News 2015
Europatag: Vorträge und Diskussion zu EU und Autonomie
Die Auswirkung der EU-Politiken auf territoriale Autonomien, besonders auf Südtirol, Åland und Ostbelgien, standen im Mittelpunkt einer Tagung, die am heutigen Europatag in Bozen stattgefunden hat.
Zum heutigen Europatag haben das Informationszentrum Europe Direct Südtirol der Landesabteilung Europa, das Center for Autonomy Experience der Eurac Research und der Club Alpbach Südtirol Alto Adige (Casa) zu einer Fachtagung über die Auswirkung der EU-Politiken auf territoriale Autonomien mit besonderem Blick auf die Minderheitenregionen Südtirol, Åland und Ostbelgien in die Conference Hall der Eurac geladen. Dabei ging es um die Frage, welche Chancen und Vorteile die EU-Mitgliedschaft den Autonomien bringt, aber auch welche Risiken die Europäische Union für selbstverwaltete Territorien birgt.
Esther Happacher von der Universität Innsbruck beleuchtete das Verhältnis der Europäischen Union zu Südtirol, Susann Simolin von der Åbo Akademi University Turku / The Åland Islands Peace Institute nahm die Beziehung der EU zu den Ålands, einer der ältesten Autonomien Europas, unter die Lupe und Nicole De Palmenaer vom Studiendienst des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft berichtete über die Wechselwirkungen zwischen der Europäischen Union und Ostbelgien.
Vorteile, aber auch Herausforderungen für Südtirol
Wie Esther Happacher betonte, habe das Friedensprojekt Europa für Südtirol eine besondere Bedeutung. Durch die Abschaffung der Personenkontrollen an der Grenze zwischen Italien und Österreich vor über 25 Jahren sei die Staatsgrenze am Brenner zu einer bloßen Verwaltungsgrenze geworden, die heute für die Menschen kaum noch spürbar sei. Die europäische Einigung stelle Südtirol aber auch vor Herausforderungen hinsichtlich Kompetenzen und Handlungsspielräumen. Insgesamt berge die EU für Südtirol mehr Chancen als Risiken. Im Rahmen der Fachtagung in der Conference Hall der Eurac Research wurde der Frage nachgegangen, wie viel territoriale Differenziertheit in Europa Platz finden könne, und Vergleiche über die Beziehung der EU zu Südtirol, Ålands und Ostbelgien gezogen.
Politik und Wissenschaft diskutieren
Im Anschluss an die drei Impulsreferate diskutierten am Runden Tisch Landeshauptmann Arno Kompatscher, Alice Engl und Gabriel von Toggenburg über folgende Fragen: Welche Vorteile und Chancen bringt die EU-Mitgliedschaft den obgenannten Autonomien? Welche Risiken birgt Europa für selbstverwaltete Territorien? Inwiefern unterscheidet sich das Verhältnis der Europäischen Union zu Südtirol, Åland und Ostbelgien? Der Runde Tisch wird vom Präsidenten des Club Alpbachs Südtirol Alto Adige, Simon Mariacher moderiert.
Der Europatag
Am 9. Mai 1950 schlug der damalige französische Außenminister Robert Schuman in einer Rede, heute bekannt als die Schuman-Erklärung, in Paris die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) vor. Auf diese Weise sollte ein weiterer Krieg zwischen den einstigen Erzrivalen Frankreich und Deutschland nach dem Wortlaut der Schuman-Erklärung "nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich" gemacht werden. Damit war der Grundstein für eine neue Form der politischen Zusammenarbeit in Europa gelegt, die Freiheit und Wohlstand für alle bringen sollte. Die EGKS (Gründungsmitglieder: Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande) war die erste einer Reihe supranationaler europäischer Institutionen, die schließlich zur heutigen Europäischen Union wurden. Deshalb wird seitdem jedes Jahr am 9. Mai der Europatag für Einheit und Frieden gefeiert.
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red/jw