heute - nach 60 Jahren – ist Südtirol ein Land des Friedens und der Solidarität. Wie viel Schweiß und Entbehrungen die Kriegsgeneration dafür aufbringen musste, um den heutigen Wohlstand zu erreichen, ist besonders von jenen kaum nachvollziehbar, die die so genannte ‚Gnade der späten Geburt’ erfahren durften.
Die Kriegsgeneration musste nach dem Krieg nicht nur die von den Bomben aufgeworfenen Gräben zuschütten, Ruinen abreißen und Schutt verräumen. Die viel mühsamere und langwierigere Arbeit bestand darin, die Fundamente für eine neue Gesellschaft zu legen. Dieser Prozess dauerte mehrere Jahrzehnte und war nicht frei von Unrecht und Gewalt. Heute steht auf diesem Fundament das Haus Südtirol, erbaut nach den Plänen des Autonomiestatutes von 1972. Dieses Haus erstrahlt in frischem Glanz, in ihm Leben Deutsch-, Italienisch- und Ladinischsprachige Tür an Tür.
Das Land Südtirol will mit einer Reihe von Veranstaltungen, die bis in den Oktober hineinreichen, die Erinnerung an die Zeit vor 60 Jahren wach halten. ‚Rückkehr ins Leben’ ist der Sammelbegriff, unter dem die Landesverwaltung ihre Initiativen – die in Zusammenarbeit mit Gemeinden, Institutionen und Vereinen entstanden sind – stellt. Im Mittelpunkt steht die Ausstellung zur Befreiung der Geiseln am Pragser Wildsee. Stellvertretend für viele ähnliche Begebenheiten gegen Kriegsende steht der Pragser Wildsee für einen Neubeginn, eine Entlassung in die Freiheit. Erinnern wir uns daran und schützen dieses kostbare Gut.
Auch wir Südtiroler dürfen nie vergessen, dass die Freiheit und der Friede keine Selbstverständlichkeiten sind. Bemühen wir uns deshalb im Umgang mit unseren Mitbürgern Grundwerte wie Toleranz, Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität zu fördern.“
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